Zahlreiche Familien in Unna haben einen harten Winter hinter sich – Krankheiten wechselten sich mit Notbetreuungen in der Kita ab. Ein geregelter Alltag war für viele kaum möglich. Für die Eltern und Kinder der Kita Noah in Hemmerde hat sich die Lage seit dem 1. April noch weiter zugespitzt: Eine Erzieherin wechselte zum neuen Quartal den Kirchenkreis und nahm eine Stelle in der Prävention an. Somit hat die Kita seit diesem Monat mit einer unbesetzten Stelle zu kämpfen.
Durch die neue Personalsituation können nicht mehr alle Kinder der Kita Noah betreut werden. Der Träger verkündete daraufhin in einem Schreiben an die Eltern eine dauerhafte Notbetreuung in Form eines „Rollplans“. Dabei werden die Kitakinder in drei Gruppen aufgeteilt, von denen immer eine zu Hause bleiben muss, damit die anderen zwei Gruppen in die Kita gehen können. Konkret heißt das: Ein Kind geht vier Tage zur Kita und bleibt zwei Werktage zu Hause.
Doch mittlerweile stellte sich heraus: Auch diese Notbetreuung reicht nicht aus. Wie eine Mutter der Kita unserer Redaktion berichtet, seien weitere Erzieherinnen erkrankt und „ein Notfallplan für den Notfallplan“ musste her. Mittlerweile müssen anderthalb Gruppen zu Hause bleiben. „Es ist eine katastrophale, nicht mehr planbare Situation“, erzählt die Mutter.

Die Eltern versuchen sich mit Tauschgruppen bei WhatsApp auszuhelfen. Eltern, die dringend einen Betreuungsplatz für einen bestimmten Tag brauchen, an dem ihr Kind laut Plan zu Hause bleiben müsste, können dort den Betreuungstag tauschen. Doch auch dies schaffe kaum Linderung und so wandte sich der Elternrat mittlerweile mit einem Schreiben an den Kirchenkreis. Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor.
Darin heißt es unter anderem: „Wie sollen Eltern ihre Jobs behalten, wenn sie dauerhaft ihre Kinder selbst betreuen müssen?“ Zwar beteuerten die Eltern, die Betreuung der Kinder mit Home-Office überbrücken zu können, doch das sei nicht für alle möglich. „Ich weiß von einer Mutter, die ihre Kinder mit in die Schule nehmen musste, um unterrichten zu können“, erzählt eine Mutter.
Zudem bemängeln die Eltern im Brief, dass sich der Träger nicht um eine Neubesetzung für den Wegfall der Erzieherin gekümmert hat und auch nicht versucht habe, die Erzieherin zumindest bis zum Ende des Kindergartenjahres zu halten.
Kurzfristig wird sich nichts an der Personalsituation ändern
Der Brief zeigte Wirkung. Statt des ursprünglichen Termins Mitte Mai bot der Träger den Eltern einen Gesprächstermin für diesen Mittwoch (10.04) an. Dort könnten vom Kirchenkreis dringende Fragen beantwortet werden, zumindest die, für die er eine Antwort habe. Denn Hoffnungen wolle man den Eltern keine machen, solange diese nicht sicher erfüllt werden können.
Kirchenkreissprecher Dietrich Schneider betont zudem, dass sich der Träger um eine Neubesetzung bemühe. Doch wie zahlreiche andere Kitas habe man auch in der Kita Noah mit dem Fachkräftemangel unter Erziehern und Erzieherinnen zu kämpfen. „Der Fachkräftemangel trifft manche Einrichtungen noch härter als andere“, sagt Schneider.
Doch auch dieser Aussage widersprechen die Eltern in ihrem Brief. So fragen sie dort, warum Fachkräfte aufgrund der prekären Lage nicht mit Sonderkonditionen gelockt werden. Zudem wird dem Träger im Brief vorgeworfen, nicht mit dem Jugendamt Unna zusammenzuarbeiten. Die dortigen Mitarbeiten wüssten laut Aussagen der Eltern nicht über das Problem in der Einrichtung Bescheid.
Auf diese Vorwürfe geht Schneider nicht weiter ein. Stattdessen weist er auf den Ausfall weiterer Erzieherinnen durch Krankheiten hin und wie sich der Träger bemühe, nach Möglichkeiten zu suchen, den Betrieb weiterhin aufrechtzuerhalten. Doch zeitgleich betont er auch, dass sich kurzfristig nichts an der Personalsituation ändern wird.
Eltern und Kita ziehen an einem Strang
Nun bleibt abzuwarten, ob das gemeinsame Gespräch am Mittwoch Lösungen hervorbringen kann. Denn was den Eltern neben der fehlenden Betreuung hauptsächlich zu schaffen mache, sei die dauerhafte Unwissenheit, wie es weitergehe, so eine betroffene Mutter. „Die ganze Situation fühlt sich so ausweglos an, weil es keine Lösungen zu geben scheint.“
Doch eine Sache wollen die Eltern nicht unerwähnt lassen. Die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und der Kita laufe sehr gut: „Die Leitung und die Erzieherinnen reiben sich auf und sie arbeiten eng mit uns zusammen.“ Das sei auch für viele Eltern der Grund, warum sie ihre Kinder trotz der vielen Widrigkeiten noch gerne in die Kita Noah bringen würden.