Der Immobilienmarkt in Unna ist angespannt. Viele Menschen sind verzweifelt auf der Suche nach einem passenden neuen Zuhause. Und doch gibt es Häuser – selbst in exponierten Lagen –, die unbewohnt sind.
Stadtvilla an der Bornekampstraße
Ein Bauzaun versperrt den Zugang zu dem Grundstück. Die grünen Fensterläden der alten Stadtvilla sind verschlossen; der Garten verwildert. Hier wohnt niemand mehr.
Dabei liegt das einst wohl schöne Wohnhaus an der Bornekampstraße. Das gleichnamige Naherholungsgebiet ist direkt vor der Haustür, die Innenstadt nur wenige Fußmeter entfernt. Die Wohnlage dürfte vielen Menschen zusagen.
Häuser nicht mehr bewohnbar
Wie passt das zusammen? Gründe für leerstehende Immobilien gibt es verschiedene. Sind Erben zerstritten, kann das dazu führen, dass es für ein gemeinsames Haus keine Lösung gibt. Bei steigenden Bodenpreisen können auch Eigentümer und Investoren ein Interesse daran haben, jahrelang auf den besten Preis zu warten.
Zum Teil sind unbewohnte Häuser aber einfach auch nicht mehr bewohnbar. Den Eigentümern fehlt das nötige Kleingeld oder das Interesse, sich mit der Immobilie auseinanderzusetzen. Auch an der Dortmunder Straße in Afferde gibt es ein unbewohntes Fachwerkhaus. Das Gebäude hat schon bessere Zeiten erlebt, mittlerweile zerfällt es langsam.

Sogenannte Problemhäuser blockieren potenzielles Bauland. Und danach fahndet die Stadt Unna derzeit. Die Verwaltung erarbeitet ein Handlungskonzept Wohnen, zu dem auch ein Baulandprogramm gehören soll. Im Mai soll es endlich vorgestellt werden. Dann entscheidet die Politik über das Papier, das für die kommenden zehn Jahre der Wegweiser gegen den Wohnungsmangel sein soll.
„Eine Wohnungsnot im allgemeinen Sinn lässt sich für Unna im Rahmen des Handlungskonzepts Wohnen nicht herleiten“, sagt Stadtsprecherin Anna Gemünd. „Trotz alledem gibt es in bestimmten Segmenten eine starke Nachfrage und ein sehr geringes Angebot. Vor allem die Prognosen der Demografie- und Haushaltsentwicklung weisen auf große Handlungsbedarfe in den nächsten Jahren hin.“
Vernachlässigte Immobilien nicht im Blick
40 Baulandflächen sind demnach identifiziert worden. Darunter soll sich die Streuobstwiese an der Morgenstraße befinden. Sie verspricht Entwicklungspotenzial für Unnas Oberstadt.
Das Potenzial vernachlässigter Immobilien hat die Stadt offenbar nicht ins Auge gefasst. „Das Thema Leerstandsquote ist seit vielen Jahren ein Diskussionsgegenstand der aktiven Wohnungsmarktbeobachtung. Hier war bis vor einigen Jahren der Blick auf die Stadtwerke-Stromzähler ein Indikator, welche aber aufgrund der Liberalisierung des Strommarktes keine belastbaren Rückschlüsse mehr ermöglichen“, sagt Anna Gemünd.
„Strategischer Zwischenerwerb“
Dabei hätte die Stadt durchaus Möglichkeiten, neue Perspektiven für Problemhäuser zu schaffen. Mit der Städtebauförderung 2024 hat das Land NRW den Kommunen die Möglichkeit eines „strategischen Zwischenerwerbs von Immobilien“ geschaffen.
Die Häuser an der Bornekampstraße und am Afferder Weg werden wohl nicht von der Stadt aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.
Studie belegt Wohnungsmangel: Wann kommt endlich Unnas Baulandoffensive?