Unnas wichtigstes Museum in Gefahr Gehen in der Lindenbrauerei bald die Lichter aus?

Lichtkunst vor ungewisser Zukunft: Trägerverein droht mit Kündigung
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Es gilt als Alleinstellungsmerkmal der Kulturstadt Unna und als einzige Einrichtung von wirklich überregionaler Bedeutung: Das Zentrum für internationale Lichtkunst ist in der Kulturwelt anerkannt und wird auch von den Verantwortungsträgern der Stadt gerne gelobt.

Mit rund 27.000 Besuchern erzielte das Museum erst im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis. Trotzdem steht es nun vor einer ungewissen Zukunft. Der Trägerverein droht mit seinem Ausstieg – was auch als Folge mangelnder Unterstützung durch die Stadt gesehen werden kann.

Dr. Jochen Stemplewski ist Vorsitzender des Trägervereins für das Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna.
Dr. Jochen Stemplewski ist Vorsitzender des Trägervereins für das Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna. © UDO HENNES

Anfang Februar hat der Vorstand des Trägervereins die Stadtverwaltung über einen Beschluss seiner Mitglieder in Kenntnis gesetzt. Darin kündigt der Verein eine Kündigung seiner Verträge mit der Stadt für Ende 2025 an. Einen Notausgang lässt der Verein allerdings: Ob die Kündigung dann tatsächlich ausgesprochen wird, hänge auch davon ab, was sich in diesem Jahr tut, um das Lichtkunstmuseum zukunftsfähig zu machen. Aber auch dabei gehe es nicht um die Frage, ob der Verein die Trägerschaft für das Zentrum abgibt, sondern eher darum, wie er das macht.

Förderverein ja, Trägerverein bitte nicht mehr

Der Verein wolle sich gerne als Freundeskreis oder Förderverein für das Lichtkunstzentrum einsetzen. Doch die Trägerschaft des Zentrums wolle er abgeben. Das bestätigt der Vorsitzende Dr. Jochen Stemplewski nun im Gespräch mit unserer Redaktion. „Eigentlich war der Verein als Übergangslösung gegründet worden, bis es eine größere Lösung gibt, für die auch die Wirtschaft mit ins Boot geholt werden sollte. Aber dazu kam es dann nicht, und weil es ja irgendwie lief mit dem Verein, ist es dabei geblieben“, blickt Stemplewski zurück. Inzwischen hat der Verein die Trägerschaft für das Lichtkunstzentrum seit fast 22 Jahren inne. „Wir kommen da aber immer mehr an unsere Grenzen.“

Mit dieser Einschätzung stehen Dr. Stemplewski und die Vereinsmitglieder nicht allein da. Schon im vergangenen Jahr hat es Gespräche mit Vertretern von Stadt, Kreis und Landschaftsverband Westfalen-Lippe gegeben, um ein neues Trägermodell zu entwickeln. Und augenscheinlich herrschte Einvernehmen darüber, dass die Vereinsträgerschaft tatsächlich kein Zukunftsmodell ist. Nur: Für eine andere Lösung müsste die Stadt erst einmal einige Versäumnisse aus der Vergangenheit ausräumen.

Immobilie lange stiefmütterlich behandelt

Sie sind vor allem baulicher Art. Hauptsächlich befindet sich das Zentrum für internationale Lichtkunst in Kellerräumen der Lindenbrauerei. Die Liegenschaft, die nach dem Betriebsende der Brauerei von der Stadt Unna gekauft worden ist, ist über 100 Jahre alt. Und selbst die Stadtverwaltung räumt ein, dass „Investitionen in die bauliche Substanz (...) weitgehend unterblieben sind“. Welche Sanierungsbedarfe nun konkret bestehen und welche Kosten dies verursachen könnte, ist derzeit unklar, soll aber noch ermittelt werden. Der zuständige Beigeordnete Sandro Wiggerich geht aber davon aus, dass sie „sicherlich erheblich“ seien, wie es in einem Schreiben aus der Verwaltung heißt.

Keith Sonniers "Tunnel of Tears" zählt zu den beliebtesten Fotomotiven im Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna.
Der „Tunnel der Tränen“ zählt zu den meistfotografierten Räumen des Lichtkunstzentrums. Seinen Namen hat Keith Sonniers Werk (Tunnel of Tears, 2002) vermutlich für die optische Wirkung bekommen. Dass nach langen Regenperioden oft Wasserpfützen auf dem Kellerboden stehen, hängt eher mit dem Zustand des Gebäudes zusammen. © Ray Heese

Verein drängt seit Jahren auf seine Ablösung

Solange nicht wenigstens klar ist, welche baulichen Herausforderungen in den Kellergewölben unter ZIB, Kulturzentrum und Platz der Kulturen liegen, winkt der LWL kategorisch ab, was eine Beteiligung an der Trägerschaft des Zentrums angeht. Und sollte es bis Ende 2024 keinen Fortgang in den Gesprächen geben, will auch der heutige Trägerverein einen Schlussstrich ziehen. „Wir drängen da seit drei Jahren auf eine Lösung, sehen aber wenig“, so Dr. Stemplewski.

Keine Mittel, um das Zentrum weiterzuentwickeln

Dabei macht der Vereinsvorsitzende klar, dass es ihm und seinen Mitstreitern nicht allein um die Bewältigung bestehender Aufgaben im Alltagsbetrieb des Zentrums geht. „Das Lichtkunstzentrum muss auch weiterentwickelt werden. Denn weiterentwickelt hat sich auch die Lichtkunst, und das bildet das Museum mit seinem heutigen Bestand nicht mehr ab“, so Stemplewski.

Inzwischen sei die Lichtkunst als Kunstform anerkannter und bekannter geworden. Sie finde auch in „normalen“ Museen einen Platz, mit denen Unna in gewisser Weise auch konkurriert. Zugleich schöpfen Angebote wie die Schauen von Phoenix des Lumières in Dortmund kommerziell erfolgreich Besucherpotenziale ab.

Phoenix des Lumières in Dortmund.
Keine Lichtkunst im Sinne der Definition, aber eine Show, die vermutlich eine ähnliche Zielgruppe anspricht: Phoenix des Lumières in Dortmund. © Stephan Schuetze

Die Lichtkunst in Unna bekommt Konkurrenz

Das Lichtkunstzentrum in Unna besteht aus einer Dauerausstellung, die zuletzt durch jährlich wechselnde Sonderschauen ergänzt wird. Einige der Werke sind auch ohne Eintritt in das Museum zu sehen – wie etwa die „Fibonacci-Reihe“ am Schlot der alten Lindenbrauerei, die eine bekannte Landmarke in Unna ist. Besucher des Zentrums treffen bei den Führungen auf über 30 Werke, die die physikalischen und psychologischen Eigenarten von Licht als Kunstmittel einsetzen. Einige Werke sind zum Betrachten da, manche auch zum Betreten.