Dornen-Baum in Unnaer Wohngebiet bekommt „Bewährung“ Anwohner fordern die Fällung

Dornen-Baum bekommt „Bewährung“: Anwohner fordern die Fällung
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Eine aufheulende Motorsäge, fliegende Späne und ein Stück für Stück kleiner werdender Baum – das hätten sich Anwohner der Saarstraße in Unna-Königsborn gewünscht. Sie hatten die Fällung eines großen Baumes vor ihrer Haustür gefordert. Doch daraus wird zunächst nichts, der Baum hat „Bewährung“ bekommen.

Durchstochene Autoreifen und Schuhe und eine Verletzung

„Der besagte Baum unterscheidet sich von anderen Bäumen in der Saarstraße dadurch, dass er seit vielen Jahren extrem wächst und extrem viele Dornen ausbildet“, erklärten Dr. Franz Schulte und seine Frau Catrin Moenikes-Schulte kürzlich im Umweltausschuss der Stadt. Sie wohnen seit langer Zeit mit dem Dornen-Baum vor ihrer Haustür.

Durchstochene Autoreifen und Schuhe habe es durch heruntergefallene Stacheln gegeben und sogar zu einer Verletzung sei es bereits gekommen. Bis zu 30 Zentimeter lang seien die stabilen Dornen des Baumes. Diese wachsen entlang des gesamten Stammes, auch auf Augenhöhe von Kindern, beklagt das Ehepaar – eine Gefahr.

Die Dornen des Baumes werden mehr als 20 Zentimeter lang.
Die Dornen des Baumes werden mehr als 20 Zentimeter lang. © Tobias Hinne-Schneider

Seit vielen Jahren hätten die Anwohner die Stadt Unna „freundlich und informell“ darauf hingewiesen, dass dieser Baum eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit darstelle. Mittlerweile habe sich die Situation derart zugespitzt, dass sie die Situation als „unverantwortbar“ beschreiben.

Catrin Moenikes-Schulte und Franz Schulte hatten deshalb – ganz offiziell – die Fällung des Baumes bei der Stadt beantragt. Über solche Anträge berät zunächst die Baumschutzkommission, ehe der Umweltausschuss eine endgültige Entscheidung trifft.

Gleditschie: der Lederhülsenbaum stammt aus den USA

Bei dem Baum handelt es sich um eine Gleditschie. Diese Lederhülsenbäume stammen aus den USA. Die Wildform bildet lange Dornen an Trieben und am Stamm aus. Auffällig sind die langen, dunkelbraunen Hülsenfrüchte, denen der Baum seinen deutschen Namen verdankt.

Die Pflanzenteile des Baumes, mit Ausnahme der Früchte, sind leicht giftig. Sie Enthalten das Alkaloid Triacanthin. Im 17. Jahrhundert kam die Baumart nach Europa. Um Verletzungen zu vermeiden, wurden dornenfreie Sorten gezüchtet.

Die Stadt hat den Stamm des Baumes mehrere Meter hoch von den Stacheln befreit.
Die Stadt hat den Stamm des Baumes mehrere Meter hoch von den Stacheln befreit. © Udo Hennes

Mitglieder der Baumschutzkommission hatten sich die Gleditschie – und zwei weitere Lederhülsenbäume – an der Saarstraße angeschaut. Die SPD hatte gefordert, auch diese beiden kleineren Exemplare zu fällen.

Max Jülkenbeck (SPD) sagte dazu im Ausschuss, dass sich die Sozialdemokraten intensiv mit dem Thema beschäftigt hätten und „das Risiko nicht tragen wollen“. Die Bäume müssten weg. Es sei ein „Verkehrssicherungsproblem“, fügte Ralph Bürger (SPD) an.

„Großer und gesunder Baum“

Das sahen aber längst nicht alle so – auch aus Klimaschutz-Gründen. Die Fällung der beiden kleineren Gleditschien wurde schlussendlich abgelehnt.

Es sei ein „großer und gesunder Baum“, argumentierte Rolf Böttger von der Stadt Unna zur Gleditschie vor dem Haus von Catrin Moenikes-Schulte und Franz Schulte. Trotz gesehener Gefahren wolle man ihn nicht einfach fällen. Am Ende bekam der Baum vom Umweltausschuss „Bewährung“ – das wurde nur von der SPD abgelehnt.

Die Samen und Früchte des Lederhülsenbaumes, die die Stadtbetriebe auf dem abgesperrten Friedhof in der Saarstraße gesammelt haben, gelten als essbar.
Die Samen und Früchte des Lederhülsenbaumes, die die Stadtbetriebe auf dem abgesperrten Friedhof in der Saarstraße gesammelt haben, gelten als essbar. © Tobias Hinne-Schneider

Ein Jahr lang sollen die Stadtbetriebe die langen Dornen des Baumes konsequent kappen und das Umfeld pflegen, dann soll die Sachlage neu bewertet werden. Für Sven Arndt (WfU) ein „Kompromiss“. Der Baum sein ein Fehler früherer Stadtplanung.

Im Gespräch mit unserer Redaktion, zeigte sich Franz Schulte zähneknirschend zufrieden. Werde der Baum ordentlich gesichert, sei das eigentliche Problem gelöst.

Die Klimaschutz-Einwände seien richtig, erklärte Schulte weiter. „Wir finden es gut, wenn dort ein Baum steht. Deshalb hatten wir auch eine Ersatzpflanzung beantragt.“ Jetzt liegt es an den Stadtbetrieben, die Situation für die Anwohner vor Ort erträglich zu gestalten, sonst kommt doch noch eine Kettensäge zum Einsatz.

Die Gleditschie stammt ursprünglich  aus den USA.
Die Gleditschie stammt ursprünglich aus den USA. © Tobias Hinne-Schneider