Millionen-Mehrkosten und viel weniger Parkplätze Unnaer Unternehmen schimpft auf Stadt

Nach Neubau: Stadt streicht einem Unternehmen die Hälfte der Parkplätze
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Bei der Car GmbH und ihrem Tochterunternehmen FZT Automotive aus Unna dreht sich seit vielen Jahrzehnten alles rund um das Auto. Jetzt sind es vor allem die Fahrzeuge der Mitarbeiter, die den Firmenchefs Sorgen bereiten. Denn ein Großteil des firmeneigenen Parkplatzes im Industriepark muss zu einem Grünstreifen werden.

Traditionsunternehmen aus Unna

Seit dem Jahr 2020 zählt das Unnaer Traditionsunternehmen FZT Automotive zur Car-Gruppe, einer Einkaufskooperation von rund 80 Autoersatzteile-Händlern mit mehr als 270 Standorten in Deutschland und allen deutschen Nachbarländern, mit Ausnahme von Dänemark.

Vor vier Jahren drohte dem Unnaer Unternehmen, das im Jahr 1965 als „Alfred Neurath & Co. KG“ gegründet wurde, das Aus. Als Teil der Schaeffler-Gruppe sollte das seinerzeit als LuK-Lamellen-und-Kupplungsbau firmierende Werk geschlossen werden. Mithilfe der Car GmbH konnten der Standort und ein Teil der Arbeitsplätze gerettet werden. „Wir wollten Produktionsarbeitsplätze in Deutschland schaffen“, erklärt Car-Geschäftsführer Ulrich Gura den Einstieg bei FZT Automotive. Seitdem werden die in Unna aufbereiteten Auto-Ersatzteile vom Gesellschafter übernommen und vertrieben.

Der Firmensitz von FZT Automotive und der Car GmbH befindet sich an der Alfred-Nobel-Straße 9 in Unna.
An der Alfred-Nobel-Straße im Industriepark haben die Unternehmen neu gebaut. Die Car GmbH verlagert ihren Hauptsitz aus Hagen nach Unna. © Tobias Hinne-Schneider

Schon beim Kauf des Werkes an der Alfred-Nobel-Straße habe festgestanden, dass es zur Sicherung der Zukunft von FZT Erweiterungen bedarf, sagt Ulrich Gura. In enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna (WFG) wurden die Planungen für einen Neubau vorangetrieben. Auch der Umzug der Car GmbH nach Unna war ein Teil davon.

Das Problem: Die vorhandene Freifläche war nicht groß genug. „Es ging um einige Meter“, erinnert sich FZT-Geschäftsführer Frank Jürgens. Die Unternehmen erwarben daraufhin einen Teil der ehemaligen Bahnlinie am Firmengelände, die kurz vor der Umwidmung zur Gewerbefläche stand. „Ab dem Zeitpunkt war die Stadt Unna verantwortlich und nichts ging mehr“, sagt Ulrich Gura verärgert.

Baugenehmigung braucht zwei Jahre

Bis die Baugenehmigung erteilt wurde, dauerte es rund zwei Jahre. „Die Verzögerung hat uns 1,4 Millionen Euro gekostet“, sagt Ulrich Gura mit Blick auf die gestiegenen Baukosten.

Die Stadt Unna verweist darauf, dass der im August 2021 eingegangene Bauantrag unvollständig und somit nicht genehmigungsfähig gewesen sei, „da das Grundstück keine ausreichende Größe für das geplante Gebäude aufwies“. Erst nach der Vergrößerung der Firmenfläche durch den Zukauf und Vervollständigung der Antragsunterlagen habe die Genehmigung erteilt werden können, so die Stadt.

Die Logistikhalle von FZT Automotive. Auf drei Ebenen werden Pakete gelagert.
Ein Blick in den Neubau: Dort werden die aufbereiteten Autoteile gelagert, bevor sie ausgeliefert werden. © Tobias Hinne-Schneider

Dabei machte sie den Unternehmen verschiedene Auflagen: Unter anderem sollte ein großer Teil des Parkplatzes auf dem Firmengelände in einen Grünstreifen verwandelt und mit zwölf Bäumen bepflanzt werden, da ansonsten ein zu großer Teil des Grundstücks bebaut wäre.

Ulrich Gura und Frank Jürgens stimmten zu, „um keine weitere Zeit zu verlieren“. Mittlerweile steht der Neubau. Bei der Besichtigung zur Fertigstellung stellte eine städtische Mitarbeiterin schließlich fest, dass der Grünstreifen noch immer Mitarbeiter-Parkplatz ist. Das soll sich bis zum Ende des ersten Quartals 2025 ändern, fordert die Stadt, die die Frist bereits einmal verlängert hat.

35 Parkplätze für 70 Mitarbeiter

Statt 70 Parkplätzen stünden den rund 70 Mitarbeitern dann nur noch die Hälfte zur Verfügung. Weder gebe es ausreichend Parkplätze in der Umgebung, noch sei der ÖPNV entsprechend ausgebaut, sagt Frank Jürgens. Den Parkplatz habe es seit 1982 gegeben. Wie sich die Stadt die Parksituation ohne den Mitarbeiter-Parkplatz an der Alfred-Nobel-Straße vorstellt, bleibt trotz Nachfrage unserer Redaktion unklar. Fest steht: Die öffentlichen Parkflächen sind begrenzt.

Ulrich Gura wandte sich daraufhin an Bürgermeister Dirk Wigant und bat um Unterstützung, um die vorhandenen Parkplätze erhalten zu können. Eine Antwort bekam er von der zuständigen Mitarbeiterin aus dem Rathaus. Darin heißt es abschließend: „Ich bedauere Ihnen keine für Sie günstigere Antwort geben zu können, da Ihr Wunsch mit dem geltenden Planungs- und Bauordnungsrecht nicht vereinbar ist.“

Ein Auto steht auf einem Parkplatz an der Alfred-Nobel-Straße im Industriepark in Unna.
An der Alfred-Nobel-Straße gibt es eine handvoll öffentlicher Parkflächen. Ob diese künftig ausreichen, um den Mitarbeitern der Car GmbH und FZT Automotive GmbH täglich das Abstellen des Autos zu ermöglichen, ist unklar. © Tobias Hinne-Schneider

Ulrich Gura bemängelt, dass die Stadt „keine Kompromissbereitschaft“ zeige. Und das bei einem Unternehmen, das jährlich rund 3,3 Millionen Euro Gewerbesteuern an die Stadt zahle. „Wir sind bereit, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt Ulrich Gura. Wenn gewünscht, würden die Unternehmen weitere Flächen für den Ausgleich erwerben. Der Rückbau von Parkflächen sei bei der Suche von neuen Mitarbeitern und dem Binden an die Unternehmen aber kein gutes Zeichen.

Einen fünf Meter breiten Grünstreifen – wie die Stadt ihn jetzt von der Car GmbH und FZT Automotive fordert – müsste es unterdessen auch bei anderen Unternehmen an der Alfred-Nobel-Straße geben, sagt Ulrich Gura – gebe es aber nicht. Auch auf Nachfrage, ob diese Behauptung stimme, hat unsere Redaktion keine Antwort von der Stadt erhalten.