Kirche in Geldnot Verkauf von Gemeindehaus in Unna ist nur der Anfang

Verkauf des Jona-Hauses ist für die Kirche nur der Anfang
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Die evangelische Kirche in Unna plant den Verkauf des Jona-Hauses in der Gartenvorstadt. Die Ankündigung hat die Gemeinde in Aufruhr versetzt. Dabei gehen die Planungen weit über das Abstoßen einer Immobilie hinaus, wie Pfarrerin Jula Well und Andreas Josefowitz, Vorsitzender des Presbyteriums, erläutern. Die Gründe sind vielschichtig.

Kirche hat immer weniger Mitglieder

„Es gibt einen Rückgang an Religiosität“, sagt Pfarrerin Well. Das bekomme die evangelische Kirche deutlich zu spüren. Zum einen gebe es immer weniger hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte, die sich um die Aufgaben in der Kirchengemeinde kümmern, zum anderen schrumpfe die Zahl der Gemeindemitglieder – und damit stehe auch weniger Geld zur Verfügung.

„Wir müssen uns für die Zukunft aufstellen, weil wir Verantwortung für die haben, die nach uns kommen“, sagt Jula Well. Die Entscheidung, das Jona-Haus zu verkaufen, sei alternativlos.

Das Jona-Haus befindet sich an der Eichenstraße in Unna.
Das Jona-Haus in der Gartenvorstadt soll verkauft werden. © Marcel Drawe

In den vergangenen Jahren habe die Kirchengemeinde die Personalkosten bereits auf ein Minimum reduziert. „Wir haben keine Küster mehr“, erklärt Jula Well, „die Presbyter übernehmen die Aufgaben. Wir können nicht weiter kürzen.“

Dementsprechend müsse an den Gebäudekosten geschraubt werden. Eine Analyse der Gebäudestruktur aus dem Jahr 2015 sei bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass es in der Gegenwart 600 Quadratmeter zu viel sind, über die die Kirchengemeinde verfüge.

Trauer drückt sich in Petition aus

Den Entschluss, das Jona-Haus zu verkaufen, habe das Presbyterium schweren Herzens getroffen, sagt Andreas Josefowitz. „Es sind Tränen geflossen. Es gibt Gemeindemitglieder, die das Jona-Haus am Reißbrett mit geplant und dann mit Leben gefüllt haben.“

Die Trauer in der Gemeinde, die sich auch in Form der Online-Petition für den Erhalt des Hauses ausdrücke, können sie gut verstehen, sagen Jula Well und Andreas Josefowitz.

Martin-Luther-Haus sollte zuerst geschlossen werden

Und dennoch sei die Entscheidung nach einem sehr langen Abwägungsprozess unumgänglich gewesen. Zunächst sollte das Martin-Luther-Haus geschlossen werden, gibt die Pfarrerin Einblicke in den Entscheidungsprozess. Das habe man aus „Sachzwängen“ verwerfen müssen.

Die Infrastruktur für die angrenzende Stadtkirche sei im Martin-Luther-Haus untergebracht. Die Kirche werde beispielsweise durch einen Schacht unter dem Kirchplatz vom Nebengebäude aus beheizt.

Jona-Haus kostet 70.000 Euro im Jahr

Die Entscheider argumentieren aber auch mit Zahlen. Rund 300.000 Euro erhalte die Kirchengemeinde als Zuweisung aus den Kirchensteuern. Die kompletten Jahreskosten des Jona-Hauses belaufen sich auf rund 70.000 Euro, rechnet Jula Well vor. Hinzu kämen die noch höheren Kosten für das Martin-Luther-Haus und die Stadtkirche.

Mit dem Verkauf des Jona-Hauses soll die Kirchengemeinde vor dem finanziellen Ruin bewahrt werden. „Wir wollen keine roten Zahlen mehr schreiben“, sagt Jula Well.

Eine Luftaufnahme zeigt die Stadtkirche am Kirchplatz in Unna.
Die Stadtkirche soll zum Zentrum des gemeindlichen Lebens der evangelischen Kirche werden. © www.blossey.eu

In Kürze soll das Jona-Haus mit Architekten begutachtet werden, um einen Verkaufspreis zu ermitteln. Das Kirchenrecht sieht vor, dass das Grundstück lediglich als Erbpacht angeboten werden darf. In der Regel macht das einen Verkauf nicht einfacher.

Und dann gibt es noch Zwänge, die sich die Kirchengemeinde selber gibt. „Wir wollen das Jona-Haus und das Gelände nicht leichtfertig abgeben. Die Räume sollen nach Möglichkeit sozial wertvoll genutzt werden“, sagt Jula Well. Auch deshalb stehe man im Austausch mit der Stadt Unna.

Das Best-Case-Szenario für die evangelische Kirche: Die Stadt übernimmt das Jona-Haus, wie sie es schon 2019 mit der Begegnungsstätte „Brücke“ in Königsborn getan hat. Das dürfte aber nicht so einfach werden, denn auch die Stadt hat mit roten Zahlen zu kämpfen.

Stadtkirche soll zum Zentrum werden

Der Verkauf des Jona-Hauses ist allerdings nur der Anfang. In zehn Jahren, so sieht es der langfristige Plan des Presbyteriums vor, soll die Kirchengemeinde sich vom Martin-Luther-Haus trennen. Dann soll das Gemeindeleben ausschließlich in der Stadtkirche stattfinden.

Bis es so weit ist, stehen aber noch einige Arbeiten an. Die denkmalgeschützte Kirche müsse mit einer Küche, Toiletten und einem beheizbaren Raum ausgestattet werden, erklärt Pfarrerin Jula Well.

In der Zwischenzeit will sich die Kirchengemeinde im Martin-Luther-Haus mit Partnern behelfen. Denn auch alleine sei das rund 1000 Quadratmeter große Gebäude zu groß für die Kirche, um es alleine auszulasten. „Wir sind in Gesprächen mit sozialen Trägern“, sagt Jula Well.