Eltern und Kinder in Unna-Massen verlieren wohl eine beliebte Erzieherin. Das sorgt für Ärger und Unsicherheit bei den Eltern der betroffenen Kindertageseinrichtung. Sie wehren sich gegen die „Zwangsversetzung“.
„Eine langjährige und engagierte Erzieherin, die bislang als eine der wenigen in Vollzeit tätig war, soll aufgrund von plötzlich zu vielen Wochenstunden kurzerhand in eine andere Einrichtung des Kirchenkreises zwangsversetzt werden“, heißt es in einem Schreiben aus der Elternschaft des Familienzentrums Arche Friedensstraße an unsere Redaktion.
Die Kita gehört zum Kindergartenwerk des Evangelischen Kirchenkreises. Der Verbund organisiert mehr als 20 Kindergärten in Bergkamen, Kamen, Unna, Holzwickede und Fröndenberg.

Nach Informationen unserer Redaktion kommt es im Kindergartenwerk derzeit zu einer größeren Personalrochade. Ob diese im Zusammenhang mit der aus Brandschutzgründen anstehenden Schließung einer Gruppe in der Kita Kinderarche am Nordring in Unna steht, bleibt unklar.
Eine entsprechende Frage lässt der Evangelische Kirchenkreis unbeantwortet. „Die Personalbesetzung in einer Kita richtet sich nach der Anzahl der gebuchten Stunden für die zu betreuenden Kinder“, erklärt dessen Sprecher Dietrich Schneider allgemein. Dies führe zu Anpassungen zwischen einzelnen Einrichtungen, um nicht unter- bzw. überbesetzt zu sein.
Keine Zwangsversetzungen
Dadurch komme es bei Mitarbeitern zum Wechsel des Arbeitsortes. „Der Wechsel ist jeweils mit Kita-Leitung und betroffenen Mitarbeitenden kommuniziert und wird sowohl für Einrichtung und die Kinder wie für die Person so verträglich wie möglich durchgeführt“, sagt Dietrich Schneider. Von Zwangsversetzungen könne dabei keine Rede sein. Zum Personalwechsel an der Friedensstraße möchte der Evangelische Kirchenkreis keine Stellung nehmen.
Die Eltern dort fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Ihnen sei die Entscheidung des Kirchenkreises über eine App mitgeteilt worden. Sie wollen sich dagegen wehren, haben auch Unterschriften gesammelt. Anstelle der 39 Wochenstunden der betroffenen Erzieherin sollen nun nur noch 30 Stunden für die Stelle in der Kita zur Verfügung stehen, schreiben die Eltern zu den Gründen, die der Kirchenkreis genannt habe.

Die Erzieherin sei für viele Kinder die wichtigste Bezugsperson in der Einrichtung. Darüber hinaus verfüge sie, anders als die angedachte Nachbesetzung, über zusätzliche Qualifikationen in der Montessori-Pädagogik. Diese gehört zum pädagogischen Konzept der Arche Friedensstraße. Die Montessori-Pädagogik steht für einen achtsamen und respektvollen Umgang mit den Kindern.
Gerade vor diesem Hintergrund können die Eltern die Versetzung nicht nachvollziehen. „Kinder sind keine Steine. Es wird ein bestehendes Vertrauensverhältnis zerstört“, sagt eine Mutter.
Notbetreuung wird befürchtet
In Zeiten des Fachkräftemangels, der in der Kinderbetreuung besonders ausgeprägt sei, erscheine es nicht nachvollziehbar, dass eine derart wertvolle Mitarbeiterin nicht langfristig an die Einrichtung gebunden werde. „Ihre Versetzung stellt nicht nur einen herben Verlust für die Kinder und das Team dar, sondern führt auch zu einer erneuten Mehrbelastung der verbleibenden Mitarbeiterinnen“, schreiben die Eltern. Bereits im vergangenen Jahr sei eine Teilzeitstelle in der Kita frei geworden und nicht wieder besetzt worden.
Bislang habe das „engagierte Team der Kita Friedensstraße“ einen reibungslosen Betrieb gewährleisten können. Jetzt befürchten die Eltern, dass Zeiten von Notbetreuung auf sie zukommen könnten. Was das für Eltern und Kinder bedeutet, hätten sie beim Emil-Bennemann-Kindergarten hautnah mitbekommen. Dort war es immer wieder zu Schließungen gekommen. Der Emil-Bennemann-Kindergarten ist die zweite Einrichtung, die vom Kirchenkreis in Massen betrieben wird. Erst im Februar hatten auch Eltern dieser Kita Unverständnis über Personalentscheidungen des Kirchenkreises gegenüber unserer Redaktion geäußert.
Viele unbeantwortete Fragen
Angesichts dieser Entwicklungen würden sich die Eltern folgende Fragen stellen:
- Zählt eine gewachsene zwischenmenschliche Bindung eines Kindergartenkindes zu einer bestimmten Betreuerin nicht mehr?
- Kann ein christlicher Träger bei Kleinkindern einfach qualifizierte und motivierte Fachkräfte austauschen, ohne dass die emotionalen Konsequenzen für die Kinder berücksichtigt werden?
- Rechtfertigt eine Einsparung von neun Wochenstunden solche Maßnahmen?

Antworten auf diese Fragen bekommt auch unsere Redaktion nicht. Es dränge sich der Eindruck auf, dass gut funktionierende Kitas durch nicht nachvollziehbare Personalentscheidungen des Evangelischen Kirchenkreises in Schieflage gebracht werden, ohne die langfristigen Folgen für die Kinder zu berücksichtigen, so die Eltern. Sie hoffen, dass der angedachte Personalwechsel im August doch noch gestoppt werden kann.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. Juli 2024.