Verkaufsoffene Sonntage erfordern in Unna besonderes Fingerspitzengefühl. Seit die Gewerkschaft Verdi konsequent mit Klagen droht, achtet die Stadt besonders penibel darauf, sich nicht angreifbar zu machen. Leidtragende davon sind die Mieter im Einkaufszentrum „Neue Mühle“.
An der Sonntagsöffnung zur Autoschau durften sich zumindest Deichmann und Rossmann noch beteiligen. Lediglich den Edeka-Markt hatte die Stadt seinerzeit ausgeklammert, weil sie befürchtet, dass ein sonntags geöffneter Supermarkt zu viele Kunden anziehen würde und in Summe mehr Menschen in den Geschäften Unnas gezählt würden als auf der Veranstaltungsfläche.
Nun steht der Einkaufssonntag zum Weihnachtsmarkt an, und in der Mühle bleibt plötzlich alles zu, was in die Kategorie Handel fällt. Edeka, Deichmann, Rossmann und auch der erst später eingezogene Woolworth-Markt bleiben geschlossen, während wenige Schritte weiter die Geschäfte an der Bahnhofstraße öffnen dürfen.
Diese Entscheidung, die die Stadt auch auf Grundlage eines politischen Beschlusses getroffen hat, sorgt für Unmut. Für diesen Unmut selbst finden die Betroffenen auch Verständnis, für ihre Reaktion darauf eher weniger.
Eine Beschwerde erhielt nun nämlich der City-Werbering. Die Vereinigung der Händler und Dienstleister in der Stadt musste sich den Vorwurf anhören, die Mühlen-Mieter nicht richtig vertreten zu haben, sagt der Vorsitzende des Werberings, Thomas Weber.
Eher am Rande merkt er an: „Keiner von den dreien ist bei uns Mitglied.“ Denn das Engagement in einer lokalen Händlergemeinschaft werde bei Deichmann, Rossmann und Edeka grundsätzlich nicht akzeptiert.

Webers Unverständnis für die Vorwürfe aus der Mühle beruht aber weniger darauf, dass sie von Nicht-Mitgliedern kommen. Entscheidend sei, dass sie falsch sind. Denn: In seinem Antrag auf eine Ausnahme vom Ladenschlussgesetz hatte der City-Werbering die Mühle sehr wohl berücksichtigt.
Das Ordnungsamt der Stadt Unna geriet dadurch nun in eine ungewöhnliche Lage, die die Behörde aber unbürokratisch löste. In einem Brief an die Mieter der Mühle schilderte Bereichsleiterin Heike Güse noch einmal die Gründe und Hintergründe der Entscheidung. Und sie stellte klar, dass es eine Entscheidung der Stadt war und kein Versäumnis des City-Werberings. Zugestellt wurde die Kurzstreckenpost vom Rathaus in die Mühle von den Außendienstkräften des Ordnungsdienstes.
Verdi hätte bei Mühlen-Öffnung wohl Klage eingereicht
Die Stadt erklärt die „Ausgrenzung“ der Mühle aus dem Geltungsbereich der Sonntagsfrage mit rechtlichen Punkten, auf die auch die Gewerkschaft Verdi deutlich hingewiesen habe. Was im Klartext bedeutet: Hätte Unna am Sonntag auch der Neuen Mühle die Öffnung gestattet, hätte Verdi wohl mit einer Klage geantwortet. Sie hätte dann allerdings die gesamte Innenstadt betroffen.
Verdi habe aufgezeigt, dass sich die Verkaufsfläche in Unnas Innenstadt mit dem neuen Einkaufszentrum sehr stark vergrößert habe, während der Weihnachtsmarkt genauso groß ist wie immer, fasst Heike Güse die Argumente der Gewerkschaft zusammen. Zudem gebe es keine unmittelbare räumliche Nähe zwischen Marktgelände und Einkaufszentrum. Dass man Deichmann und Rossmann zur Autoschau noch eine Freigabe erteilt habe, sei damals damit begründet worden, dass beide zuvor in der Fußgängerzone ansässig waren und ihre Ladenflächen noch keinen Nachnutzer hatten.
Immerhin gibt Verdi der Stadt und ihren Händlern mit den vorgebrachten Argumenten auch einen Schlüssel in die Hand, das Problem zu lösen. „Es gibt einen Weg, dieses Problem aus der Welt zu schaffen“, sagt der City-Werbering-Vorsitzende Thomas Weber: „Die Veranstaltungen müssen auch größer werden.“ Auch Heike Güse hält dies für einen denkbaren Weg, über den vermutlich gesprochen werden wird. Einig sind sich die beiden aber auch darin, dass dieser Weg kein kurzer ist.
Größere Veranstaltungen, wenn die Mühle mitzieht
„Beschicker zu bekommen für die Veranstaltungen ist durch Corona ohnehin schon schwieriger geworden“, erklärt Thomas Weber. „Und es wäre sicherlich nicht damit getan, die Stände einfach weiter auseinander zu ziehen. Da muss ein deutlich überarbeitetes Konzept her.“
Und Weber merkt an, dass es dann auch Sache der Mieter in der Mühle Bremme sei, sich an der Umsetzung des Konzeptes und an ihrer Finanzierung zu beteiligen. „Ich kann doch nicht daran festhalten, dass eine Mitgliedschaft beim City-Werbering grundsätzlich nicht infrage kommt, aber dann verlangen, dass der City-Werbering meine Probleme löst“, so Weber. Deichmann und Rossmann hätten das Problem zudem gar nicht, wenn sie in ihren bisherigen Geschäften in der Fußgängerzone geblieben wären. „Sie haben eine Standortentscheidung getroffen“, so Weber. Der City-Werbering sei durchaus offen und auch daran interessiert, die Neue Mühle einzubinden, aber eben als Teil einer echten Gemeinschaft.