Kampf gegen Leerstand in Unna Stadt übernimmt einen Großteil der Miete für neue Geschäfte

Kampf gegen Leerstand: Stadt übernimmt Großteil der Miete für neue Geschäfte
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In Unnas Innenstadt gibt es in Kürze einen Leerstand weniger: Das Sportgeschäft „Schippe Frischluft“ eröffnet an der Bahnhofstraße. Das ist der erste Erfolg eines neuen Sofortprogramms. Dabei mietet die Stadt leerstehende Ladenlokale an, um sie günstig weiterzuvermieten.

Sportgeschäft eröffnet im März

Die Unternehmer Marcus Voß und Dirk Bierkämper wollen in der früheren Telekom-Filiale neben dem Extrablatt ab März Alltags-Outdoor-Bekleidung, Schuhe und Rucksäcke anbieten. Sie sind die Ersten, die profitieren. „Es ist ein Angebot, dass es so noch nicht gibt“, sagt Wirtschaftsförderer Martin Bick im Gespräch mit unserer Redaktion, zufrieden über die erste Förderzusage für das Sportgeschäft.

Unna hat rund 300.000 Euro aus dem Landesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“ erhalten. Mit städtischem Geld steht am Ende rund eine halbe Million Euro zur Verfügung, die vor allem der Anmietung von leerstehenden Ladenlokalen dienen soll.

Marcus Voß (l.) und Dirk Bierkämper stehen vor dem Ladenlokal an der Bahnhofstraße 4 in Unna.
Sie planen eine Geschäftseröffnung in der Unnaer Fußgängerzone: Marcus Voß und Dirk Bierkämper. Mit ihrem Sportgeschäft ziehen sie in die frühere Telekom-Filiale neben dem Extrablatt. © Thomas Raulf (Archiv)

Zwölf infrage kommende Ladenlokale in der Innenstadt habe man ausfindig gemacht, erklärt Horst Bresan, Geschäftsführer von Unna Marketing, wohl wissend, dass deutlich mehr Geschäfte leer stehen.

Doch längst nicht alle eignen sich für die Förderung, weil sie aufgrund von Erbschaftsangelegenheiten, Investitionsstau oder unwilligen Vermietern nicht am Markt sind. Prominentestes Beispiel: die ehemalige C&A-Filiale am Marktplatz. Dort rechnen Bresan und Bick nicht mit einer kurzfristigen Lösung.

Wie funktioniert das Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“?

Andernorts soll das neue Förderprogramm für eine Belebung in der Innenstadt sorgen. „Es senkt die Markteintrittsbarriere“, sagt Bürgermeister Dirk Wigant. Es sei ein attraktiver Türöffner, auch für Existenzgründer.

Wie funktioniert das Förderprogramm? Für maximal zwei Jahre mietet die Stadt ein Ladenlokal an, um es vergünstigt weiterzuvermieten. Anschließend besteht die Möglichkeit, das Mietverhältnis ohne Fördergeld weiterzuführen. „Normalerweise läuft ein Mietvertrag im gewerblichen Bereich über fünf oder zehn Jahre“, erklärt Horst Bresan. Die lange Laufzeit bedrohe allerdings die Existenz, wenn die Geschäftseröffnung floppe. Durch die Möglichkeit, nach zwei Jahren einen Schlussstrich ziehen zu können, werde der Markteintritt einfacher, sagt Horst Bresan.

2022 hat C&A das Ladenlokal am Markt in Unna verlassen.
C&A gibt es seit Sommer 2022 nicht mehr in Unna. Seitdem steht das Ladenlokal leer. Eine Neuansiedlung gestaltet sich schwierig. © Claudia Lohmann (Archiv)

Voraussetzung für die Förderung eines Ladenlokals: Der Vermieter verzichtet freiwillig auf einen Teil seiner Miete. Er darf nur 70 Prozent der Vormiete verlangen.

Das Förderprogramm soll langfristig für eine attraktivere Innenstadt sorgen. Entsprechend wolle man „sehr genau abwägen“, welche Unternehmen Fördergeld erhalten. Auch wollen die Verantwortlichen ansässigen Einzelhändlern nicht zusätzliche Konkurrenz vor die Nase setzen. „Innovativ“ und zukunftsfähig sollen die Neuansiedlungen sein, sagt Martin Bick.

Das Einkaufszentrum Neue Mühle befindet sich an der Bahnhofstraße in Unna.
Die Gastronomiefläche im Einkaufszentrum Neue Mühle steht seit der Eröffnung leer. © Claudia Lohmann (Archiv)

Weitere Interessenten seien bereits vorhanden. Auch größere Ketten – wie H&M oder C&A – können von der Förderung profitieren. Gastronomie ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Die Mietminderung soll „ein Türöffner“ sein, um attraktive Ansiedlungen nach Unna zu locken.

Neue Mühle ist außen vor

Es gibt aber eine Ausnahme: Einkaufszentren wie die Neue Mühle sind nicht förderfähig. Damit muss für die Gastronomiefläche, die seit der Eröffnung leer steht, weiter ohne Hilfe ein passender Mieter gefunden werden. Und das scheint schwierig zu sein.

Von den insgesamt rund 500.000 Euro fließen 45.000 Euro nicht in die Anmietung von Ladenlokalen. Sie sollen genutzt werden, um ein computergestütztes Leerstandsregister zu entwickeln. „Das ist noch ein Denkmodell“, sagt Horst Bresan. Mit den übrigen finanziellen Mitteln soll die Attraktivität der Innenstadt gesteigert werden. Vorhaben wie der „Unna“-Schriftzug vor der Stadtkirche oder die Sitzgelegenheiten in der Fußgängerzone sowie der Riesen-Sandkasten vor dem Rathaus seien eine Blaupause. „Wir haben noch viele Ideen“, sagt Horst Bresan.

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Ansprechpartner für Interessenten ist die Wirtschaftsförderung

Ansprechpartner für interessierte Unternehmen ist Wirtschaftsförderer Martin Bick. Das Innenstadt-Programm läuft bis Ende 2027. Das bedeutet: Wollen interessierte Unternehmen eine Unterstützung über zwei Jahre erhalten, müssen sie spätestens 2025 starten.

Wirtschaftsförderer Martin Bick gehört seit dem 1. Januar zum Team von Unna Marketing. Das geht zurück auf einen Ratsbeschluss aus dem Dezember, erklärt Bürgermeister Dirk Wigant. Bick hat sein Aufgabengebiet behalten, hat seinen Arbeitsplatz aber künftig in der Stadthalle und nicht mehr im Rathaus. Das schaffe Synergien, sagt Wigant. „Wir können wesentlich schneller Entscheidungen treffen“, erklärt Horst Bresan, Geschäftsführer von Unna Marketing. Es gebe einfach viele Berührungspunkte.