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Hüppe irritiert mit „Nein“ zur Umbenennung des Förderzentrums Unna
Förderzentrum
Das Förderzentrum Unna soll zum Beginn des Schuljahres 2022/23 nicht nur an neuer Stelle starten, es bekommt auch einen neuen Namen. Hubert Hüppe (CDU) war dagegen – anders als seine Fraktionskollegen.
Dass dem gerade erst erneut in den Bundestag gewählten Hubert Hüppe das Thema Inklusion besonders am Herzen liegt, kann niemand bestreiten. Hüppe war von 2009 bis 2013 Behindertenbeauftragter der Bundesregierung. Durchaus irritiert war das eine oder andere Kreistagsmitglied, als Hüppe in der jüngsten Sitzung gegen die Umbenennung des Förderzentrums Unna in „Jakob-Muth-Schule“ stimmte – als einziges Mitglied der CDU-Fraktion und nur gemeinsam mit der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Hüppe zitiert neuen Namensgeber
Die Schulkonferenz der Förderschule hatte zuvor bereits für diesen Namen votiert, die Zustimmung des Kreistags schien Formsache zu sein. Doch dann ergriff Hüppe das Wort. Er zitierte den neuen Namensgeber der Schule: „Wer als Kind einmal in eine Sonderschule überwiesen ist, der verliert fast jegliche Kontaktmöglichkeiten mit Kindern allgemeiner Schulen. Aber auch die nichtbehinderten jungen Menschen verlieren dadurch die Möglichkeit zur Interaktion mit Behinderten. Faktisch ist für ein Kind die Überweisung in eine Sonderschule gleichsam eine Ein-für-allemal-Entscheidung.“ Das hatte Muth 1986 gesagt.

Hubert Hüppe wollte den neuen Namen „Jakob-Muth-Schule“ für das Förderzentrum Unna nicht mittragen. © Stefan Milk
Muth, so argumentierte Hüppe, sei stets ein Gegner von Sonderschulen gewesen, habe sich für die Inklusion stark gemacht. Deshalb lobten die Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Jahr für Jahr den Jakob-Muth-Preis für inklusive Schulen aus. Dass nun aber ausgerechnet eine Förderschule Muths Namen tragen soll, hält Hüppe für falsch. Er unterstrich seine Aussage damit, dass nahezu kein Abschlussschüler des Förderzentrums den Sprung in den ersten Ausbildungsmarkt schaffe.
Kreis verweist auf andere Beispiele
Der Kreis Unna verweist darauf, dass bereits zahlreiche Förderschulen in Deutschland nach dem Pädagogen und Professor Jakob Muth benannt seien. Er bestätigte in einer Mitteilung zu Muth aber auch: „Er lebte von 1927 bis 1993 und setzte sich früh für die Integration behinderter Kinder im Schulunterricht ein. Gemeinsames Lernen war ihm besonders wichtig.“
Der Wunsch nach einer Umbenennung sei aus der Mitte der Schulgemeinde des Förderzentrums mit den Förderschwerpunkten „Lernen“ sowie „Emotionale und soziale Entwicklung“ gekommen. Zur Debatte standen zunächst „Edith Stein“, die Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft, die im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde – und eben „Jakob Muth“. Einstimmig hatte sich die Schulkonferenz für Jakob Muth entschieden. Mit dem Kreistagsbeschluss wird die Umbenennung zum 1. August 2022 offiziell.
SPD-Sprecherin: „Merkwürdiges Demokratieverständnis
Hüppes „Nein“ bewog die Kreistagsfraktion der SPD im Nachgang der Kreistagssitzung zu einer Stellungnahme. Sigrid Reihs, SPD-Sprecherin im Ausschuss für Schule und Bildung, sei „sichtlich irritiert“ ob der Kritik ihres CDU-Kreistagskollegen Hubert Hüppe an der Entscheidung der Schulgemeinde.
„Wir sind davon überzeugt, dass die Schulkonferenz sich sehr genau mit der Person Jakob Muth auseinandergesetzt hat. Den Vorschlag so zu kritisieren und die Kompetenz dieses Gremiums in Frage zu stellen, zeigt ein merkwürdiges Demokratieverständnis“, wird Reihs zitiert. Hüppe hatte gemutmaßt, dass der Schulkonferenz möglicherweise nicht bewusst gewesen sei, dass Muth ein Gegner von Sonderschulen war.