Die Stadtverwaltung will das Areal der früheren Eishalle für wichtige Gemeinschaftseinrichtungen reservieren, etwa eine Feuerwache. Doch es gibt Bedenken: Die Fläche erscheint Teilen der Politik zu wertvoll für etwas anderes als Wohnbebauung, denn jetzt gibt es Sorgen um Unnas größtes Wohnbauprojekt nicht weit entfernt.
Stadt will Gemeinschaftseinrichtung
Die Politik soll einen Aufstellungsbeschluss fassen, mit dem die Weichen gestellt würden für eine künftige Bebauung des Eishallen-Grundstücks in Königsborn. Die Verwaltung um Bürgermeister Dirk Wigant schlägt einen Bebauungsplan vor, der ein Schul- und/oder Kindergartengebäude oder eine neue Feuerwache ermöglicht, da dafür dringend Fläche benötigt werde. Eine etwaige Wohnbebauung wäre damit vom Tisch. Doch erst einmal gibt es keinen Aufstellungsbeschluss.
FLU: „Emotionale Beeinflussung“
Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität (ASM) ließ die FLU-Fraktion den Punkt von der Tagesordnung nehmen. Auch im Hauptausschuss tags darauf wurde das Thema in der Folge nicht beraten.
Der Hinweis, dass die Fraktion noch Beratungsbedarf habe, führt in der Regel gemäß geltender Gepflogenheiten dazu, dass zunächst kein Beschluss gefasst wird. Die Freie Liste erklärte vor allem Sorgen in Bezug auf das angekündigte Bürgerbegehren der Initiative „Unna braucht Eis“, die die Bürger über den Bau einer neuen Eishalle abstimmen lassen will. Es stünden also zwei unterschiedliche Nutzungsalternativen für diese Fläche an, erklärt die FLU in einem Schreiben an den Ausschussvorsitzenden Rudolf Fröhlich (CDU), das unserer Redaktion vorliegt.
Mit der Aufstellung eines neuen Bebauungsplans, wie es die Verwaltung vorschlägt, sollten „Pflöcke eingeschlagen werden, die auf eine emotionale Beeinflussung der Bürgerschaft hinauslaufen könnten („Feuerwehr oder Eishalle“)“, so schildert die FLU ihre Annahme. Auch die FLU wollte über den Punkt noch nicht beraten lassen und verwies auf die neue Initiative von „Unna braucht Eis“. „Warum kann hier nicht abgewartet werden, wie das mit dem Bürgerbegehren weitergeht?“, fragte WfU-Ratsfrau Bärbel Risadelli. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, entgegnete Rudolf Fröhlich.
SPD und Grüne: Wohnen mitplanen
In der SPD-Fraktion sorgt man sich vor allem, ob das Areal zwischen Bergenkamp und Ligusterweg nicht zu wertvoll wäre: Sollte dort besser Wohnbebauung geplant werden? Es gebe in der Fraktion noch Diskussionsbedarf, sagte Ratsherr Michael Tietze. Er verwies auf ein Wohnungsbauvorhaben, in dessen Vorplanungen sich aktuell mögliche Hürden auftun: das Gebiet auf der Viktoriabrache. Wenn es sein kann, dass dort Wohnbebauung gefährdet ist, dann müsse man über die Fläche am Bergenkamp auch mit Blick auf Wohnbebauung diskutieren. Tietze zielt darauf ab, dass in Unna mehr Wohnungen gebaut werden müssen. Würden nun zwei Flächen für Wohnbebauung verloren gehen, so Tietze, „dann könnte es schwierig werden“. Ines Nieders-Mollik (Bündnisgrüne) erklärte ähnliche Bedenken ihrer Fraktion. „Das Projekt Wohnen fehlt uns auch in dem Vorschlag (für den neuen Bebauungsplan Bergenkamp, Anm. d Red.). Das erscheint uns wichtig.“

Vorzeige-Baugebiet
Hintergrund: Zwischen Viktoriastraße und Eisenbahnlinie liegt eine frühere Industriefläche, für die eine Unnaer Entwicklungsgesellschaft ein innovatives Wohngebiet mit rund 260 Wohneinheiten plant. Nirgendwo sonst in der Stadt sind auf einer Fläche mehr Wohnungen geplant. Die Stadtverwaltung verwies in einer Drucksache auf eben dieses geplante Wohngebiet: Vor diesem Hintergrund sollten Infrastrukturprojekte (Schule, Kita oder Feuerwehr) bei der Überplanung der Eishallenbrache Vorrang haben gegenüber Wohnen.
Möglicher Konflikt mit Nachbarindustrie
Zuletzt allerdings zeigte sich ein möglicher Konflikt zwischen diesem Vorhaben und den Erweiterungsplänen der benachbarten Kondensatorfabrik Westermann. Das Unternehmen hat bei der Bezirksregierung Arnsberg den Bau einer vierten Anlage und eine Ausweitung auf den Drei-Schicht-Betrieb beantragt, für die wegen möglicher Lärmbelastungen eine Genehmigung erforderlich ist. Die Stadt Unna hat im Laufe dieses Verfahrens Bedenken angemeldet.
Der ASM-Vorsitzende Fröhlich allerdings drückte gegenüber unserer Redaktion nach einer Information durch das Rathaus nun Zuversicht aus, dass es eine Lösung für das Problem geben könne.
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