Im nordöstlichen Innenstadtquartier rund um das Rathaus gibt es mehr oder weniger stark besuchte Treffpunkte von Menschen, die möglicherweise alle einer Szene von Süchtigen zugerechnet werden können. Inzwischen konzentrieren sich die Treffen offenbar zwischen Rathaus und Königsborner Tor. Ein Gewerbetreibender dort macht nun seinem Ärger Luft. „Die machen mein Geschäft kaputt.“
Nouri Aliwi hat kürzlich als zweites Standbein die Baguetterie an der Massener Straße neu eröffnet. Dort sei er zufrieden, berichtet er. Um sein Kerngeschäft hingegen mache er sich mehr und mehr Sorgen. Der Minimarkt, in dem Aliwi vor allem Lebensmittel verkauft, liegt in der Passage am Königsborner Tor. Direkt daneben würden Menschen immer wieder ihre Notdurft verrichten, berichtet der Kaufmann. „Hinter dem Haus ist die Toilette dieser Leute.“

Müll und öffentliches Urinieren
Aliwi zeigt einen schmalen Zwischenraum zwischen dem Geschäftshaus, in dem er tätig ist, und dem Nachbargebäude. Die Gasse ist übersät mit Scherben, Flaschenverschlüssen und anderem Unrat. Ein Stück weiter würde eine Ecke zwischen zwei Zäunen unweit der Bahngleise missbraucht, um in aller Öffentlichkeit zu urinieren. Vor seiner Frau und seinen Kindern habe sich schon ein Mann zu diesem Zweck entblößt, berichtet Aliwi mit Zorn in der Stimme. Rund um sein Geschäft müsse er ständig saubermachen, um das Umfeld einigermaßen in Ordnung zu halten.
Trinken, Musik und Hunde
Vor zwei Jahren haben der Händler und weitere Gewerbetreibende aus dem Viertel sich über die gleichen Schwierigkeiten beschwert. „Das Problem wird größer“, sagt er nun. „Es werden immer mehr.“ Bis zu 20 Personen sitzen auf Bänken an der Treppe oder auf Mauern daneben. Mitunter seien mehrere Hunde dabei. Die Menschen würden laute Musik hören und sich betrinken. Der Lebensmittelhändler berichtet von Notrufen, die er abgesetzt habe: weil Erwachsene vor seinem Geschäft lagen, offenbar betrunken bis zur Bewusstlosigkeit. Immer wieder ziehe auch Marihuana-Rauch von draußen in seinen Laden.
Kunden meiden das Geschäft
Inzwischen fürchte er um Stammkunden, berichtet der Händler. „Die Leute haben Angst herzukommen.“ Es komme auch zu Provokationen durch die berauschten Frauen oder Männer. Es sei ihm im Grunde egal, wenn Menschen sich betrinken, so Aliwi. „Aber woanders. Die müssen hier weg.“ Die Stadt Unna müsse für diese Personen andere Orte finden – dort, wo keine Geschäfte sind.
„Nicht unbedingt schön“, aber öffentlich
Nouri Aliwi vermittelt den Eindruck, dass er sich vom Staat mehr Schutz erhofft. „Ich brauche Hilfe“, sagt er. Die Polizei kann offenbar weniger helfen. Sprecher Bernd Pentrop deutet an, er habe Verständnis, wenn Situationen schwierig erscheinen, aber es komme in dem Quartier nicht zu schwerwiegenden Einsätzen. Es sei kein Brennpunkt.
Die Stadt Unna erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, ihr Ordnungsdienst verzeichne keine besonderen Vorkommnisse. „Der Bereich ist öffentlich zugänglich“, heißt es aus der Pressestelle. Gemeint ist wohl: Es sei nicht möglich, Menschen dort den Aufenthalt zu verbieten. „Die Situation ist nicht unbedingt schön, aber eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder auch für
Einzelpersonen konnte bislang nicht erkannt werden“, so die städtische Erklärung weiter.

Ordnungsdienst fordert zum Müllsammeln auf
Der Ordnungsdienst spreche die Gruppen an und fordere sie beispielsweise auf, den Müll wegzuräumen. Zudem stehe „das Angebot, in dem betroffenen Bereich regelmäßig Streife zu gehen“, so die Stadt. Dies passiere aber ohnehin schon. Der Ordnungsdienst habe eine Zwei-Personen-Streife speziell für den Innenstadtbereich.
Neben dem Ordnungsamt ist aber auch das Sozialamt mit der Problematik beschäftigt. Die Stadt arbeitet mit der Suchthilfe zusammen. Ziel sei, Menschen zurück in strukturierte Alltagssituationen zu holen, erklärt die Pressestelle.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 8. Oktober 2024.
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