Deutschlandweit sinkt die Zahl der Apotheken massiv. Rund 300 Standorte weniger gibt es seit Jahresbeginn. Die negative Entwicklung hat offenbar zwei entscheidende Ursachen: Das System der Apothekenvergütung sei unterfinanziert und es fehlten Nachwuchskräfte. Gegen den Bundestrend sichert Inhaberin Dr. Anke Lochmann die Zukunft ihrer Dorf-Apotheke in Hemmerde. Mit Manuela Kajszika (53) gibt es seit August eine neue Filialleitung.
Monika Markmann geht in den Ruhestand
Seit Februar arbeitet Manuela Kajszika bereits an der Seite der langjährigen Leiterin Monika Markmann (66). Die 66-Jährige hat die Hellweg-Apotheke seit Februar 1985 geführt. Bis zu ihrer Rente im Sommer 2025 bleibt Monika Markmann dem Standort mit reduzierter Stundenzahl erhalten.
Die Hellweg-Apotheke ist einer von drei Standorten von Anke Lochmann. Sie ist darüber hinaus Inhaberin der Markt-Apotheke in Fröndenberg und der Ruhr-Apotheke in Wickede. „Es ist ein guter Übergang“, sagt Anke Lochmann mit Blick auf Hemmerde.

Denn während landauf und landab Versorgungslücken durch Schließungen entstehen, bleibt die kleine Hellweg-Apotheke, mit ihrer mehr als 150 Jahre alten Geschichte, dem Dorf erhalten. Ohne den Verbund wäre das aber nicht möglich, sagt Anke Lochmann. Dabei biete sie für Hemmerde und die umliegenden Dörfer „eine gute Grundversorgung“.
Anke Lochmann zählt zu den Apothekerinnen, die sich gegen die Reform-Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Wehr setzten. Es geht dabei unter anderem um die Finanzierung und den Vorschlag, dass Apotheken von Pharmazeutisch-Technischen-Assistenten (PTA) geleitet werden dürfen. Approbierte Apotheker müssten nur noch wenige Stunden in der Woche vor Ort sein.
Manuela Kajszika ist approbierte Apothekerin
Das hätte zum Beispiel zur Folge, dass Arzneimittel, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen – Schmerzmedikamente für Krebspatienten etwa – nur noch in diesen Zeiten ausgegeben werden dürften.
Mit Manuela Kajszika steht in Hemmerde weiter eine approbierte Apothekerin hinter dem Tresen. Die 53-Jährige hat im hessischen Marburg Pharmazie studiert. Anschließend hat sie zwölf Jahre lang in der Schweiz gelebt und gearbeitet – im Universitätsspital Basel. Dort hat sie auch ihre Ausbildung zur Fachapothekerin für klinische Pharmazie absolviert.
„Ich wollte Kundenkontakt“
Aus persönlichen Gründen kehrte sie schließlich mit ihrer Familie zurück nach Deutschland. Seit 2015 arbeitet sie bereits für Anke Lochmann, zunächst in Wickede. Jetzt leitet die Dortmunderin die Hemmerder Apotheke.
„Ich wollte im Kundenkontakt stehen“, sagt Manuela Kajszika zu ihrem beruflichen Werdegang. „Die Arbeit in einer Dorf-Apotheke liebe ich. Wenn ich einem Kunden etwas empfehle, dann möchte ich wissen, wie es weitergeht. Und auf dem Dorf kennt man die Patienten irgendwann mit Namen.“
Medikamentenmangel
Und während die heimischen Apothekerinnen die Entwicklung der Reform-Pläne in Berlin beobachten, haben sie in der täglichen Arbeit mit einem anderen Problem zu kämpfen: Medikamentenmangel.
Im vergangenen Jahr hätte der Mangel vor allem Fiebersäfte für Kinder betroffen. Aktuell seien neue Diabetes-Mittel und antibiotische Augenpräparate nicht zu bekommen. Der Aufwand in den Apotheken steigt, sagt Anke Lochmann. Denn immer wieder muss Rücksprache mit den Ärzten gehalten werden.