Viele Familien suchen in Nordrhein-Westfalen verzweifelt nach einem Kitaplatz für ihr Kind. Das ist in Unna anders: Nach Bearbeitung aller Anmeldungen gibt es noch freie Plätze. Wie hat die Stadt das geschafft?
NRW-weit fehlen mehr als 100.000 Kitaplätze
Das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung mit Wissenschaftlern der Fernuniversität Hagen zeigt, dass in NRW rund 110.400 Kitaplätze fehlen. Das ist eine gigantische Zahl.
Der Appell der Stadt Unna an Eltern, Kitaplätze zu buchen, ist ungewöhnlich. 100 Plätze für das am 1. August beginnende Kindergartenjahr sind noch zu haben.

„Bei der aktuellen Kita-Platz-Situation handelt es sich um eine Momentaufnahme“, sagt Stadtsprecher Kevin Kohues. „Derzeit sind rund 70 Unnaer Kinder, die einen Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung haben, noch nicht für eine solche Betreuung ab August angemeldet.“
Sollten alle 70 Kinder noch einen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen, bleibt immer noch ein Überhang von 30 Plätzen. „Benötigt werden diese Plätze beispielsweise durch Zuzüge im laufenden Kindergartenjahr“, sagt Kohues. Gleichermaßen dürften auch Fortzüge zu erwarten sein. Ob Unna darüber hinaus Kinder aus anderen Städten und Gemeinden aufnimmt, werde frühestens im Herbst absehbar sein, erklärt der Stadtsprecher.
Rechtsanspruch seit 2013
Im vergangenen Jahr hatte es noch Kritik an der Kitaplanung der Stadt gegeben. 246 Familien hatten 2023 keinen Platz erhalten.
Dabei gibt es in NRW seit 2013 für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Für Kinder ab drei Jahren gilt dieser schon seit 1996.

„Die Tatsache, dass die Kreisstadt Unna den Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung im Kindergartenjahr 2024/25 erfüllen kann, ist maßgeblich auf die massiven Ausbautätigkeiten zurückzuführen“, sagt Kevin Kohues.
31 Kitas gibt es derzeit in Unna – betrieben von Elterninitiativen, Kirchen oder Vereinen. Eigene Kitas betreibt die Stadt nicht. Darunter befinden sich bereits die beiden neuen Modulkitas „Wirbelwind 2“ an der Stadthalle und „Glückspilze“ an der ehemaligen Harkortschule. Dort wurden jeweils 40 Plätze geschaffen. Im April war zudem die Kita „Schillermöwen“ mit 55 Plätzen gestartet. 20 weitere Plätze hat die Erweiterung der Kita „Lilliput“ in Lünern gebracht.
Millionen in den Kita-Ausbau investiert
2025 soll die Kita im Bildungsstandort an der Brockhaussstraße eröffnen und beim „Wirbelwind“-Neubau in Massen wird eine zusätzliche Gruppe geplant. Die Stadt hat zig Millionen in den Kita-Ausbau investiert.
Das aktuelle Überangebot löse aber längst nicht alle Probleme, sagt Kevin Kohues. Die freien Plätze gibt es hauptsächlich in Massen, der südlichen Innenstadt und Königsborn. In anderen Stadtteilen sei die Situation eine andere: Familien müssen in Einrichtungen ausweichen, die weit vom Wohnort entfernt liegen. Die Bereitschaft, die freien Einrichtungen beispielsweise aus den Dörfern aufzusuchen, sei häufig gering.

Darüber hinaus hat das Landesjugendamt die Betriebserlaubnis für die Modulkitas vorerst nur für das Kitajahr 2024/2025 erteilt. Die Stadt strebt eine Verlängerung an. Außerdem haben Träger einzelne Gruppenschließungen in Aussicht gestellt, hatte die Stadt bereits im März verkündet. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Kita „Kinderarche“ am Nordring aus baulichen Gegebenheiten eine Gruppe schließen muss.
Die Stadt arbeitet seit Jahren am Ausbau der Betreuungsplätze. Das bedeutet aber nicht, dass die Betreuung vollständig sichergestellt ist. Denn neben der Anzahl an Plätzen, ist es vor allem der Fachkräftemangel, der den Trägern in NRW zusetzt. Durch Personalausfall kommt es immer wieder zu Notbetreuung – auch in Unna.