Verfallendes Kleinod Warum der Kurpark in Unna doch eine Nebensache ist

Verfallendes Kleinod: Warum der Kurpark doch eine Nebensache ist
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Es sieht gut aus, was aus dem Rathaus in Sachen Kurpark zu lesen ist. Anfang 2021 etwa stellte die Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung Michael Witthüser als ausgewiesenen „Kurpark-Kümmerer“ vor. 2023 folgte ein Pflegekonzept für die geschichtsträchtige Anlage in Königsborn. Ansonsten konnten und können sich Bürgerinnen und Bürger über den Mängelmelder melden, wenn sie Mängel melden wollten – was immer wieder auch geschieht. Dein Eindruck, der dabei entsteht: Es tut sich was im Kurpark. Aber tut sich auch genug?

Immer wieder kommen Zweifel daran auf. Der Königsborner Ratsherr Max Jülkenbeck fasste einige davon nun zusammen und stellte eine Reihe von Fragen an den Verwaltungsvorstand. Die Reaktion, die Jülkenbeck damit in der jüngsten Ratssitzung erhielt, lässt den Verwaltungsbetrieb nicht ganz so gut aussehen. Relativ offen bekannten die Spitzenbeamten aus dem Rathaus, dass der Königsborner Kurpark oft mit einer nachrangigen Priorität eingestuft werde.

Monopteros: Schäden sind der Stadt durchaus bekannt

Beispiel Monopteros: SPD-Mann Jülkenbeck warnte mit eindringlichen Worten davor, dass das denkmalgeschützte Ziertempelchen hinter dem Amtsgericht ernsthaft in Gefahr geraten könne, wenn nicht bald etwas unternommen werde. Damit weist der Königsborner nicht etwa auf die kaum zu bewältigenden Schmierereien hin, die manche „Nutzer“ mit wasserfestem Stift an den Säulen hinterlassen, sondern auf die Risse in der Gebäudesubstanz.

Max Jülkenbeck ist Ratsherr der SPD aus und für Königsborn.
Max Jülkenbeck ist Ratsherr der SPD aus und für Königsborn. Mit einer Anfrage im Stadtrat wies er nun auf die Vernachlässigung von Monopteros, Friedrichsborn und Gradierwerksprojekt hin. © privat

Jülkenbeck ist bei Weitem nicht der Erste, dem die Schäden aufgefallen sind. Schon vor gut zwei Jahren gab es einen Alarmruf des inzwischen verstorbenen Dr. Peter Kracht. Kracht, der als damaliger Vorsitzender des Historischen Vereins Hausherr im Friedrichsborn war, hatte seinerzeit an der Stadt vorbei zwei Handwerker gebeten, sich die Anlage anzuschauen und eine grobe Schätzung für Sanierungsbedarf und -kosten abzugeben. „Es steht außer Frage, dass da etwas passieren muss“, folgerte Dr. Kracht im Januar 2022.

Kämmerer: Neben Geld fehlt oft auch Personal

Stadtkämmerer Michael Strecker zeigte sich demnach auch gar nicht überrascht von Jülkenbecks Hinweisen. Er wisse davon, bekräftigte Strecker. Doch im Immobilienbereich der Stadt müssten Prioritäten gesetzt werden – nicht immer nur in Bezug aufs Geld, sondern teilweise auch hinsichtlich der Personalausstattung für die Erledigung von Aufgaben.

Friedrichsborn: Wann geht es an die Fassade?

In einem anderen Punkt musste die Stadtspitze aber auch mangels Kenntnisstand darauf vertrösten, Jülkenbeck die Antwort auf seine Frage später nachzuliefern. Wie es am Friedrichsborn weitergeht, vermochte der Verwaltungsvorstand nicht aus dem Stegreif zu beantworten.

Der Friedrichsborn an der Friedrich-Ebert-Straße: Einst förderte die mit Windkraft betriebene Pumpe Sole zu den Gradierwerken, die sich durch Königsborn zogen. Heute ist das Ensemble aus Pumpengebäude und Wärterhäuschen unter anderem Start- und Zielpunkt der Westfälischen Salzroute.
Der Friedrichsborn an der Friedrich-Ebert-Straße: Einst förderte die mit Windkraft betriebene Pumpe Sole zu den Gradierwerken, die sich durch Königsborn zogen. Heute ist das Ensemble aus Pumpengebäude und Wärterhäuschen unter anderem Start- und Zielpunkt der Westfälischen Salzroute. © Sebastian Smulka

Anlass für Jülkenbecks Frage: Nachdem im Herbst 2022 das Dach der früheren Windkraftpumpe mit neuen Holzschindeln eingedeckt worden war, hatte die Stadt angekündigt, auch die Fassade darunter neu streichen zu lassen. Zugleich hatte sie seinerzeit erklärt, dass diese Arbeit später ausgeführt würden, weil das frische Holz noch „ausbluten“ könne und sichtbare Spuren auf dem frischen Anstrich hinterlassen könnten. Diese Überlegung hatte Jülkenbeck als sinnvoll akzeptiert, doch nun hätte er gern gewusst, wie es weiter geht. Denn was er an der Fassade sieht, sehe weniger nach Ausblutungen aus als nach Grünspan, der mit einer Reinigung zu beseitigen gewesen wäre.

Gradierwerk: Vertragsentwurf im Rathaus verschollen

Einen sensiblen Punkt traf Jülkenbeck mit der Frage nach einem Bauwerk, das es noch gar nicht gibt: dem neuen Gradierwerk. Bereits 2021 hatte die Stadt dem neuen Kurpark-Förderverein Unterstützung beim Bau einer solchen Anlage zugesichert, die die Geschichte der Salzförderung in Königsborn veranschaulichen würde. Doch wann das Projekt zur Umsetzung kommt, lässt sich noch nicht absehen.

Sandro Wiggerich, der Erste Beigeordnete im Rathaus, erklärte dies unter anderem mit noch offenen Fragen hinsichtlich der Haftung für die Anlage, berichtete dabei aber auch von einem Fauxpas: Ein Vertragsentwurf, den der Verein zur Durchsicht erhalten und mit seinen Anmerkungen zurückgeschickt hatte, sei im Rathaus abhandengekommen.