Die Zukunft des Eine-Welt-Ladens in Unna ist ungewiss. Es gibt Personal- und Raumsorgen. Wie ist der faire Handel in Unna überhaupt aufgestellt? Die Stadt Unna will dazu vor allem aufklären.
Unna ist Fairtrade-Stadt
Seit dem Jahr 2013 hat die Stadt Unna das Zertifikat „Fairtrade-Stadt“ und gehört damit zu Kommunen, die sich besonders dafür einsetzen, dass Menschen in Herstellungsländern von Produkten wie Schokolade, Kaffee, Obst oder Kleidung gute Arbeits- und Lebensbedingungen haben. Die Stadt Unna selbst handelt nicht mit diesen Dingen. Sie sehe eine ihrer Hauptaufgaben in der Vernetzung, sagt Nicole Katsigiannis. Sie arbeitet im Umweltamt und ist Unnas Fairtrade-Koordinatorin.
Das Umweltamt leistet quasi die Geschäftsführung einer Steuerungsgruppe von Fairtrade-Aktiven. Dadurch hat auch die Verwaltung den schwierigen Weg verfolgt, den der Eine-Welt-Laden genommen hat. „Wir haben als Stadt natürlich Interesse daran, dass es in Unna einen Eine-Welt-Laden gibt“, sagt Pressesprecher Kevin Kohues. So gibt es Unterstützung im Rahmen der Möglichkeiten: Die Eine-Welt-Gruppe konnte zumindest vorübergehend einen Raum im Seniorentreff Fässchen beziehen.

Ratgeber für den Einkauf
Und der Eine-Welt-Laden ist hervorgehoben in einem Einkaufsratgeber aus dem Umweltamt. Das Internetdokument wird immer wieder aktualisiert und listet 36 Stellen in Unna auf, an denen fair gehandelte Produkte gekauft werden können. Darunter sind längst auch Discounter oder Textil-Ketten. Es gebe regelmäßig Testkäufe in den Geschäften, um zu ermitteln, ob sie dem Anspruch gerecht werden, erklärt Katsigiannis.
Ob Produkte als „fair“ bezeichnet werden können und welche, darüber geben Siegel Auskunft. „Es gibt eine Vielzahl von Siegeln“, sagt Katsigiannis. Zur Orientierung empfiehlt sie die Internetseite www.siegelklarheit.de, veröffentlicht vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Fragen zu Siegeln und Produkten beantworten zudem die Beraterinnen in der Umweltberatung der Verbraucherzentrale in Unna, mit denen das Umweltamt zusammenarbeitet.
Fairtrade Town setzt bei Schülern an
„Wir wollen Menschen die Möglichkeit geben, bewusst zu entscheiden“, sagt Katsigiannis. Und diese Schärfung des Bewusstseins soll früh beginnen. In Unna gibt es mehrere Schulen, die sich „Fairtrade Schools“ nennen dürfen. Weitere Schulen, so Katsigiannis, würden nicht dieses Siegel tragen, ihre Schüler aber dennoch mit diesen Themen beschäftigen, etwa im Rahmen von AGs oder Projekttagen. Der Schulwettbewerb „Fairbessere die Welt“ habe zum Beispiel große Resonanz erzeugt. Im Idealfall, so Katsigiannis, tragen Kinder und Jugendliche die neuen Erfahrungen und Kenntnisse auch in ihre Familien.

Fair produzierte Fußbälle
„Die Menschen sollten bewusster ihren Konsum hinterfragen“, sagt Katsigannis. So könne es sich lohnen, zu recherchieren, wie eine Jeans entsteht. Steckt darin Kinderarbeit? Die Menschen, deren Lebensbedingungen wegen Billig-Produktion schlecht sind, leben in der Regel sehr weit weg. Wer sich für ein Eine-Welt-Projekt engagiert, hat also selten oder nie Kontakt zu Menschen, denen er hilft. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie Katsigiannis erklärt. Die Fairtrade-Steuerungsgruppe habe einen Mann zu Gast gehabt, der selbst als Kind in Pakistan Fußbälle nähen musste und davon wirkungsvoll berichtet habe, berichtet die Koordinatorin. Wenn in der Steuerungsgruppe für fair produzierte Fußbälle geworben wird, dann wissen die Aktiven um die Hintergründe.
„Wir brauchen neue Kümmerer“: Hat der Eine-Welt-Laden Unna eine Zukunft?