
Kunst kann uns etwas sagen, das in Worte nicht zu fassen ist. Deswegen fängt das Drama eines Künstlers oft dann an, wenn man ihn bittet, sein Werk zu erklären. Sie können das gerne ausprobieren, wenn Sie einmal eine Vernissage besuchen.
Was dies mit dem neuen Platz an Königsborner Tor zu tun hat? Das können Sie auch gerne ausprobieren, wenn Sie sich ihn anschauen. Der Umbau ist wirklich, wirklich, wirklich gut gelungen, das möchte ich vorab betonen. Und doch drängt sich eine Frage auf: Was soll dieses Verlegemuster?
Die ausfransenden Übergänge zwischen Rot und Grau wirken, als ob den Bauarbeitern mitten in der Arbeit eine der beiden Farben ausgegangen wäre. Schon im Neuzustand vermittelt der Platz eine gewisse Flickenoptik, mit der er das steinige Allerlei am Schnittpunkt von Altem Markt, Hertinger- und Wasserstraße aufzugreifen scheint. Hat Unna schlichtweg Angst, dass eine auch optisch intakte Wegeoberfläche die Bürgerinnen und Bürger aus der Fassung bringen könnte?
Orientierung mit fließenden Übergängen – aha!
Tatsächlich hat die Stadt eine Erklärung dazu. Man kann sie akzeptieren. Teilen muss man sie nicht. Vor allem aber käme man gar nicht drauf, was diese Gestaltungsidee soll, solange vor Ort nicht auch dafür noch Hinweisschilder aufgestellt werden. Radfahrern und Fußgängern „Orientierung“ zu bieten, gleichzeitig aber fließende Übergänge zu lassen – allein dies ist ein gedanklicher Spagat.

Die ersten Nutzer der Fläche, die unsere Redaktion beobachten konnte, machen sich derlei Gedanken offenbar nicht. Ob sie mit dem Rad unterwegs sind oder zu Fujß: Die allermeisten nutzten den Platz als Mischverkehrsfläche und nahmen einfach den kürzesten Weg. So spiegelt der Platz in gewisser Weise auch die Situation auf der Südseite des Königsborner Tors, wo das neue Durcheinander von Radfahrern und Fußgängern allen Unkenrufen zum Trotz doch zu funktionieren scheint.
Und trotzdem ist der Platz gut geworden
Und das ist es, worauf es ankommt. Über das Flickenmuster am Königsborner Tor können wir heute einmal schmunzeln, um uns morgen dran gewöhnt zu haben. Was bleibt, ist eine sehr gut verlegte Pflasterfläche mit schmalsten Fugen und mit einer Oberfläche, die Radfahrern eine gute Kombination aus niedrigem Rollwiderstand und hoher Reifenhaftung bietet. Auch so etwas kann Unna, wenn auch nicht ohne Seltsamkeiten.
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