Wer sieht, wie die Bagger an der Hansastraße das Baufeld bearbeiten, käme nicht auf die Idee, dass es hier um Mikrometermaße geht. Doch die Zapp-Gruppe investiert in großem Stil, um in kleinsten Maßeinheiten Präzisionsarbeit zu leisten. Mit den Assoziationen, die der Begriff „Stahlwerk“ auslöst, werden die Produkte aus der neuen Halle wenig zu tun haben.
Es geht um „Dünnstfolien“, und was den Superlativ rechtfertigt, sind Materialdicken zwischen 0,015 und 0,05 Millimetern. Zapp liefert diese Metall-Halbzeuge bereits jetzt aus Unna, will das hauchzarte Material aber künftig in breiteren Bändern produzieren. Hintergrund: Sie kommen bei der Herstellung von OLED-Displays zum Einsatz, sind wichtig für den Bau von Smartphones, Tablets und anderen Anzeigetafeln, wie sie inzwischen etwa in Autos oder Haushaltsgeräten zu finden sind. Breitere Bänder muss Zapp den Kunden anbieten, weil auch die Displays immer größer werden.
Zapp investiert in Unna 70 Millionen Euro
Die Produktion jener Dünnstfolien, ein Service-Center für spezielle Drähte, die in der Medizintechnik eingesetzt werden, und der künftig zentralisierte Bereich Logistik/Versand bringt Zapp nun in einem Neubau unter. Nach dem Abriss des 2020 von Henkel Bautechnik gekauften Ceresit-Werkes soll auf der Grundstücksseite zur Hansastraße hin eine 12.000 Quadratmeter große Halle entstehen. 70 Millionen Euro will die Gruppe investieren, davon 40 Millionen in die technischen Anlagen. Ende 2024 soll der Probebetrieb anlaufen.

Zukunftsmarkt für Präzisionsprodukte
Zapp investiere damit in Zukunftsmärkte, erklärt Geschäftsführer Edo Ollermann. Mit den Dünnstfolien konkurriere Zapp weltweit mit lediglich einem anderen Unternehmen. Es sei ein Produkt, das ein Höchstmaß an Präzision erfordert, damit Planheit, Dickentoleranz, Oberflächengüte und Reinheitsgrad den Ansprüchen der Abnehmer genügen. Die Spezialdrähte für den Medizinbereich seien für Zapp ein noch kleiner, aber hoffentlich wachsender Markt, der von der Gruppe aktuell aus Schweden beliefert wird.
Durch den Neubau, für den das Werk an diesem Mittwoch (6. September) symbolisch den ersten Spatenstich gesetzt hat, würden dabei auch bis zu 30 neue Arbeitsplätze entstehen. Zurzeit hat Zapp in Unna 270 Beschäftigte.
Zapp ist ein globales Unternehmen mit einer über 300-jährigen Geschichte. Das 1701 gegründete Unternehmen hat heute 16 Standorte in Europa, Nordamerika und Asien, beschäftigt insgesamt rund 1300 Mitarbeiter.
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