Kindergärten unterfinanziert Träger überrascht Stadt Unna mit Schließungsplänen

Kindergärten unterfinanziert: Träger rufen Stadt um Hilfe
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Die Schließungspläne für Betreuungsgruppen in evangelischen Kindertagesstätten und in Unna auch für einen kompletten Kindergarten treffen Eltern. Das Unnaer Jugendamt hat auch nicht damit gerechnet. Die Stadt Unna sei davon überrascht worden, bestätigte jetzt die Pressestelle im Rathaus auf Anfrage unserer Redaktion.

Stadt bestätigt: Kitas unterfinanziert

Die Hintergründe sind für die Stadt indes keine Überraschung. „Grundsätzlich besteht landesweit seit geraumer Zeit ein Problem in der Unterfinanzierung der Kindertagesbetreuung“, erklärt Stadtsprecher Kevin Kohues. Eine seit langem angemahnte Reform des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) durch den Landesgesetzgeber sei bisher ausgeblieben, deswegen, so Kohues, hätten „inzwischen landesweit Träger Schwierigkeiten, einen kostendeckenden Betrieb sicherzustellen“.

Streit zwischen Trägern und Land

Träger und Kommunen sind in dieser Frage anderer Ansicht als die Landesregierung: Das NRW-Familienministerium hatte unserer Redaktion gegenüber erklärt, Pauschalen und Zuschüsse für die Finanzierung der Kinderbetreuung durch die Träger seien erhöht worden. Dazu wiederum beziehen inzwischen auch andere Träger als der Evangelische Kirchenkreis Stellung: Die Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, zu der unter anderem die Kita-Träger Awo, DRK und Diakonie gehören, warfen dem Land gar vor, falsch zu rechnen.

Ein Schild vor dem evangelischen Noah-Kindergarten in Unna-Hemmerde
Der Noah-Kindergarten in Hemmerde ist eine von zwei evangelischen Einrichtungen in Unna, für die der Kirchenkreis die Streichung einer Betreuungsgruppe angekündigt hat. © Archiv

Jugendämter in Gesprächen

Welche Auswirkungen die missliche Lage für Kitas in der Stadt Unna haben wird, ist aktuell kaum abzusehen. Bisher hätten andere Träger keine Gruppenschließungen angekündigt, heißt es aus dem Unnaer Jugendamt.

Haben Träger die Stadt Unna um finanzielle Unterstützung gebeten? Auch die Stadt bezuschusst regelmäßig die Kinderbetreuung und hat in der Vergangenheit auch schon bei Erweiterungsprojekten Geld dazugegeben. Dass nun erwogen wird, ob die Kommune sich noch stärker an der Finanzierung beteiligt, wäre also nicht abwegig.

Die Stadt Unna lässt diese Frage offen, bestätigt aber: „Die Kreisstadt Unna haben ebenso wie andere Städte im Kreis Unna inzwischen von mehreren Trägern Problemanzeigen erreicht.“ Jugendämter im Kreisgebiet hätten sich verabredet, gemeinsam mit betroffenen Trägern Gespräche zu führen, erklärt die städtische Pressestelle weiter. Erste Gespräche hätten bereits stattgefunden, eine abschließende Vereinbarung sei aber noch nicht getroffen worden. Auf Nachfrage erklärte die Stadt Unna, dass diese Gespräche vertraulich seien.

Der wichtigste Kita-Träger

Während der Kreis Unna für die Stadt Fröndenberg sowie für die Gemeinden Bönen und Holzwickede Jugendamtsleistungen übernimmt, hat die Stadt Unna ein eigenes Jugendamt. Dieses ist für die Planung der Kinderbetreuung zuständig und muss sicherstellen, dass die Stadt den Rechtsanspruch auf Betreuung erfüllt. Die Stadt selbst betreibt nicht einen Kindergarten selbst, sondern setzt auf eine Vielfalt verschiedener Träger, von denen der Kirchenkreis der wichtigste ist. Stand jetzt gibt es in Unna neun evangelische Kitas. In keiner Kommune des Kreises sind es mehr, und gleichzeitig unterhält kein Träger im Unnaer Stadtgebiet so viele Kitas wie der Kirchenkreis. Die zweitgrößten Träger nach der Evangelischen sind die Katholische Kirche und die Sozialpädagogische Initiative (SPI) mit jeweils vier Einrichtungen in Unna.

Stadt versucht Klärung

Wegen der überraschend angekündigten Schließungspläne suche die Stadt kurzfristig das Gespräch mit dem Evangelischen Kirchenkreis, erklärte die Pressestelle im Rathaus.

Auf die Frage, welche Auswirkungen die Auflösung von Gruppen auf das Gefüge der Kinderbetreuung in Unna hat, antwortete die Stadt: „Generell gibt es im Stadtgebiet aktuell freie Betreuungsplätze sowohl in Kindertageseinrichtungen als auch in der Kindertagespflege, allerdings nicht immer in dem Stadtteil, in dem die jeweiligen Familien wohnen.“

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