Hochwasserschäden am Massener Bach Tragen die Anwohner eine Mitschuld?

Hochwasserschäden am Massener Bach: Tragen Anwohner eine Mitschuld?
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Als starker Regen am 14. Juli 2021 auch den Massener Bach über die Ufer treten und einige Keller fluten ließ, galt dies durchaus als Überraschung. Zwar gab es in Unna schon damals Bereiche, die als überflutungsgefährdet bekannt waren, aber Massen stand dabei zumindest nicht vorne an. Hatten die Menschen in Billmerich und Stockum durchaus schon Erfahrungen mit Überflutungen gesammelt, traf das Hochwasser in Massen viele Geschädigte unvorbereitet.

Vor allem das Ausmaß, in dem der Bach über die Ufer trat, war ungewöhnlich. Sogar der Massener Hellweg stand zeitweilig unter Wasser. Etliche Garagen und Keller liefen voll. Dabei war es nicht allein die Niederschlagsmenge, die die Überflutung ausgelöst hat.

Dies ist zumindest einem Bericht zu entnehmen, den eine Arbeitsgruppe unter Federführung der Stadtverwaltung nun vorlegt. Über das Jahr 2022 hinweg suchte die Gruppe nach Maßnahmen, die vergleichbare Lagen künftig verhindern können – und dafür auch nach den Ursachen, die die im Jahr 2021 ausgelöst haben. Klimawandel, Geländeprofile und der Verlauf der Gewässersysteme im Stadtgebiet spielen dabei eine Rolle, in Massen aber offensichtlich auch menschliches Fehlverhalten. So zumindest vermutet es die Arbeitsgruppe mit einiger Überzeugung.

Unrat hinterm Gartenzaun verstopft die Bachdurchlässe

„Ein nicht unerheblicher Teil der Überflutungen im Juli ist – neben den Mengen an Regenwasser – wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Anwohner*innen Abfälle im Bachprofil entsorgt haben und diese die nachfolgenden Brücken und Verrohrungen verstopft haben“, heißt es nun in einem Papier aus dem Rathaus.

Das Büro des Bürgermeisters bestätigt diesen Verdacht auf Nachfrage. „Es handelte sich um allerlei Abfälle, die im Garten anfallen – sowohl um Rasen- und Grünschnitt als auch um Reste von Holzzäunen, um Bretter oder (Pflaster-)Steine“, präzisiert Verwaltungssprecher Kevin Kohues die Erkenntnisse.

Dabei seien diese Abfälle in der Regel nicht mutwillig ins Bachbett gelegt, aber fahrlässig nah daran deponiert worden. Einige der unmittelbaren Anrainer des Baches hätten derlei Zeugs hinter den Zäunen ihrer Grundstücke gelagert, zum Teil auch in der Böschung. Das Wasser des anschwellenden Baches habe es dann irgendwann erreicht und mitgerissen, bis dass es sich an Engstellen verkeilt hat. An diesen Staustellen konnte das Wasser nur verzögert abfließen. Der Pegel des Baches stieg danach sprunghaft – über die Ufer.

Die Mitschuld einiger, vielleicht nur weniger Anwohner ist nicht die einzige Ursache für die Überflutung gewesen, betont der Bericht. Tatsächlich seien die Regenmassen extrem gewesen. Und der Massener Bach hat ein relativ großes Einzugsgebiet. Der Liedbach im oftmals stark von Hochwasser betroffenen Billmerich und auch der Holzwickeder Bach münden in den Massener. Weil Regenfälle dieser Stärke angesichts des Klimawandels künftig häufiger erwartet werden, plant die Stadt inzwischen eine Hochwasserrückhaltung für Massen, die aber wohl erst 2033 fertig wird.

Wer nicht mitzieht, muss Strafe zahlen

An die Anwohner tritt nun die Stadt heran – zum einen mit einem Informationsschreiben, aber auch mit Strafandrohung. Jenes Schreiben solle „in den kommenden Wochen“ an eine zwei- bis dreistellige Zahl von Anliegern des Baches verschickt werden, um sie über das Problem zu informieren und dafür sensibler zu machen. Zugleich kündigt das Rathaus an, die Situation am Bach und das Verhalten von Anwohnern weiter zu beobachten. Bei Verstößen müssten sie „mit ordnungsrechtlichen Konsequenzen rechnen“, so Kohues.