Unnas geheimer Stadtpark vor dem Aus Der Garten Mille Fiori droht zu verdorren

Der Garten Mille Fiori droht zu verdorren
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Er ist eine grüne Oase in der Innenstadt, ein kreatives Kunstprojekt und ein Ort der Begegnung: Der „Garten Mille Fiori“ zählt zu den lokalen Besonderheiten in Unna, die als Geheimtipp angefangen haben, um dann überörtlich als Attraktion bekannt zu werden. Selbst Reiseführer weisen inzwischen auf die Gartenanlage hin, die Frauke und Dietmar Nowodworski ehrenamtlich auf einer Brachfläche der Stadt angelegt haben. Doch nun ist dieses Kleinod akut gefährdet.

Das Künstlerpaar zieht sich aus der Arbeit in der 200 Quadratmeter großen Grünanlage zurück. In einem Schreiben ans Immobilienmanagement im Rathaus teilen die Nowodworskis mit, dass sie die Fläche wieder in die Obhut der Stadtverwaltung geben. Zum 15. Oktober wollen sie ihre Betreuung dort einstellen.

„Es ist uns eine Ehre und ein Vergnügen gewesen, den Menschen in Unna so viel Freude zu bereiten“, sagt Dietmar Nowodworski. „Wir haben lange mit uns gerungen und es tut uns in der Seele weh“, betont er.

Für die Gestaltung der Fläche hätten er und seine Frau viel Zuspruch erhalten. Der „Garten Mille Fiori“ wurde in Fernsehberichten vorgestellt und findet sich unter anderem auch im „Glücksorte“-Führer für die Hellweg-Region. Bisweilen gab es auch skurrile Begegnungen, weil Besucher die beiden Künstler fälschlich für Angestellte der Stadt gehalten und entsprechend angesprochen haben. Allzu überraschend war es vielleicht nicht: In der Vorplanung für das „Reallabor Schulstraße“ neben dem „Garten Mille Fiori“ wurde oft auf diesen Bezug genommen. Dabei war das Projekt stets ein privat getragenes.

Dietmar und Frauke Nowodworski im Garten Mille Fiori.
Dietmar und Frauke Nowodworski im Garten Mille Fiori. Im vergangenen Winter hatten die beiden noch 500 Blumenzwiebeln gesetzt, um die Fläche an der Wilhelm-Sternfeld-Gasse nachhaltig aufblühen zu lassen. © HA Archiv

Frauke und Dietmar Nowodworski sind zwei Künstler mit ausgeprägtem Engagement für ihren Wohnort. Obwohl ihre „kinetischen Kunstwerke“ in etlichen europäischen Großstädten zu sehen waren, öffnen sie regelmäßig noch ihr Arthaus an der Massener Straße, um auch in ihrer Heimatstadt präsent zu sein. Mehrfach haben sie sich aber auch darum gekümmert, Brachen in der Stadt zu beleben. Einen verwaisten Kiosk an der Ecke Massener Straße/Holbeinstraße etwa haben sie in eine witzige Dauerinstallation verwandelt. Für Leerstände in der Innenstadt stellen sie Werke zur Verfügung, um die ansonsten verwaisten Schaufenster zu bespielen.

Guerilla-Gardening in seiner schönsten Form

Auch der „Garten Mille Fiori“ entstand auf einem zuvor völlig vernachlässigten Beet der Stadt im Rücken der Massener Straße. In einer für die Nowodworskis typischen Guerilla-Aktion räumten die beiden vor fünf Jahren den angesammelten Müll von der Fläche, um sie mit Pflanzen, Gartenmöbel und künstlerischen Objekten zu gestalten. Die Stadt wurde nicht um Erlaubnis gefragt, ließ die beiden aber gewähren.

Nach der Pandemie wurde der Garten Mille Fiori in Unna zunehmend auch zu einem Ort für kulturelle Veralstaltungen, so wie hier beim Auftritt der „Chorleriker“.
Nach der Pandemie wurde der Garten Mille Fiori in Unna zunehmend auch zu einem Ort für kulturelle Veralstaltungen, so wie hier beim Auftritt der „Chorleriker“. © Sebastian Pähler

Gerade in der Pandemie sei die Anlage für viele Besucher ein Zufluchtsort im Freien gewesen, und als sich die Menschen wieder freier begegnen konnten, wurde aus der Anlage eine Bühne für Kulturveranstaltungen mit bis zu 300 Gästen. Allerdings habe die Arbeit in der Anlage auch Mühe gemacht.

Zweimal täglich sahen Frauke und Dietmar Nowodworski seitdem nach dem Rechten, um aufzuräumen und auch mal Vandalismusschäden zu beseitigen. Für Urlaube organisierten sie Vertretungen im Freundeskreis. Anfallende Kosten trugen die beiden im Wesentlichen aus der eigenen Tasche. Nach fünf Jahren halten sie das Projekt nun aber für „erfolgreich abgeschlossen“. „In erster Linie sind wir Kunstschaffende“, erinnert Frauke Nowodworski, die sich und ihrem Mann nun auch Freiräume für neue Projekte eröffnen möchte.

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