Mit einem Phantombild hat die Polizei in Unna im August 2020 nach einem mutmaßlichen Brandstifter gefahndet. Er sollte unter anderem die Tennishalle im Kurpark angezündet haben. Aktuell erschüttert erneut eine Serie von Brandstiftungen den Unnaer Stadtteil Königsborn. Seit 2019 sind mehr als ein Dutzend Fälle unaufgeklärt.
Brandstiftungen verursachen Millionen-Schaden
Treibt ein Brandstifter in Königsborn seit Jahren sein Unwesen? Ausgeschlossen ist das nicht. Immer wieder musste die Feuerwehr in der jüngeren Vergangenheit ausrücken, um Schlimmeres zu verhindern. Der Schaden geht in die Millionen.
Im April hatte es einen Brandanschlag auf die Gartenhütte der Kita-Herz-Jesu am Salzweg gegeben. Am Tag darauf kehrte der Täter offenbar zurück und zündete einen Brandsatz in einem Waschraum. Die Kita ist seitdem stillgelegt. Das Ermittlungsverfahren ohne Erfolg eingestellt.

Im Juni brannten schließlich die Grilloschule und eine Holzhütte auf dem Gelände der Kita Unterm Regenbogen. Einige Tage später musste die Feuerwehr noch eine brennende Mülltonne an einem Hochhaus an der Berliner Allee löschen. Die Fälle haben eines gemeinsam: Es handelte sich jeweils um vorsätzliche Brandstiftung.
Ob sich auch der Brand der Scheune des Circus Travados in diese Serie einreiht, ist noch unklar. „Wir ermitteln aktuell in alle Richtungen“, sagte der Pressesprecher der Polizei, Bernd Pentrop, vor wenigen Tagen. Dabei sei ein Zeuge an der Einsatzstelle befragt worden, der kurz nach dem Ausbruch des Feuers einen flüchtenden Mann gesehen haben will.
Stadt Unna lobt Belohnung aus
Es wäre nicht der erste Hinweis auf einen Brandstifter, der zu keinem Erfolg führt. Dabei hat die Stadt Unna eine Belohnung von 3000 Euro ausgelobt, falls der Täter nach einem Hinweis rechtskräftig verurteilt wird.
Schon früher waren die Beamten in Königsborn einem Brandstifter auf der Spur. Aber selbst das Phantombild nach dem Tennishallen-Feuer mit einem Sachschaden von fast einer Million Euro führte zu keiner Verurteilung. „Es gab einen Tatverdächtigen“, sagt der Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft, Henner Kruse. Dieser soll auch für die Brandstiftung an dem kleineren Gebäude des historischen Friedrichsborn-Ensembles am Kurpark verantwortlich gewesen sein. Schlussendlich wurden beide Ermittlungsverfahren im November 2020 eingestellt. Eine Schuld habe die Staatsanwaltschaft dem Tatverdächtigen nicht nachweisen können.

Brandstiftung sei ein spurenarmes Delikt, erklärt Henner Kruse. Gebe es keine Zeugen oder eine erfolgreiche Nahbereichsfahndung, sei es äußert kniffelig, den Tätern auf die Schliche zu kommen. „Es ist das am schwierigsten aufzuklärende Delikt“, sagt der Staatsanwalt.
Beispielsweise gab es auch nach der Brandstiftung am Café Bistro im Kurpark im April 2019 einen Tatverdächtigen. Aber auch diesem habe die Staatsanwaltschaft das Feuer nicht nachweisen können, so Kruse. Das Verfahren wurde zwei Jahre später – im April 2021 – eingestellt. Der Brand verhinderte seinerzeit einen verheißungsvollen Neustart: Erst wenige Tage zuvor hatte eine griechische Familie das Bistro übernommen und wollte mit landestypischer Küche durchstarten. Doch seit dem Brand steht die Gastronomie leer – mittlerweile seit mehr als fünf Jahren.
Jugendliche werden erwischt
Bei einer Brandstiftung konnte die Staatsanwaltschaft dann doch eine Verurteilung erwirken: Bei einem Feuer im September 2019 wurde das Schulsekretariat des ehemaligen Förderzentrums Unna an der Friedrich-Ebert-Straße – in dem Gebäudekomplex befindet sich aktuell unter anderem die Kita Glückspilze – zerstört.
Die Kriminalpolizei hatte daraufhin zwei Tatverdächtige ermittelt – einen 13-jährigen und einen 15-jährigen Unnaer. Sie sollen in das Schulgebäude eingebrochen sein und Feuer gelegt haben. Außerdem sollen die Jugendlichen für gleich mehrere Einbruchs-, Sachbeschädigungs- und Diebstahlsdelikte in den Wochen davor verantwortlich gewesen sein. Eindeutig verantwortlich war das Duo für einen Backsteinwurf vom Ringtunnelausgang am 11. September 2019. Weil der 13-Jährige noch nicht strafmündig war, wurde schließlich nur der Ältere im Juli 2021 vom Amtsgericht Unna zu einer Jugendstrafe verurteilt, berichtet Henner Kruse.

Etliche weitere Fälle, die unsere Redaktion im Archiv finden konnte, blieben ebenfalls unaufgeklärt. Dazu zählen beispielsweise ein brennender Carport in der Silvesternacht 2019/2020, oder angezündete Mülltonnen und Autos an der Berliner Allee im Juli 2020.
Im Januar 2021 gingen schließlich Autos an der Döbelner Straße in Flammen auf und im Juni und September des gleichen Jahres die gleiche leerstehende Halle im Kurpark – auch in diesen Fällen gab es keine Verurteilung. Gleiches gilt für brennende Mülltonnen im Kurpark im März 2022, bei denen es vier Tatverdächtige gegeben hatte. Die Brandstiftung konnte ihnen aber nicht nachgewiesen werden, so Henner Kruse. Auch im Fall der brennenden Turnhalle an der Schule am Friedrichsborn im Juli 2022 wurde das Verfahren ohne Tatverdächtigen eingestellt.
Zusammenhang nicht ausgeschlossen
Ein Zusammenhang zwischen einzelnen unaufgeklärten Brandstiftungen könne nicht ausgeschlossen werden, sagt Henner Kruse. Aber: In der Regel lasse sich bei Bränden ein enger zeitlicher und örtlicher Zusammenhang erkennen – wie aktuell in Königsborn. Gebe es keine Spuren, bleibe es eben nur bei Vermutungen, sagt der Staatsanwalt.