Rechtssicher in die Rabatten Für die Grünpflege durch Bürger gibt es in Unna jetzt Verträge

Für die Grünpflege durch Bürger gibt es jetzt Verträge
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Die Unnaer sind ein pragmatisch zupackendes Völkchen, das zeigt sich mitunter auch bei Pflegetätigkeiten an öffentlichen Grünanlagen. Beispiele für ehrenamtliche Arbeit fanden und finden sich in Unna an vielen Ecken. Sie reichen von der liebevoll bepflanzten Baumscheibe vorm Haus bis zu Großprojekten wie dem Quartiersplatz, den Nachbarn am Zedernweg pflegen, oder dem viel gelobten Garten Mille Fiori in der Innenstadt, den das Künstlerehepaar Frauke und Dietmar Nowodworski auf einer zuvor völlig verwahrlosten Beetfläche der Stadt geschaffen hat.

Das Mitwirken der Bürger ist im Prinzip immer gern gesehen und bislang meistens geduldet worden. Und doch spielt es sich in einer Grauzone ab: Absprachen zwischen der Stadt und den Stadtbetrieben mit den pflegenden Bürgern hat es vielfach bestenfalls mündlich gegeben. Nun aber macht es die Stadt formell und offiziell. Ein „Vertrag für Pflegepatenschaften kommunaler Fläche durch Ehrenamtliche“ steht in einem konkreten Fall vor dem Abschluss. Die Vereinbarung hat etwas Mustergültiges.

Ein „Lex Zühlke“ als Mustervertrag für alle Unnaer

Dass in Unna nun auch die Bürgerhilfe an Beeten und Baumscheiben bürokratisiert wird, könnte etwas mit dem privaten Vertragspartner zu tun haben: Der Garten und Landschaftsbaumeister Holger Zühlke hatte sich mit seiner Firma im Indupark angeboten, öffentliche Grünflächen im Umfeld seines Unternehmenssitzes mitzupflegen. Und Zühlke gilt selbst als kritischer, stets auf Korrektheit bedachter Beobachter kommunalen Handelns.

Anhand eines vorherigen Schottergartens zeigt Garten- und Landschaftsbaumeister Holger Zühlke hier, wie man Flächen selbst mit einfach zu pflegenden Maßnahmen ökologisch aufwerten kann. Im Umfeld seines Unternehmenssitzes im Indupark bietet er sich der Stadt nun als Pate für Grünanlagen an.
Anhand eines vorherigen Schottergartens zeigt Garten- und Landschaftsbaumeister Holger Zühlke hier, wie man Flächen selbst mit einfach zu pflegenden Maßnahmen ökologisch aufwerten kann. Im Umfeld seines Unternehmenssitzes im Indupark bietet er sich der Stadt nun als Pate für Grünanlagen an. © Claudia Pott

Dass er nun einen Vertrag dafür abschließt, um die Außenwirkung des Gewerbegebietes an der Heinrich-Hertz-Straße aufwerten zu können, empfindet Zühlke selbst dementsprechend auch als Errungenschaft. „Der Vertrag gibt beiden Seiten Rechtssicherheit. Davon profitieren aber vor allem Bürger, die Pflegetätigkeiten übernehmen wollen“, erklärt er. Ganz bewusst habe er deshalb in den Verhandlungen mit der Stadt darauf gedrängt, dass „sein“ Vertrag nicht zu sehr auf seinen Einzelfall abgestellt wird, sondern zum Mustertext taugt.

Dass er dies tut, bestätigt derweil auch die Stadt – um gleichzeitig zu betonen, dass niemand einen solchen Vertrag abschließen muss. „Ich nehme wahr, dass es derzeit ein großes Interesse in Unna daran gibt, öffentliche Flächen mit Kleinstbepflanzungen zu gestalten“, sagt der zuständige Beigeordnete Sandro Wiggerich. Dieses Engagement wolle die Stadt unterstützen, bevorzugt aber in einer Form, die auf beiden Seiten möglichst wenig zusätzlichen Aufwand erzeugt. „Wer sich unsicher ist, kann sich immer melden. Wir finden eine individuelle Lösung“, verspricht er.

Was der Pate darf, ist klar definiert

Geregelt wird etwa, welche Tätigkeiten ehrenamtliche Grünpflegepaten übernehmen dürfen und welche nicht, beziehungsweise in welchen Fällen Rücksprache mit der Stadt nötig ist. Konkret dürfen Zühlke und etwaige Nachahmer Pflanzen aus einer vorgegebenen Liste pflanzen und wässern, den Boden lockern, Mäharbeiten vornehmen, Kot und Müll entfernen, die Anlage kontrollieren, Schäden und Gefahren an die Stadt melden.

Geräte wie Schaufel und Gießkanne sind von den Paten zu stellen. Der Einsatz von motorisierten Geräten ist im Einzelfall unter Auflagen zulässig.

Stadt nimmt Paten in ihren Versicherungsschutz auf

Zu den wichtigsten Vorteilen für Bürger dürfte der Versicherungsschutz zählen, den die Stadt den offiziell unter Vertrag genommenen Patinnen und Paten gewährt. Wer sich selbst verletzt oder durch die Art seiner Grünpflege Schäden verursacht – etwa, weil die Bepflanzung doch die Sichtachsen im Verkehrsraum gestört hat, der kann darauf hoffen, von der Stadt schadlos gehalten zu werden.

Klares Verbot von Giftstoffen und Kunstdüngern

In anderen Fragen nutzt die Stadt die Vereinbarung, um Standards abzusichern, die ihr in der Grünpflege wichtig sind. So untersagt der Vertrag ausdrücklich den Einsatz von Giften und Kunstdüngern. Inspektion und Beschnitt von Bäumen im Beet bleibt ausdrücklich Angelegenheit der Stadt.