Die Zahlen sprechen Bände: Im Jahr 2023 ließen sich laut Lagebild des Bundeskriminalamtes 250.000 Opfer häuslicher Gewalt verzeichnen, 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Hiervon sind 70,5 Prozent der Betroffenen weiblich. In Deutschland starben 155 Frauen durch die Hand eines (Ex-)Partners. Alle zwei Tage wird eine Frau von einem (Ex-)Partner ermordet.
„Frauen werden dazu aufgefordert, laut zu sein“, erklärt Diplom-Pädagogin Ariane Raichle. Schon früh lernen Frauen, sich nicht zu wehren – man erkenne oft, dass sie Schwierigkeiten dabei hätten, sich für sich selbst einzusetzen und laut zu werden. Genau hier soll ein Kurs zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung der Frauen- und Mädchenberatungsstelle des Frauenforums im Kreis Unna ansetzen.
An zwei Samstagen im September gibt es ein Angebot für Frauen, das ihnen helfen soll, sich zur Wehr zu setzen.

Teil 1: Täter irritieren - Angriffe früh im Keim ersticken
Im ersten Teil des Kurses gehe es darum, so Raichle, zu lernen, wie Frauen sich potenziellen Tätern gegenüber präsentieren. „Täter wollen unauffällig sein“, erklärt sie. „Mit der Körperhaltung und einem selbstbewussten Auftreten, kann man Täter häufig abschrecken – denn sie suchen niemanden, der laut ist.“
Am 14. September liegt der Fokus auf dem Thema „Selbstbehauptung“. In Zusammenarbeit mit der Polizei wird aufgeklärt und mit Übungen herausgearbeitet, wie Frauen sich schützen und wehren können.
Teil 2: Selbstverteidigung über Wing Tsu
Schon von Kindesbeinen an lernten Mädchen, brav zu sein und die Bedürfnisse anderer zu achten – infolgedessen falle es vielen schwer, die eigenen Grenzen zu erkennen und aufzuweisen. Zu lernen, diese zu erkennen und zu kommunizieren, sei ein tragendes Element der Gewaltprävention, wie Raichle erklärt.
So geht es am 20. September – im zweiten Teil des Kurses – darum, effektive Selbstverteidigung zu lernen. Die chinesische Kampfkunst Wing Tsu setze nicht auf die eigene Kraft und Kondition, sondern nutze die Kraft des Gegners zur Selbstverteidigung. „Ralf Konkel ist ein erfahrener Trainer und bietet schon seit mehreren Jahren Kurse bei uns an“, so die 45-Jährige.

So können Sie unterstützen
Leserinnen und Leser des Zeitungsverlags Rubens haben die Möglichkeit, ihre Zeitung in der Urlaubszeit abzubestellen und stattdessen den Betrag an eine gemeinnützige Organisation im Kreis Unna zu spenden. Zusätzlich legt der Verlag 60 Cent pro Abonnement und Urlaubstag zur Seite – der Gesamtbetrag kommt in diesem Jahr dem Frauenforum Kreis Unna zugute. Abonnenten haben während ihrer Urlaubszeit weiterhin Zugriff auf das Plus-Angebot und das E-Paper.
„Es ist nicht immer der Fremde hinterm Busch“
Im Jahr 2023 wurden laut UN-Women Deutschland 12.931 Frauen von ihrem (Ex-)Partner schwer oder gefährlich körperlich verletzt. 4.622 Frauen erlebten sexualisierte Gewalt durch ihren (Ex-)Partner. Die veröffentlichten Zahlen bilden jedoch nur die Straftaten ab, die auch zur Anzeige gebracht wurden – es ist von einer hohen Dunkelziffer Betroffener auszugehen. „Gewalt wird nicht nur von Fremden hinterm Busch verursacht“, so Ariane Raichle. „Natürlich gibt es die. Aber häufig sind es Täter aus dem näheren sozialen Umfeld.“
In der Regel baue sich häusliche Gewalt Stück für Stück auf, bis schließlich eine Bindung und eine emotionale Abhängigkeit bestehe, sodass Betroffene sich schwer wehren können.
Unter 116-016 ist das Hilfetelefon für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, rund um die Uhr erreichbar. Auch für Angehörige. Das Angebot ist kostenfrei und anonym.
Sicher und Selbstbewusst
- 14. und 21. September: 10 bis 14 Uhr
- Für Frauen ab 18 Jahren
- Ort: Frauen- und Mädchenberatungsstelle (Hansastraße 38, 59425 Unna)
- Kosten: 5 Euro
- Anmeldung: unter Tel. (02303) 822 02 oder per E-Mail (praevention@frauenforum-unna.de)