„Der letzte Stuhlgang“ Wie Unnaer Künstler die Eishalle weiterleben lassen

„Der letzte Stuhlgang“: Wie Künstler die Eishalle weiterleben lassen
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Es ist natürlich ein Wortspiel, mit dem die Kunstforderer nun ihr aktuelles Projekt betiteln. Zwar mögen Anhänger der ehemaligen Eissporthalle es auch wörtlich nehmen, dass die Aufgabe der Anlage „der letzte Stuhlgang“ war, aber der Künstlergruppe geht es um etwas anderes.

Als Werkstoff für ihre Arbeit nutzen die Kreativen nun die Bestuhlung von der Tribüne in der Eishalle. Sie wollen sicherstellen, dass der letzte Weg jener Sitzschalen nicht einfach auf den Müll führt, sondern in eine sinnvolle Verwendung.

Wie das dann aussehen kann, ist jetzt unter anderem auf dem Unnaer Weihnachtsmarkt zu sehen. Eine von zwei bereits gefertigten Bänken aus der Werkstatt der Kunstforderer steht nun an der Bahnhofstraße. Drei von verschiedenen Künstlern gestaltete Sitzschalen, jede ein Unikat, sind wetterfest beschichtet auf einen Rahmen montiert worden und ergeben eine kleine Bank. Es sei ein Objekt zum Anschauen und natürlich auch zum Besetzen, wie Ilona Hetmann erklärt.

Auch Schulen melden Interesse am Projekt

Die Vorsitzende der Künstlergruppe zeigt sich selbst ein wenig überrascht von der Dynamik des Projektes. Eigentlich sollten die Sitzschalen ein Projekt für die Mitglieder der Gruppe werden, doch weil im Kunstraum des Vereins an der Schäferstraße immer auch Kinder und Jugendliche zu Kursen kommen, wurden inzwischen auch Schulen auf die Idee aufmerksam. Ein Unnaer Gymnasium habe sich schon für eine Teilnahme am Projekt gemeldet, so Hetmann.

Am Material mangelt es nicht. 200 Sitzschalen habe man bereits übernommen, sagt sie. Mehr wäre zumindest möglich. „Die Halle ist ja noch voll.“ Allerdings hat die WBU bereits Pläne für Entkernung und Abbruch der Halle vorgestellt.

Die Verwendung als Sitzmöbel muss nicht die einzig denkbare bleiben, die die Kunstforderer den Ausstattungsteilen aus der Eishalle geben. Das Denken von Künstlern zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass es keine Grenzen hinnimmt. Ilona Hetmann selbst könnte sich zum Beispiel auch vorstellen, dass die im Original rot gefärbten Sitzschalen zu einer Skulptur verbunden werden könnten, die einen Platz im öffentlichen Raum bekommen könnte.

Eine der Absichten hinter dem Projekt „Der letzte Stuhlgang“ ist es neben der Nachnutzung von Dingen, die für den Müll an sich zu schade sind, die Eishalle vielleicht doch ein wenig präsent zu halten. Wenn die Halle im Sommer 2023 abgerissen ist, sollen die modifizierten Sitzschalen zum Nachdenken anregen. Gerne im Sitzen.