Joe Bausch war der Stargast bei der Preview-Veranstaltung zu „Mord am Hellweg 2022“. Auf dem Hof Bellevue in Unna stellte er sein neues Buch „Maxima Culpa“ vor und berichtete dabei viel Persönliches. © Dirk Becker
Wer den Schauspieler, Autor und ehemaligen Gefängnisarzt der JVA Werl Joe Bausch erlebt hat, der muss Lust auf die Jubiläumsausgabe des Krimifestivals „Mord am Hellweg“ bekommen haben.
Längst ist „Mord am Hellweg“ eine Marke. Die Reihe darf sich seit 2004 Europas größtes internationales Krimifestival nennen. In diesem Jahr wird gleich in doppelter Hinsicht gefeiert – vor 20 Jahren gab es die erste Ausgabe, am 17. September beginnt die zehnte Auflage.
In Erinnerung an die erfolgreichen Jahre hat die Festivalleitung mit Dr. Herbert Knorr (Leiter Westfälisches Literaturbüro Unna) und Sigrun Krauß (Kulturbereichsleiterin Stadt Unna) Revival-Days organisiert. Dazu gehört auch eine Preview-Veranstaltung. Knorr machte dabei Werbung für das Festival, überließ dann aber den Raum auf dem Hof Bellevue ganz dem Stargast des Abends: Joe Bausch.
Dr. Herbert Knorr bildet gemeinsam mit Sigrun Krauß die Festivalleitung von „Mord am Hellweg“. © Dirk Becker
Mit „Maxima Culpa“ hat der Tatort-Schauspieler gerade ein neues True-Crime-Buch veröffentlicht. Daraus las er am Dienstagabend aber nur wenige Zeilen. Vielmehr berichtete er ausgesprochen gut gelaunt über die Hintergründe. Moderator Matthias Bongard stellte Fragen, die Bausch nicht schon unzählige Male bei anderen Gelegenheiten beantwortet hat. So erfuhren die Gäste im großen Saal des Bestattungshauses Groß viel über seine Jugend als Bauernjunge und auch über seinen gescheiterten Versuch, den Wehrdienst zu verweigern.
Moderator Matthias Bongard entlockte Joe Bausch spannende Antworten. © Dirk Becker
„Ich bin mit 14 Jahren schon mit dem Auto zur Schule gefahren und musste mich dafür vor Gericht verantworten“, verblüffte Bausch. Er, der im Westerwald große Traktoren steuerte, bekam dafür das Auto seines Vaters. Eigentlich hätte Joe Bausch, der eigentlich Hermann Josef heißt und noch weitere Vornamen hat, den Hof der Familie übernehmen sollen – stattdessen studierte er mehrere Fachrichtungen und landete schließlich in der Medizin, wurde Gefängnisarzt in Werl.
„Ich habe mich immer gefragt: Was macht die Menschen böse? Ich wollte aber auch wissen: Was sind die Möglichkeiten, solche Menschen zu therapieren, damit man sie irgendwann wieder entlassen kann“, erklärte Bausch. Diese tiefgründige Analyse findet sich auch in seinem Buch wieder. Der Mediziner erzählt nicht einfach spektakuläre Fälle, sondern hat intensiv recherchiert. So finden sich auch Zitate von Staatsanwälten, Verteidigern und Gutachten in „Maxima Culpa“.
Joe Bausch hat für sein neues Buch „Maxima Culpa“ intensiv recherchiert. In zehn Kapiteln erzählt er nicht nur spannende Fälle, sondern informiert auch über unbekannte Hintergründe. © Dirk Becker
Die Veranstaltung mit Joe Bausch war übrigens der einzige True-Crime-Termin bei „Mord am Hellweg“. Alle anderen Autoren – von Ingrid Noll über Hakan Nesser bis zu Simon Beckett erzählen fiktionale Geschichten. „Es ist eine großartige Kunst, solche Geschichten zu erfinden. Besuchen Sie möglichst viele Veranstaltungen“, gab Bausch seinem Publikum nach zweieinhalb Stunden mit auf den Heimweg.