Am Klinikum Dortmund werden Sicherheitsmaßnahmen verschärft, weil Drohungen und Übergriffe gegen Mitarbeiter zunehmen. Sie sollen künftig Kameras an der Kleidung tragen, die in eskalierenden Situationen aggressive Täter abschrecken sollen. Menschen, deren Beruf es ist, anderen zu helfen, werden angegriffen. Wie ist die Lage in Unna? „Der Einsatz von Bodycams ist für uns aktuell kein Thema“, antwortet Bettina Szallies, Pressesprecherin des Christlichen Klinikums Unna (CKU) auf eine Anfrage unserer Redaktion. Gewalt aber ist auch in Unna durchaus ein Thema, mit dem man sich beschäftigt.
„Umgangston rauer geworden“
„Auch wir erleben an beiden Krankenhausstandorten und in allen Bereichen der Patientenversorgung, dass der Umgangston und die Umgangsformen in der Gesellschaft rauer geworden sind“, antwortet CKU-Sprecherin Szallies auf eine Anfrage unserer Redaktion. Jeder Übergriff werde ernst genommen und dokumentiert, um daraus gewaltpräventive Maßnahmen für die Zukunft abzuleiten.
Schutzkonzept für 2.000 Mitarbeiter
Fallzahlen zu Drohungen oder Angriffen kann die CKU-Pressestelle nicht nennen. Aber sie erläutert, was der Hospitalverbund unternimmt, um Mitarbeiter und Patienten bestmöglich zu schützen. Mit 2.000 Mitarbeitern an den CKU-Standorten West und Mitte ist das Klinikum Unnas größter Arbeitgeber, der ein Schutzkonzept für seine Leute erarbeitet hat und dieses ständig aktualisiert. „Dieses Schutzkonzept existiert nicht nur auf dem Papier, sondern wird gelebt“, schreibt Szallies.

Fachkräfte für Prävention
Die Sprecherin berichtet von 17 Präventionsfachkräften: Es sind Mitarbeiter aus unterschiedlichen Fachbereichen mit einer entsprechenden Zusatzausbildung, die Kollegen gezielt Hilfe anbieten. Sie hätten im vergangenen Jahr ihre Arbeit deutlich intensiviert. Diese Fachkräfte würden eingeschaltet bei präventiven Maßnahmen, aber auch nach einem Übergriff auf Mitarbeiter, Patienten, Bewohner oder Gäste. Zudem gebe es Schulungen und Deeskalationstrainings, die Mitarbeitern helfen, sich bestmöglich auf brenzlige Situationen vorzubereiten und sich zu schützen.
Schulungen wirken
Die regelmäßigen Schulungen zeigen nach Einschätzung des CKU eine positive Wirkung: „Unsere Pflegenden stellen fest, dass sie auf sehr viele Menschen, die übergriffige Situationen in der Patientenaufnahme, der Zentralen Notaufnahme oder auf den Stationen verursachen, mit den trainierten Reaktionen und Herangehensweisen deeskalierend einwirken können.“
Wenn etwas passiert
Gleichwohl, so Szallies weiter, gebe es Situationen „die nicht mehr alleine beherrschbar sind und in denen auch wir die Polizei rufen müssen“. Es gebe eine enge Vernetzung und Unterstützung, für die man der Polizei dankbar sei.
Mitarbeiter egal aus welchem Arbeitsbereich würden nach einem Übergriff durch einen Patienten vielseitige Hilfsangebote erhalten, berichtet das Unnaer Klinikum. Neben den Präventionsfachkräften gebe es eine Krisenhotline, auch verschiedene interne Ansprechpartner wie der Ethikberater, Betriebsärzte und Seelsorger stünden zur Verfügung, um Mitarbeiter aufzufangen.
Appell an Patienten
Das CKU nutzt die Öffentlichkeit an dieser Stelle auch, um an Patienten zu appellieren: „Wir haben Verständnis, dass sich Patientinnen und Patienten im Krankenhaus in einer nicht-alltäglichen Situation befinden und in einem Ausnahmezustand sind. Trotzdem appellieren wir daran, respektvoll mit unseren Mitarbeitenden, die ihnen helfen möchten, umzugehen. Zudem bieten wir Patienten, die sich in herausfordernden Situationen befinden, Kontakte zu Selbsthilfegruppen und anderen Unterstützungsangeboten an.“
Klinikum Dortmund will Bodycams fürs Personal: „Bitter, dass solche Maßnahmen nötig sind“