Die Stadt Unna reagiert wie andere Kommunen kritisch auf Planungen des Kreises, das Buslinien-Angebot auszudünnen. Mitglieder des Mobilitätsausschusses (ASM) untermauerten jetzt die städtische Stellungnahme zum Entwurf des Nahverkehrsplans – mit spürbarer Verärgerung. Es gehe nicht darum, Wünsche zu äußern, betonte Hemmerdes Ortsvorsteher Klaus Tibbe (SPD). „Ich bestehe darauf, dass Hemmerde weiter per Bus angebunden ist.“
Weiter Fußweg zum Bahnhof
Die Kritiker des Nahverkehrsplans sehen die Hellwegbahn offensichtlich nicht als ausreichendes ÖPNV-Angebot, mit dem man einen Wegfall von Buslinien begründen oder entschuldigen könnte. Hemmerde hat einen Bahnhof. Ortsvorsteher Tibbe rechnete allerdings vor, dass dieser von der Dorfmitte 1,3 Kilometer entfernt ist. Und entlang dieser Strecke gebe es noch nicht einmal überall Bürgersteige. „Was ist mit älteren Leuten, die zu Ärzten müssen?“
Bahn gilt als unzuverlässig
Viele im Dorf seien irritiert, bestätigte die Hemmerder Ratsvertreterin Ronja Kossack (Grüne). Der Tenor sei bisher gewesen, dass der ÖPNV eher gestärkt werden solle, und mit dieser Annahme seien auch Menschen ins Dorf gezogen. Viele Eltern seien verunsichert, so Kossack, „auch weil die Eurobahn nicht so zuverlässig ist“. Ebendies sei ein Endlos-Thema, so Tibbe, der das Bahnfahren als „Roulette-Spiel“ bezeichnete.

Richtung Osten fehlt auch ein Aufzug
Weitere Brisanz bekommt das Thema Anbindung der Ostgemeinden durch ein ungelöstes Strukturproblem. Kossack erinnerte an das Fehlen eines Aufzugs an Gleis 1 im Unnaer Bahnhof. Bahnreisen seien dadurch für mobilitätseingeschränkte Menschen schwer. Seit Jahren geplant für Unna wird ein Aufzug, wie er an vielen – auch deutlich kleineren – Bahnhöfen längst üblich ist. Die Deutsche Bahn hatte dazu zuletzt gegenüber unserer Redaktion erklärt, der Umbau am Bahnhof Unna sei „in der Planungsphase“. Wann gebaut wird, könne nicht gesagt werden.
Kritik auch aus anderen Stadtteilen
Das Problem betrifft nicht nur den Unnaer Osten. Auch für Königsborn oder die Gartenvorstadt soll das Angebot ausgedünnt werden. Diese Planung sei „eine Unverschämtheit von Menschen, die keine Ahnung haben, wie Menschen da draußen leben“, schimpfte Ines Nieders-Mollik (Grüne), die als Ortsvorsteherin auch für Unna-Süd zuständig ist. Viele Personen, die beispielsweise Verwandte besuchen wollten, seien auf den Bus angewiesen.
Überhaupt dürfe das Thema ÖPNV nicht nur auf Berufspendler reduziert werden, mahnte Grünen-Ratsherr Meinhard Trennhaus. „Wir haben die Verpflichtung, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, auch kulturelle Teilhabe.“
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