Neues Essen ausprobieren: Da bin ich so vorsichtig. Und trotzdem passiert mir immer mal wieder ein Malheur. Das jüngste heißt Dinkelkekse. Ich muss gestehen, ich dachte erst, die Kinder merken nichts! Die Packung sah aus wie immer, hungrige Kinder lesen doch das Kleingedruckte nicht – falsch gehofft.
Mein Jüngster riss mit Nachmittags-Plätzchenhunger die Folie auf, zog einen der Kekse heraus und biss hinein. „Digger! Was kaufst du für Plätzchen!?“, rief er empört. Um den Rest dieses furchtbaren Gebäcks machten die meisten anderen in der Familie einen weiten Bogen. So blieb Papa halt erstmal sitzen auf seinen Dinkelkeksen. Gut, dass ich die Vollkornvariante noch im Schrank gelassen hatte. Damit hätte der Knabe mich wahrscheinlich beworfen.
Dinkel: gesund aber gewagt
Was hat mich geritten, sie überhaupt zu kaufen? Ich hatte diese Plätzchen selbst einmal probiert und fand sie etwas knackiger als die normalen. Obendrein gesünder? Ich hatte nicht recherchiert, aber irgendwo im Hinterkopf, Dinkel sei verträglicher als Weizen. Man will seiner Familie ja schließlich etwas Gutes gönnen. Dass die Kinder sofort merken würden, dass wir ihnen etwas Neues, Fremdartiges unterjubeln, das hätte ich allerdings ahnen können. Ich kenne diese Kinder ja schon länger.
Riskante Pfannkuchen
Selbst beim Quarkdessert – bei uns heißt es traditionell „Stippmilch“ – kann man soviel falsch machen. Quark, Joghurt, Milch: Das ist keine „haute cuisine“. Ja, aber welche Milch? Und wie viel? Dem einen wird es zu flüssig, der anderen zu fest. Und wenn du dann noch die falsche Sorte süße Deko anbietest: ungenießbar! Kinder sollen ja mehr Geschmacksknospen haben als Erwachsene, aber schmecken sie im Ernst den Kakaogehalt in halb aufgelösten Schokostreuseln? Sogar Pfannkuchen sind eine Hochrisikomahlzeit. Die darf nur Mama herstellen, Papa hat Pfannenverbot. Er könnte die Teigfladen zu dick machen. Oder zu dünn, zu hell, zu dunkel – zu anders... Ich koche an sich ganz gern, aber es macht nicht immer Spaß.
Ein Kind sagt: Hauptsache mehr!
Freude macht es mir vor dem Hintergrund, wenn jemand einfach zupackt. Unser Großer ist inzwischen so jemand. Der Teenager verlangt nach großen Mengen Nahrung. Meist fragt er schon während des Frühstücks, was es zum Mittagessen gibt. Nachtisch fordert er auch nach dem Abendbrot. Und spät abends, wenn die Eltern ins Bett gehen, macht er sich sicherheitshalber noch mal Reste warm.
Diesem jungen Mann hielt ich also die umstrittene Kekspackung hin. Er langte hinein und fing an zu vertilgen. „Und?“, fragte ich. „Was?“, kaute der Sohnemann. „Ist mal ne andere Sorte“, erklärte ich. Die Antwort war nur Schulterzucken. Übersetzt: Egal. Hauptsache, es bleibt mehr für mich.
„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch
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