Wenn die Gewerbesteuer eine Sportart wäre, stünde Nordrhein-Westfalen für die Heimat der Spitzenklubs. In keinem anderen Bundesland greifen die Kommunen den heimischen Betrieben auf so breiter Front so tief in die Tasche.
Unna hat dabei schon in der Vergangenheit Tuchfühlung zum oberen Viertel der Tabelle gehalten. Mit den Steuerplänen ab 2025 käme aber der Sprung in die Champions-League.
Eine Karte des Bundesamtes für Statistik zeigt, auf welchem Niveau Unna die Gewinne der Wirtschaft vor Ort jetzt schon abschöpft. Weite Teile von NRW sind dunkelrot eingefärbt, was die höchste Kategorie mit Gewerbesteuersätzen von 425 Hebesatzpunkten oder mehr markiert. Die Kreisstadt am Hellweg zu finden, ist auf dieser Karte gar nicht einfach angesichts der einheitlichen Farbgebung.

Das Landesamt für Statistik in NRW drückt es so aus: „Die Hebesätze der Gewerbesteuer haben im Jahr 2022 in fast allen Gemeinden (96,5 Prozent) in Nordrhein-Westfalen 400 Prozent oder mehr betragen.“ Unna lag und liegt noch bei 481 Prozentpunkten, was derzeit „nur“ für Platz 101 unter den insgesamt 396 NRW-Kommunen reicht. Doch die Konkurrenz ist eng: Im Kreis Unna reicht die Bandbreite der Hebesätze von 445 Punkten in Werne bis zu 490 Punkten in Schwerte und Lünen. Auch an Dortmund (485 Punkte) ist Unna nah dran.
Unna hätte den zweithöchsten Gewerbesteuersatz in NRW
Die aktuellen Steuerpläne aus dem Unnaer Rathaus würden die Stadt im Gewerbesteuervergleich aber weit nach oben befördern. Ab 2025 will die Stadt Unna ihren Hebesatz von 481 auf 595 Punkte anheben. Bleiben die Geschäftsergebnisse der Unternehmen stabil, würde sich das Einkommen aus der Gewerbesteuer um fast 24 Prozent erhöhen.
Im landesweiten Vergleich der Gewerbesteuersätze würde Unna dann auf Platz 2 vorrücken. Die beiden derzeitigen Zweitplatzierten Oberhausen und Mühlheim an der Ruhr (jeweils 580 Punkte) würde Unna dabei souverän überholen, um sich dann erst einem Gegner mit unfairem Vorteil beugen zu müssen.
Rekordhalter Inden besteuert vor allem die RWE
Den höchsten Gewerbesteuersatz in Nordrhein-Westfalen und auch in ganz Deutschland hat nach einer Übersicht der Landes-Statistiker die Gemeinde Inden im Kreis Düren. Die noch 7500 Einwohner zählende Kommune hebelt den Grundbetrag der Gewerbesteuer auf 650 Prozent.
Doch während Inden alles in allem gar nicht so viel Wirtschaft hat, die es zu besteuern gilt, bedient sich die Kommune vor allem bei den Aktionären der RWE. Der kleine Ort liegt nämlich im Rheinischen Braunkohlerevier und ist teilweise schon abgebaggert worden. Bis in einer fernen Zukunft der „Indener See“ aus dem Baggerloch ein Reiseziel macht, ist der Tagebau Hauptarbeitgeber und -steuerzahler zugleich.
Unna will jeden vierten Euro aus der Wirtschaft holen
Unna hat keinen so dominanten Einzelbetrieb und wird von der heimischen Wirtschaft auch nicht abgegraben. Trotzdem langt die Stadt kräftig zu: Von jedem Euro Überschuss, den ein Gewerbebetrieb erzielt, würde die Stadt ab 2025 fast 21 Cent abschöpfen. Bislang waren es keine 17 Cent.
Entwickeln sich neben den Steuersätzen auch die Erträge der Unternehmen wie erwartet, will Unna im Jahr 2025 gut 60 Millionen Euro an Gewerbesteuern einnehmen. Etwa jeder vierte Euro, den die Stadt ausgibt, würde dann von einem heimischen Unternehmen beigesteuert.