Kita Kinderarche in Unna muss Gruppe schließen „Alte Villa nicht mehr zeitgemäß“

Kita Kinderarche muss Gruppe schließen: „Alte Villa nicht mehr zeitgemäß“
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Könnte die kleine blaue Villa am Nordring in Unna sprechen, sie hätte viel zu erzählen. Seit 1882 ist in dem denkmalgeschützten Gebäude eine Kindertagesstätte der Evangelischen Kirche untergebracht. Hunderte Kinder haben die Kinderarche seitdem besucht. Doch so alt die Einrichtung ist, so alt ist auch das Raumkonzept – zu alt für eine Kita von heute, wie der Träger jetzt entschieden hat.

Aus diesem Grund wird die älteste Kita im Kreis Unna eine Gruppe schließen. 25 der bislang 45 Plätze werden demnach in den kommenden Jahren wegfallen, wie der Evangelische Kirchenkreis nun offiziell bestätigt hat. „Im August 2024 werden 11 Kinder in die Schule wechseln. Die Plätze werden zunächst abgebaut“, so Dietrich Schneider, Pressesprecher des Kirchenkreises Unna. Langfristig soll die Zahl der Plätze auf 20 reduziert werden, darunter sechs U3-Plätze.

Hochgestellte Stühle in einer Kita
Weil Personal fehlt, kommt es in vielen Kitas in NRW immer wieder zu eingeschränkten Betreuungszeiten oder Notbetreuung. (Symbolbild) © picture alliance/dpa

In der Villa fehlen ein Mehrzweck- und ein Personalraum

Anfangs hatte der Träger noch Brandschutzbestimmungen für die Schließung der Gruppe angeführt. „Der Brandschutz ist aber gewährleistet“, betont Schneider. Mittlerweile spricht er eher von einem insgesamt „nicht mehr zeitgemäßen Raumkonzept“, das den Anforderungen an den Arbeitsschutz sowie an das pädagogische Konzept nicht mehr entspräche. Zum Beispiel fehlten in der Villa ein Mehrzweck- sowie ein eigener Pausen- und Personalraum für die Erzieher. Aufgrund der hohen Holzdecken sei außerdem der Schallschutz nicht besonders gut. Und auch auf dem Außengelände sei nicht genug Platz für 45 Kinder.

Tatsächlich ist die Villa eher verwinkelt, ins Obergeschoss führt eine steile Treppe und auch das Außengelände ist relativ klein – nicht ideal für einen Ort, an dem viele Kinder spielen, lernen und toben sollen. Doch die Bedingungen herrschen eben nicht erst seit gestern, sondern seit 1882. Warum das all die Jahre kein Problem war und jetzt plötzlich zu einer Gruppenschließung führt? „Früher gab es andere Anforderungen an das Raumkonzept“, sagt Schneider. Und er gesteht ein: „Vielleicht ist die Kita auch größer geworden, als es richtig war. Die Bedingungen waren sicherlich grenzwertig.“ Das Team habe das aber immer toll aufgefangen und das Beste aus der Situation gemacht.

„Keiner wird seinen Arbeitsplatz verlieren“

Wichtig ist es Schneider zu betonen, dass kein Kind seinen bestehenden Platz verlieren wird. Die Zahl der Plätze würde schrittweise verringert. Und auch die Erzieher müssten nicht um ihre Jobs bangen. „Keiner wird seinen Arbeitsplatz verlieren“, betont Schneider. Es könne aber sein, dass Erzieher in eine andere Kita des Kindergartenwerks wechseln müssten. Dabei würde aber auf individuelle Lösungen gesetzt.

Unter den Erziehern in der Kinderarche sorgen die Pläne des Kindergartenwerks für Unmut und Irritation. Und auch in der Elternschaft machen sich Sorgen breit. Denn mit der Gruppenschließung wird sich auch der Personalschlüssel ändern. „Eine Verbesserung der sowieso schon angespannten Personalsituation ist durch die Gruppenschließung nicht in Sicht“, befürchtet eine Mutter, die anonym bleiben möchte. Ein Problem, insbesondere in Zeiten von Krankheitswellen, wo Notbetreuung und eingeschränkte Betreuungszeiten in vielen Kitas ohnehin schon an der Tagesordnung sind.

Mutter sorgt sich um Standort insgesamt

Auch um den Standort insgesamt macht sich die Mutter Sorgen, der aufgrund der Lage und Historie etwas Besonderes sei: „Wenn bald nur noch 20 Kinder in so einer großen Villa betreut werden, kann man sich ausrechnen, dass als nächstes die Schließung der Kita ansteht.“ Das wäre extrem schade, da in der Kinderarche gerade aufgrund der kleinen Gruppengrößen eine besonders vertraute und familiäre Atmosphäre herrsche.

An diesen Spekulationen möchte sich Kirchenkreis-Sprecher Dietrich Schneider nicht beteiligen: „Erst mal soll an dem Standort weitergearbeitet werden. Dafür treffen wir ja die aktuellen Maßnahmen.“