Einkaufen auf dem Land – das geht in der Regel nur mit dem Auto. Kleine Orte sind für große Supermarktketten nicht interessant. Es fehlt das Kundenpotenzial. Das Aus des Carekauf-Marktes in Hemmerde passt ins Bild: Die angekündigte Schließung des Integrationsbetriebs hinterlässt eine klaffende Lücke im Dorf. Damit gibt es im gesamten östlichen Stadtgebiet von Unna keinen Nahversorger mehr. Dabei sind dort zwei potenzielle Standorte vorgesehen.
Stadtverwaltung bedauert Markt-Schließung
Carekauf-Betreiber Carint, eine Tochtergesellschaft des Caritasverbandes im Kreis Unna, schließt den Markt Ende September – nach 15 Jahren. Die Betroffenheit ist groß: Den Kunden bricht die fußläufige Einkaufsmöglichkeit im Ort weg.
Die Schließung des Marktes sei aus stadtplanerischer Perspektive „bedauerlich“, heißt es auch von der Stadt Unna. Sprecherin Anna Gemünd sagt: „Die Versorgung der Bevölkerung Unnas mit Gütern des täglichen Bedarfs, so auch mit Nahrungsmitteln, ist ein wichtiger Belang auch in der Stadtentwicklung und Bauleitplanung. Standorte des Lebensmitteleinzelhandels sind jeweils ein prägender Bestandteil von Städten sowie einzelnen Ortsteilen. Neben der Sicherung der Versorgung der Bevölkerung stellen sie einen wichtigen Anlaufpunkt im städtischen und öffentlichen Miteinander dar.“
Carekauf mit wichtiger Funktion
Die Standorte der Lebensmittelmärkte im Stadtgebiet sind nicht willkürlich. In einem Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2018, erstellt von der BBE Handelsberatung aus München, gibt es Empfehlungen zur Entwicklung der Nahversorgung in Unna.
Demnach hat der Carekauf in Hemmerde eine „wichtige, ergänzende Versorgungsfunktion“ übernommen. Die Handelsberatung hat seinerzeit empfohlen, den Standort zu festigen. Die eingetretene Entwicklung hingegen ist gegenläufig.

Dabei gab es schon damals den Hinweis, dass ein zusätzlicher Nahversorgungsstandort dem östlichen Stadtgebiet guttun würde. Lünern hätte dafür die besten Voraussetzungen mit dem ehemaligen Frischemarkt, heißt es in dem Konzept – das Ladenlokal wird mittlerweile aber anderweitig genutzt.
Stadtsprecherin Anna Gemünd weist auf die Handlungszwänge der Verwaltung hin. „Die Betriebe werden in der Regel von Privaten bewirtschaftet. Städte betreiben keine Lebensmittelgeschäfte und Stadtentwicklung ist entsprechend immer auf die Zusammenarbeit mit Privaten angewiesen.“ Leider sei in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgrund der strukturellen Veränderungen auch im Lebensmitteleinzelhandel ein Ausdünnen des Standortnetzes mit immer weiteren Wegen für die Bevölkerung für die Versorgung zu beobachten.
Stadt würde neue Lebensmittelmärkte in den Dörfern begrüßen
Dabei sei eine „ergänzende Nahversorgung in den ländlichen Ortsteilen bzw. in Hemmerde weiterhin ein wichtiges städtisches Ziel“, sagt Anna Gemünd. Die Stadt würde einen neuen Marktbetreiber oder neue Marktkonzepte begrüßen und „positiv begleiten“.
Inwieweit der Edeka-Neubau an der B1 in Werl-Büderich den Standort Hemmerde für eine Neuansiedlung eines Marktes unattraktiver gemacht hat, lässt sich nicht genau beziffern. Dem Carekauf hat der Markt in der Nachbarschaft offenbar den Todesstoß versetzt.
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