
Viele Bus-Linien und die Hoffnung auf die Verkehrswende: In dünn besiedelten Regionen ist es schwierig, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Die Kritik der Stadt Unna an den Nahverkehrsplanungen des Kreises ist zu oberflächlich.
Auto hat viele Vorteile
Der ÖPNV ist gut für die Umwelt und das Portemonnaie. Dass Menschen aber vermehrt das Auto stehen lassen, um städtische Klimaziele zu erreichen, ist mit der Wirklichkeit unvereinbar. Flexibilität, Bequemlichkeit und Schnelligkeit – das Auto hat viele Vorteile.
Mehr Bus-Linien und Haltestellen und eine häufigere Taktung kosten vor allem eines: Geld. Das haben weder der Kreis noch die Stadt Unna im Überfluss. Und mehr Busverkehr ist künftig offenbar gar nicht aufrechtzuerhalten. Deutschlandweit fehlen Busfahrer. Eine Umfrage des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat ergeben, dass der Altersschnitt im Fahrdienst mit 51 Jahren vergleichsweise hoch ist. Der Fachkräftemangel droht sich weiter zu verschärfen. Ausfallende Fahrten würden Bus-Nutzer nachhaltig vergrämen.
Der ÖPNV muss auf die Nutzer zugeschnitten sein
Bereits jetzt sind die Busse in den Randzeiten nur äußerst spärlich besetzt. Mehr Fahrten gleich mehr Fahrgäste – ganz so einfach ist die Gleichung nicht. Stattdessen bedarf es individueller Modelle, auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten – etwa wie beim Schulverkehr. Ein Beispiel: Kommt ein Arbeitnehmer morgens mit dem Zug am Bahnhof in Unna an, möchte er keine 20 oder 30 Minuten warten, ehe er die zwei oder drei Kilometer in eines der Unnaer Industriegebiete zurücklegen kann. Sind Busse und Bahn aber aufeinander abgestimmt, wartet der Bus auch bei einer kurzen Verspätung, ist das Angebot attraktiver.
Der ÖPNV muss flexibler werden, er muss auf die Bedürfnisse seiner Nutzer zugeschnitten sein. Mehr Fahrten und mehr Haltestellen alleine bewegen nicht zum Umstieg. Den Individualverkehr werden Bus und Bahn niemals ersetzen können. Aber bei wiederkehrenden Verkehren, wie etwa Arbeitswegen, besteht die Möglichkeit, zur (gern genutzten) Alternative zu werden. Dafür bedarf es aber auch eines Angebots für die sogenannte „letzte Meile“: Fahrräder, E-Bikes oder -Scooter an den Haltepunkten für günstiges Geld.