In der seit Jahren geführten Diskussion über Maßnahmen gegen Straßenlärm kommt jetzt eine neue politische Initiative auf den Tisch. Sie will die Tempolimits zeitweise wieder aufheben: Schneller fahren sei umweltschonender und sicherer.
Tempolimit nur noch nachts
Die Stadt nennt wie berichtet neue Zahlen zur Belastung durch Straßenlärm, wonach die Zahl der stark Betroffenen in Unna bei rund 24.000 liegt. Nun soll es eine Neuauflage der Lärmaktionsplanung geben. Dabei beachtet werden sollen auch Anregungen aus der Bürgerschaft und der Politik, darunter diese der Fraktion Wir für Unna (WfU): Tempolimits aus Lärmschutzgründen sollen nur noch nachts gelten. Unter den an einigen Hauptverkehrsstraßen installierten Tempo-30-Schildern soll der Hinweis „Lärmschutz 20-6h“ ergänzt werden.
WfU beruft sich auf den ADAC, wonach der Lärmunterschied zwischen 50 und 30 km/h vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen werden könne. Weitere Punkte sprechen aus Sicht von Wir für Unna gegen Tempo 30 tagsüber auf Hauptverkehrsstraßen: Das geringere Tempo senke die Kapazität einer Straße, das Staurisiko steige dadurch. Erkennbar sei dies in Unna am Ostring, an der Iserlohner und Hertingerstraße.
30 gefährlicher als 50?
Staus und lange Kolonnen erschwerten Fußgängern das Überqueren der Fahrbahn, insbesondere Kindern und älteren Menschen. Wo Querungshilfen fehlen, steige das Unfallrisiko für Fußgänger. Auch Fahrradfahrer sieht WfU in Gefahr, wenn Tempo 30 gilt: „Radfahrer können bei 50 km/h zügig überholt werden, wie es die StVO fordert. Bei 30 km/h ist die Differenzgeschwindigkeit so gering, dass der Überholvorgang sehr lange dauert. Hierbei verschätzen sich viele Autofahrer, was erst recht gefährliche Situationen für Radfahrer zur Folge haben kann“, heißt es im Antrag der Fraktion.
Die Gegenposition, Unfälle bei Tempo 30 seien weniger schlimm als bei 50, sei zwar richtig, so WfU, „aber trotzdem kein pauschal gültiges Argument gegen Tempo 50, denn sofern ohnehin keine nennenswerten Unfallzahlen existieren, gibt es auch keinen Vorteil von Tempo 30“.

Keine Lust zum Shoppen in der City
Die WfU-Fraktion greift auch das Argument auf, dass Einsatzkräfte bei Tempo 30 langsamer unterwegs sind, was wiederum riskant sein könne. Und weiter: Tempo 30 führe oft zu mehr Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß. Das Gefühl, langsam voranzukommen, führe bei Autofahrern mitunter zu Frust. Dadurch vergehe die Lust, zum Einkaufen in die Stadt zu fahren. „Der potenzielle Shopper weicht auf das Internet aus, anstatt im Ort einzukaufen. Das wiederum führt zu mehr Lieferverkehr.“ Negativ Betroffene von Tempo 30 seien zudem Handwerker, Handelsvertreter, Möbelschreiner, Lieferanten und der ÖPNV.
Ihre Meinung ist gefragt: Nehmen Sie gern teil an einer Umfrage zum Thema auf www.hellwegeranzeiger.de/unna