Unnaerin erkrankte an Post-Covid So geht es Florbela Dos Santos heute

Von Claudia Lohmann
„Irgendwann wusste ich, dass ich wieder Kraft habe“
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Es gab eine Zeit, da war Florbela Dos Santos noch froh, als sie es schaffte, den Weg von ihrer Wohnung in die Innenstadt ohne Pausen zurückzulegen. Der Fußweg dauerte eine halbe Stunde – und war sie dort angekommen, brauchte die Unnaerin erst einmal eine Pause.

Vor ihrer Corona-Erkrankung hat Florbela Dos Santos zehn Minuten für den Weg gebraucht – und danach keine Pause benötigt. Doch Post Covid hat ihr das Leben sehr schwer gemacht. Weil es ihr nach ihrer Corona-Infektion immer wieder schlecht ging, kam sie wenige Monate nach ihrer Erkrankung in die Reha. Ihr Kreislauf war schwach, sie war ständig erschöpft.

All das erzählte Florbela Dos Santos der Redaktion ganz offen – auch, um für Verständnis zu werben. Sie selbst musste erleben, dass ihre Erkrankung nicht von allen ernst genommen wurde. „Es ist eben kein gebrochenes Bein“, sagte sie damals. Sie rief seinerzeit auch eine Selbsthilfegruppe ins Leben, die sich weiterhin austauscht und trifft.

Über ein Jahr nach dem Treffen mit der Unnaerin hat unsere Redaktion nachgefragt, wie es ihr heute geht. „Ich bin gerade auf Geschäftsreise“, erklärt sie am Telefon – und damit ist gleich klar, dass es Florbela Dos Santos nicht nur viel besser geht, sondern dass sie Post Covid auch hinter sich gelassen hat. Die Unnaerin arbeitet wieder und klingt zufrieden.

Es habe keinen genauen Zeitpunkt der Heilung gegeben, erklärt sie auf Nachfrage. Ihr sei es immer besser gegangen. „Irgendwann wusste ich, dass ich wieder Kraft habe und wieder etwas machen möchte“, erklärt sie.

Sie hat ihre Situation angenommen

Den Zahn, dass sie wieder die Alte sei, habe sie sich aber selbst gezogen. Sie habe auch gar nicht den Anspruch, zurückzublicken und zu versuchen, wieder die Person zu werden, die sie vor ihrer Corona-Erkrankung war. „Ich gehe viel wertschätzender mit mir um“, erzählt sie. Ihr habe es geholfen, nicht ständig zu hoffen, dass alles so wird wie früher.

„Man sollte annehmen, was gerade ist, und daraus das Beste für sich formulieren.“ Florbela Dos Santos hat ihre Situation in einer schweren Phase akzeptiert und das Beste draus gemacht – das hat sie gestärkt. „Ich weiß natürlich nicht, ob das allen hilft. Das kann man nicht verallgemeinern“, sagt sie.

Was aber vielen hilft, ist der Austausch unter Gleichgesinnten. Und dafür ist die Gruppe da, die sie gegründet hat und weiterhin leitet. Es gibt Treffen und einen Austausch per Whats App. Man ist füreinander da. Interesseierte können über den Kreis Unna (selbsthilfe@kreis-unna) Kontakt zur Gruppe aufnehmen. Es gibt übrigens eine Regel: Erzählen und Austauschen ist gewünscht, „aber wir jammern nicht.“

Florbela Dos Santos auf ihrem Balkon in Unna.
Florbela Dos Santos verbrachte nach ihrer Corona-Erkrankung viel Zeit zu Hause. © Claudia Lohmann (Archiv)

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