Weltmarktführer und Familienbetrieb 3D-Druck ermöglicht Unternehmen aus Unna enormes Wachstum

Weltmarktführer und Familienbetrieb: Dreve feiert 75-jähriges Jubiläum
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Christina Hammer ist die einzige Boxerin aus Deutschland, die gegen die ganz Großen kämpfte. Aber auch eine mehrmalige Weltmeisterin musste einstecken können. Damit Hammer nach den Boxkämpfen noch ein Siegerlächeln aufsetzen konnte, setzte die 33-Jährige auf einen Mundschutz aus Unna. Hergestellt wurde dieser bei der Dreve-Firmengruppe. Und auch die Hockey-Nationalmannschaften bekommen für die Olympischen Spiele in Paris einen passgenauen Zahnschutz von dem Unnaer Familienunternehmen.

Dreve wurde 1949 gegründet

Den Grundstein für den Erfolg legten Inge und Wolfgang Dreve kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. An der Morgenstraße gründeten sie ein Dentallabor. Heute kümmert sich das Unternehmen um weit mehr als nur Zähne, oder besser – deren Ersatz.

Der Hauptsitz des Unternehmens Dreve befindet sich an der Max-Planck-Straße in Unna.
Das Firmengelände im Indupark an der Max-Planck-Straße ist enorm gewachsen. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über 30.000 Quadratmeter vor Ort – mit mehreren Hallen. © Udo Hennes

Dr. Volker Dreve führt das stark gewachsene Unternehmen in zweiter Generation. Und mit Victoria Dreve arbeitet seine Tochter schon im Familienbetrieb. Deswegen hat Volker Dreve kategorisch jedes Übernahmeangebot abgelehnt, das in den vergangenen Jahren an ihn herangetragen wurde. Dreve soll in Familienhand bleiben.

In mehr als 100 Länder unterhält Dreve mittlerweile Handelsbeziehungen. Durch Experimentieren und Weiterentwickeln von Materialien, die für die unterschiedlichsten Medizinprodukte eingesetzt werden, hat sich die Firma aus Unna einen Namen in der Welt gemacht.

Boxerin Christina Hammer im Ring
Deutschlands erfolgreichte Boxerin, Christina Hammer „Lady Hammer“, setzt bei ihren Kämpfen auf einen Mundschutz der Firma Dreve aus Unna. © picture alliance/dpa

An der Max-Planck-Straße im Indupark gibt es eines der modernsten Otoplastik-Labore. Eine Otoplastik ist ein Ohrpassstück, das genau an ein Ohr angepasst wird – daran werden schließlich Hörgeräte befestigt. Zu Dreves Kunden zählt beispielsweise das Unternehmen Kind. Die Akustikerkette unterhält das größte Filialnetz in Deutschland.

Inge Dreve leitete das Otoplastik-Labor bis 2018

Das erste Patent erwirkten Inge und Wolfgang Dreve für die Nylon Otoplastik im Jahre 1964. Sie zählt zu den frühesten Entwicklungen in diesem Bereich, erklärt Volker Dreve. Das Unnaer Unternehmen war Vorreiter. Inge Dreve leitete bis zum stolzen Alter von 86 Jahren das Otoplastiklabor selbst. Erst 2018 zog sich die Firmengründerin zurück.

Inge Dreve hat das erfolgreiche Familienunternehmen gemeinsam mit ihrem Mann gegründet. Bis ins Alter von 86 Jahren hat sie das Otoplastiklabor selbst geleitet.
Inge Dreve hat das erfolgreiche Familienunternehmen gemeinsam mit ihrem Mann gegründet. Bis ins Alter von 86 Jahren hat sie das Otoplastiklabor selbst geleitet. © Privat (Archiv)

In den Anfängen mischte das Ehepaar die Silikone, aus denen die Otoplastiken sowie die Zahnabformungen bestehen, noch per Hand zusammen. Das übernehmen heute Maschinen. 400.000 Kilogramm produziert Dreve im Jahr – „da sind wir Weltmarktführer“, sagt Volker Dreve. Das Material wird auch zur Weiterverarbeitung an Kunden auf der ganzen Welt geliefert.

Forschung wird bei Dreve großgeschrieben. „Ohne Innovation geht es nicht“, sagt Volker Dreve, sonst droht die Konkurrenz rechts und links vorbeizuziehen. Der Drang nach Entwicklung gehe auf seinen Vater zurück, sagt Volker Dreve. „Der war eine Art Daniel Düsentrieb.“

Bei den Special Olympics World Games in Berlin im Jahr 2023 hat Dreve beeinträchtigte Athleten aus aller Welt mit maßgefertigten Otoplastiken ausgestattet.
Bei den Special Olympics World Games in Berlin im Jahr 2023 hat Dreve beeinträchtigte Athleten aus aller Welt mit maßgefertigten Otoplastiken ausgestattet. © Marcel Drawe

Um seine Frau nicht zu stören, habe dieser in der Nacht Zeichnungen von Maschinen angefertigt. „Am nächsten Tag wurde versucht, die Zeichnung nachzubauen“, sagt Volker Dreve. Die Entwicklung des Tiefziehgeräts gehe darauf zurück. Tiefziehgeräte dienen in der modernen Zahntechnik zur Herstellung von Kunststoffschienen. Damit können Zahn- und Kieferprobleme zeitsparend und passgenau behandelt werden.

400 Mitarbeiter in Deutschland und den USA

Inzwischen arbeiten 400 Mitarbeiter bei der Dreve-Firmengruppe – 365 Mitarbeiter am Standort in Unna, weitere in den USA. Die Internationalisierung des Unternehmens trieb schließlich Volker Dreve voran. Vor mehr als 20 Jahren schlug er seiner Mutter vor, 3D-Drucker einzusetzen.

Inge Dreve legte ihrem Sohn keine Steine in den Weg. 180.000 Euro investierte das Unternehmen – der richtige Schritt zur richtigen Zeit. „Man könnte sagen, dass wir die Otoplastiken im Jahr 2003 das zweite Mal erfunden haben“, sagte Volker Dreve vor zehn Jahren. Heute sind die 3D-Drucker, die bei Dreve im Einsatz sind, viel präziser.

Dreve setzt seit 2003 auf den Einsatz von 3D-Druckern. Das Unternehmen sitzt an der Max-Planck-Straße im Unnaer Indupark.
So sehen die 3D-Drucker, mit denen Dreve arbeitet, aus – kein Vergleich zu den Druckern für den privaten Gebrauch. © Dreve

2000 Otoplastiken kann Dreve mittlerweile täglich fertigen. „Damit können wir 1000 Patienten helfen“, sagt Volker Dreve. Dahinter steckt ein kompliziertes Verfahren. Denn das Material, mit dem gearbeitet wird – bei Otoplastiken und bei Dentalmodellen – muss biokompatibel sein, da es in den Körper eines Menschen eingesetzt wird.

75 Jahre nach der Gründung des Unternehmens stehen die Zeichen bei Dreve weiter auf Zukunft. In der Gegenwart will der Familienbetrieb das Jubiläum aber ausgiebig feiern: Es ist ein Familientag und eine gemeinsame Feier in der Stadthalle geplant.