Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will die Krankenhäuser in NRW reformieren und hat die Kliniken jetzt über mögliche Einschnitte beim medizinischen Leistungsangebot informiert. Das betrifft auch das Christliche Klinikum Unna (CKU) mit den Standorten West und Mitte, wie aus einem Anhörungsschreiben des Ministeriums an das CKU und weitere Krankenhäuser hervorgeht.
Welche Leistungen das CKU künftig noch in welchem Umfang anbieten darf und welche nicht, ist Gegenstand des nun begonnenen zweiten Anhörungsverfahrens bei der Krankenhausplanung NRW. Der Brief, den das Ministerium am Montag (17.6.) veröffentlicht hat, wirft ein Licht auf diese Planungen für den Krankenhaus-Standort Unna. Auf den ersten Blick kommt Unna ohne größere Einschnitte weg, es gibt aber Abstriche.

Der Hintergrund des zweiten Anhörungsverfahrens: Nicht jede Klinik muss alles machen – und nicht jedes Krankenhaus kann alles gleich gut machen. Die Qualität der stationären Grund- und Spezialversorgung soll laut dem Ministerium verbessert werden. Die Form soll auch einem „ruinösen Wettbewerb“ der Krankenhäuser um Patienten, Fallzahlen und Personal entgegenwirken.
Die Planung dürfte bei einzelnen Häusern dazu führen, dass bestimmte Behandlungen nicht mehr oder weniger angeboten werden, wie etwa bei der Urologie am CKU. Im Gegenzug können manche Häuser mehr machen als beantragt, das dürfte bei der Orthopädie in Unna der Fall sein.
Der Konkurrenzkampf in Unna hat sich zwar durch das Zusammenwachsen des Katharinen-Hospitals und des Evangelischen Krankenhauses zum CKU mittlerweile erledigt, aber nicht der weitere Reformbedarf. Das zeigt sich auch durch den nun verschickten Anhörungsbogen, den das CKU als eines von 13 betroffenen Krankenhäusern im Versorgungsgebiet Hamm, Soest, Unna erhalten hat.
NRW ist in insgesamt 16 Versorgungsgebiete aufgeteilt; das Land entscheidet, wie die Versorgung unter den Krankenhäusern aufgeteilt werden soll. Der Anhörungsbogen für Hamm, Soest und Unna umfasst insgesamt 21 Leistungsgruppen von der komplexen Gastroenterologie über Hüft- und Knie-Endoprothetik bis hin zur Palliativmedizin.
Die Krankenhäuser konnten zuvor beantragen, welche Leistungen sie künftig anbieten wollen. Dem Anhörungsbogen ist jetzt standortscharf zu entnehmen, was das Ministerium wem zuteilen will, wobei das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. „Es handelt sich noch nicht um einen Feststellungsbescheid“, betont Ministeriumssprecher Axel Birkenkämper. „Alle angeschriebenen Krankenhäuser haben jetzt die Möglichkeit zu sagen, ob sie mit der Zuteilung der Leistungen einverstanden sind oder nicht.“ Antworten können die Kliniken bis 11. August. Die Entscheidung, was die Krankenhäuser in ihr Leistungsportfolio aufnehmen dürfen, soll im nächsten Schritt bis Ende 2024 fallen.

Urologie
Der CKU-Standort Mitte wird in der Planung für die Urologie möglicherweise nicht wie beantragt berücksichtigt – wegen der „Nichterfüllung der fachärztlichen Mindestkriterien“ für die beantragten 50 Fälle. „Gleichwohl wäre eine urologische Abteilung am Christlichen Klinikum Unna zur Sicherung der regionalen urologischen Versorgung wünschenswert, sofern die Mindestvorausetzungen erfüllt würden“, heißt es in dem Schreiben des Ministeriums. „Es wird angeregt, dass das Krankenhaus im Rahmen des Anhörungsverfahrens zu den Voraussetzungen vorträgt.“
Hals, Nasen, Ohren
Das CKU gehört zum katholischen Hospitalverbund mit Standorten unter anderem in Soest. Während beispielsweise das Marienkrankenhaus Soest keine HNO-Zuweisung bekommen soll, wird am CKU ein Ausbau der Behandlungskapazitäten vorgeschlagen. Dadurch soll auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen sichergestellt werden. Zunächst geht das Ministerium davon aus, dass das CKU wie beantragt 80 Fälle jährlich behandelt.

Kardiologie
Das CKU soll bei kardiologischen Leistungen nicht so stark zum Zuge kommen wie beantragt. Chefarzt Prof. Dr. Georg Nölker und sein Team dürften weniger Katheter-Eingriffe unter Röntgenkontrolle durchführen: 2615 statt 3000 Fälle bei der interventionellen Kardiologie. Bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen („Elektrophysiologische Untersuchung, EPU/Ablation) ist von 668 statt 700 Fällen auszugehen.
Gefäßmedizin
Wenn die Bauchschlagader krankhaft aufgeweitet ist, wird ein Bauchaortenaneurysma behandelt. Das CKU kann wie beantragt mit 70 Fällen planen. Bei Behandlungen der Halsschlagader will das Ministerium 160 statt 120 Fälle in die Planung aufnehmen. Bei komplexen peripheren arteriellen Gefäßen wollte das CKU 250 Fälle in die Planung schreiben, es sollen aber nur 180 berücksichtigt werden.

Orthopädie
Das Endoprothetik-Zentrum um Orthopädie-Chefarzt Dr. Matthias Pothmann darf künftig mehr neue Hüft- und Kniegelenke einbauen als beantragt: 580 statt 550 Fälle bei der Hüfte und 280 statt 250 Fälle beim Knie sind vorgesehen. Die Zahl der zugeteilten Wirbelsäuleneingriffe bleibt mit 312 Fällen unter den beantragten 350.
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
1700 statt 1400 Fälle der allgemeinen Frauenheilkunde sind künftig am CKU Mitte vorgesehen. 200 statt 180 Brust-Behandlungen statt 180 gesteht das Ministerium dem CKU zu. Künftig sollen noch 1010 Geburten durchgeführt werden statt der beantragten 1100.
Neurologie
Die nordrhein-westfälischen Krankenhausplaner gehen von 1812 Fällen in der allgemeinen Neurologie aus – statt der vom CKU beantragten 2200 Fälle am Standort West. Bei der Stroke Unit, also der Abteilung für Schlaganfall-Patienten, soll das CKU West mit 550 Fällen statt den beantragten 600 planen.
Palliativmedizin
Als Palliativzentrum Unna hat sich das CKU einen Namen bei der Begleitung todkranker Menschen gemacht. Das CKU plant mit 350 Fällen jährlich – und diese Zahl will das Ministerium so in der Krankenhausplanung bestätigen.

CKU-Chef sieht „gutes Abschneiden“
Das CKU sieht sich – trotz einzelner Abstriche – durch die Krankenhausplanung bestätigt. Für das Marienkrankenhaus Soest und das CKU seien „alle heute bestehenden Leistungsangebote bestätigt worden“ und „mutmaßlich zukunftsfest“, heißt es in einer Stellungnahme, in der unter anderem Gefäßmedizin und Kardiologie hervorgehoben werden.
Für die weitere Entwicklung der Gynäkologie des CKU sei es positiv, dass die sehr komplexe Behandlung von Gebärmutterkrebs-Erkrankungen (Ovarial-Karzinom) weitergeführt werden könne. Nur wenige Krankenhäuser dürften künftig diese sehr spezialisierte Leistung erbringen.
„Dieses insgesamt sehr gute Abschneiden im bisherigen Anhörungsverfahren macht uns stolz und freut uns sehr“, wird der Geschäftsführer des Hospitalverbunds, Christian Larisch, in einer Stellungnahme zitiert. Larisch lässt offen, bei welchen Punkten das CKU gegebenenfalls Widerspruch einlegen will, betont aber, dass der Krankenhausträger sich in den Teilbereichen Revision von Hüft- und Knieendoprothesen (Marienkrankenhaus Soest und CKU) sowie Bauchspeicheldrüsen-Chirurgie (CKU) für die Umsetzung der bestehenden Versorgung „nachdrücklich einsetzen wolle“.
Neu und Umbaupläne für 150 Millionen Euro
Das CKU ging 2020 aus der Fusion der beiden Krankenhäuser in Unna-Mitte hervor. Die weitere Planung läuft darauf hinaus, den Standort West (ehemals EK) aufzugeben und alle Angebote am Standort Mitte (ehemals KK) zu bündeln. 2023 wurden entsprechende Neu- und Umbaupläne für rund 150 Millionen Euro vorgestellt. Das CKU verfügt über 712 Betten und behandelt jährlich 32.500 Patienten allein stationär. Dazu kommen knapp doppelt so viele ambulante Patienten.
Das Land ist nach den Krankenkassen der wichtigste Finanzierer der Krankenhäuser. Während das Land die Investitionskosten fördert, übernehmen die Krankenkassen die Betriebskosten. Dem jetzt verschickten Anhörungsbogen gingen Gespräche zwischen den Krankenhausträgern und den Krankenkassen voraus.