Edeka-Markt vor Schließung? Großem Stadtteil in Unna droht Engpass

Spekulationen über Aus in Massen: Edeka läuft die Zeit davon
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Lange und leidenschaftlich ist darüber gestritten worden, ob in Massen ein dritter Supermarkt gebaut werden soll oder ob zwei nicht doch ausreichen. Nun bahnt sich eine Situation an, in der der westliche Stadtteil erst einmal mit einer einzigen Verkaufsstelle für Lebensmittel auskommen müsste.

Hintergrund dafür sind die komplexen Eigentümer- und Investorenwechsel bei der Supermarktentwicklung in Massen. Die Immobilie, die heute den Edeka-Markt an der Kleistraße beheimatet, ist inzwischen im Eigentum der Firma Aldi. Sie will die Adresse übernehmen und dort einen eigenen Markt bauen. Hoffnungen, dass Edeka dann gleich in einen Neubau an der Massener Bahnhofstraße ziehen könnte, verlieren jedoch zunehmend an Grundlage.

Gerüchte über eine Edeka-Schließung noch 2024

Inzwischen kursieren in Massen sogar Gerüchte, denen zufolge Edeka den Standort Massen bereits abgehakt habe. Mehr noch: Der Markt an der Kleistraße könnte sogar früher geschlossen werden als bislang angenommen. Aldi hatte seinem Mieter Edeka zwar eine Verlängerung des Mietvertrages bis Ende 2025 angeboten, aber diese werde von Edeka nicht voll ausgenutzt, erzählt man sich im Ort.

Edeka gibt sich verschlossen, was die Zukunft in Massen betrifft

Wie belastbar diese Gerüchte sind, ist schwierig zu prüfen. Edeka kommentiert sie nicht, hält es aber auch nicht für geboten, sie zu entkräften. „Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt leider keine Auskunft zum Standort Unna-Massen geben können“, heißt es kurz und knapp auf eine Anfrage unserer Redaktion an Edeka Rhein-Ruhr.

Edeka und Lidl gemeinsam in Neubauten an der Massener Bahnhofstraße: So hatte Investor Robert Löer sich den neuen Handelsstandort vorgestellt. Inzwischen sind diese Entwürfe gescheitert und Entwickler Ten Brinke arbeitet an neuen.
Edeka und Lidl gemeinsam in Neubauten an der Massener Bahnhofstraße: So hatte Investor Robert Löer sich den neuen Handelsstandort vorgestellt. Inzwischen sind diese Entwürfe gescheitert und Entwickler Ten Brinke arbeitet an neuen. © Robert Löer Immobilien

Edekas Neubau noch lange nicht in Sicht

Die ursprüngliche Planung von Edeka sah einmal vor, aus dem Gebäude an der Kleistraße in einen Neubau zu wechseln, der als Teil eines Einkaufszentrums an der Massener Bahnhofstraße entstehen sollte. Doch jene Planung kommt seit Jahren nicht voran. Zuletzt gab es im Sommer 2022 einen Wechsel des Entwicklers und damit gewissermaßen einen Neustart. Statt mit Investor Robert Löer wollen die Grundstückeigentümer der Fläche an der Bahnhofstraße nun mit der Firma Ten Brinke zusammenarbeiten, die zu den größten Supermarktentwicklern in Europa zählt. Doch auch sie ist bislang noch nicht wirklich weiter gekommen als Löer.

Für einen direkten Wechsel wird die Zeit knapp

Für die Idee eines fließenden Wechsels von der Klei- an die Massener Bahnhofstraße läuft Edeka und Ten Brinke inzwischen die Zeit davon. Selbst wenn sich die Gerüchte über einen vorzeitigen Abschied aus der Altimmobilie nicht bestätigen sollten, läuft der Mietvertrag von Edeka nur noch etwas über 20 Monate.

Diese Zeit würde ausreichen, um einen neuen Markt zu bauen, wenn es denn die planungsrechtlichen Grundlagen dafür gäbe. Aktuell allerdings ist nicht einmal das Verfahren dafür richtig im Gange. Zwar hatte der Rat der Stadt bereits 2020 einen Aufstellungsbeschluss für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan gefasst, doch inzwischen ist dieser faktisch irrelevant. Durch die Planänderungen, die der Wechsel von Robert Löer zu Ten Brinke mit sich bringt, gibt es ein neues „Vorhaben“ und dafür braucht es einen erneuten Aufstellungsbeschluss.

„Derzeit stimmt unser Stadtplanungsamt die Inhalte des Vorhaben- und Erschließungsplans mit Ten Brinke ab“ erklärt Stadtsprecher Kevin Kohues dazu. Dass an diesem Vorverfahren weiter gearbeitet wird, mag zumindest als grundlegendes Zeichen dafür gelten, dass Ten Brinke weiter an einer Entwicklung interessiert ist.

Aldi dürfte erst nach einer Bauphase kommen

Zeitgleich sitzt Edeka an der Kleistraße der neue Eigentümer Aldi im Nacken. Dass es der Discounter in der Hand hat, über die Perspektiven von Edeka zu entscheiden, hat übrigens ebenfalls mit dem Entwicklerwechsel für das Projekt an der Bahnhofstraße zu tun. Zuvor gehörte auch die Edeka-Immobilie Investor Robert Löer. Doch dieser zog sich nach seinem Scheitern an der Bahnhofstraße komplett aus Massen zurück und verkaufte sein Ladenlokal an Aldi.

Rewe Engel am Massener Hellweg (Archivfoto) ist seit Jahrzehnten eine Säule der Nahversorgung in Massen. Möglicherweise muss der Markt diese Aufgabe zumindest zeitweilig allein tragen.
Rewe Engel am Massener Hellweg (Archivfoto) ist seit Jahrzehnten eine Säule der Nahversorgung in Massen. Möglicherweise muss der Markt diese Aufgabe zumindest zeitweilig allein tragen. © Udo Hennes

Königsborn hat vier Supermärkte, Massen bald nur einen?

Welchen Zeitplan der Discounter verfolgt, war zuletzt nur grob abzusehen. Bestätigt hatte Aldi, dass man Edeka bis Ende 2025 Zeit geben würde, um danach den eigenen Neubau anzugehen. Mindestens während der Bauzeit würde es demnach an der Kleistraße kein Einkaufsangebot geben.

Sollte es Edeka und Ten Brinke nicht doch noch gelingen, bis Dezember 2025 einen Neubau an der Bahnhofstraße zu errichten, könnte nur eine erneute Verlängerung des Mietvertrages an der Kleistraße eine Situation verhindern, in der Edeka in Massen Geschichte ist, der Aldi-Markt aber noch eine Zukunftsvision. In diesem Szenario hätte Massen nur noch einen Supermarkt, nämlich den Rewe-Markt am Hellweg. Zum Vergleich: In Königsborn sind gleich vier der großen Lebensmitteleinzelhändler Deutschlands vertreten, nämlich Edeka, Rewe, Aldi und Lidl.