
Viele Helfer des Caritasverbandes für den Kreis Unna sprangen ein, um der Familie, die auf dem Weg von Frankreich nach Polen in Unna gestrandet war, zu helfen. Streetworker Hartmut Veit (zweiter von links) und Marvin Wurlitzer (r.) von „Essen auf Rädern“ brachten die Familie zum Busbahnhof in Dortmund, von wo aus es nach Hause ging. © privat
Keine Weiterfahrt nach Polizeikontrolle: Caritas nimmt Familie spontan auf
In Unna gestrandet
Auf dem Heimweg von Frankreich nach Polen wurde eine Familie von der Polizei angehalten und durfte nicht weiterfahren. Sie strandete bei der Wohnungslosenhilfe in Unna – die spontan half.
Die Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe an der Hansastraße beraten, betreuen und unterstützen wohnungslose Menschen und jene, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Normalerweise. Doch jetzt hat das Team um Marta Liedtke, zuständig für die Tagesstätte, und Anita Steffen, die für die Beratungsstelle in dem Haus verantwortlich ist, ein Problem ganz anderer Art gelöst.
Und zwar, als ein junges Paar in der Hansastraße auftauchte und um Hilfe bat. Ihre Familie war auf der Autobahn bei Bönen in eine Polizeikontrolle geraten. Die Beamten hatten das Fahrzeug „stillgelegt“. „Das heißt für mich, dass es nicht fahrtüchtig war“, erklärt Steffen. Es habe aber keine Panne gegeben.

Martina Liedtke und Anita Steffen von der Wohnungslosenhilfe in Unna nahmen gemeinsam mit ihrem Team spontan eine durchreisende Familie auf. © Claudia Pott
Jedenfalls sei die Familie von der Gemeinde Bönen für drei Nächte im Gästehaus an der Ökologiestation untergebracht worden und sollte dann weiterziehen. Doch so recht wusste niemand, wer dann zuständig war. Und so machten sich die beiden Eltern auf den Weg zur Caritas. Die beiden Kinder und ein Freund der Familie, der mit ihnen unterwegs war, warteten samt Gepäck am Unnaer Bahnhof. „Sie warteten dort stundenlang“, erklären die Mitarbeiterinnen der Wohnungslosenhilfe – die eigentlich für solche Fälle nicht zuständig sind.
„Aber es waren Kinder dabei. Die konnten wir nicht einfach im Stich lassen“, erklärt Lietdke. Nach einigem Hin und Her sowie Telefonaten war schnell klar, dass es an diesem Tag keine Hilfe von anderer Stelle geben würde und auch keine finanzielle Unterstützung. Für das Team stand trotzdem fest: Es will der Familie helfen.
Wohnungslosenhilfe wird kurzerhand zur Unterkunft
Und so packten alle, darunter viele Ehrenamtliche, mit an: Zwei holten die Kinder, den Freund der Familie und das viele Gepäck vom Bahnhof Unna ab, ein Büroraum wurde mit Isomatten und Bettdecken kurzerhand zum Schlafraum umfunktioniert – glücklicherweise gibt es an der Hansastraße Toilette und Dusche – und im Supermarkt besorgte das Team Lebensmittel.
Anita Steffen spricht Polnisch und konnte sich so mit der Familie verständigen. Auf diesem Weg erfuhren die Helfer auch, dass die gestrandete Familie in Frankreich Urlaub gemacht hatte und gerade auf dem Heimweg war, als sie angehalten wurde. Das Geld sei ihnen dann ausgegangen und sie hätten nicht gewusst, wie es weitergehen soll.
Dank der Caritas ging es dann schon am nächsten Tag weiter: Das Team organisierte Fernbus-Tickets von Dortmund nach Posen und am nächsten Morgen ging es für die fünf Gäste weiter in Richtung Heimat. Wer genau sich um die Familie und ihre Rückfahrt kümmern hätte müssen, das ist immer noch nicht so recht geklärt.
Und dass die Caritas das Geld für Unterbringung, Verpflegung und Busfahrt erstattet bekommt, bezweifelt sie. So etwas komme jedoch nicht häufig vor und vor allem weil Kinder im Spiel waren, habe der Caritasverband für den Kreis Unna hier selbstverständlich einfach geholfen, erklärt Sprecher Jan Wandschneider.