Betroffener widerspricht der Stadt Unna Streit um Ursachen für die Risse im Haus

Betroffener widerspricht: Streit um Ursachen für Risse im Haus
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Es soll „Verwunderung“ unter den Nachbarn am Hortensienweg ausgelöst haben, was die Stadt als Erklärung für das Absacken von zwei Wohngebäuden in Königsborn kommuniziert hat. Dass sich die schwer beschädigten Häuser durch ihre Entwässerungspumpen selbst den Grund entzogen hätten, hält der betroffene Alexander Krawczyk für eine Verdrehung der Fakten.

Er und weitere Anwohner zeigen auf eine andere mögliche und für sie sogar wahrscheinlichere Erklärung. Und auch die Stadt räumt inzwischen ein, dass sie diese Möglichkeit prüfen lasse. Krawczyk und seine Mitstreiter sprechen von einem früheren Bachbett, das vor der Bebauung verfüllt und nun vom Regen reaktiviert worden sei. Die Stadt spricht von einem Entwässerungsgraben.

Anhaltspunkte für ein Bachbett belegt sogar ein Luftbild

Klar ist damit: Neben natürlichen Bodenbeschaffenheiten - die Stadt verwies zunächst auf so genannte „Schluffen“ aus Feinboden, der bei starker Feuchtigkeit fließfähig werden könne - gab es in dem Bereich einmal eine längliche Bodenvertiefung, die vom Menschen geschlossen worden ist, bevor am Hortensienweg die ersten Häuser entstanden. Dies sei sogar durch Luftbilder belegt, räumt nun die Stadt ein.

Ein Streitgegenstand bleibt, was nun tatsächlich der Auslöser der Bodensenkung war, durch die zwei Häuser unbewohnbar geworden sind.

Teile des Hauses von Alexander Krawczyk sacken nach unten und reißen schließlich vom Rest des Gebäudes ab.
Teile des Hauses von Alexander Krawczyk sacken nach unten und reißen schließlich vom Rest des Gebäudes ab. © privat

Laut Stadt sollen die Gegebenheiten auch in Bezug auf den Graben beziehungsweise das Bachbett weiter untersucht werden. Das aktuelle Gutachten stütze sich auf Erkenntnisse, die am Silvestertag vor Ort gewonnen wurden und komme zu dem Schluss, dass die Ursache für den Bodenentzug in dem betroffenen Bereich im Betrieb der Grundwasserentlastungspumpen zu sehen sei. Aber: Anders als noch am Donnerstag heißt es nun auch von der Stadt, dass „die Ursachenforschung damit noch nicht abgeschlossen“ sei. Und weiter: „Ziel der Kreisstadt Unna ist es, möglichst schnell alle Ursachen für die aufgetretene Situation in Erfahrung zu bringen.“

Dies klang noch am Donnerstag anders: Die Stadt wollte sich im Weiteren darauf beschränken, die öffentlichen Flächen untersuchen zu lassen, damit nicht etwa eine Straße einbricht. Gebäudeeigentümern empfahl sie, eigene Gutachteraufträge zu vergeben.

Schon im März 2016 sackte am Hortensienweg unerwartet der Boden weg - in einem Bereich, der keine Entwässerungspumpe hatte.
Schon im März 2016 sackte am Hortensienweg unerwartet der Boden weg - in einem Bereich, der keine Entwässerungspumpe hatte. © HA Archiv

Mit den Hinweisen auf einen Graben beziehungsweise ein Bachbett war die Stadt schon am Donnerstagabend konfrontiert worden, als sie betroffene Bürger zu einem Austausch in den Ratssaal geladen hatte. Alexander Krawczyk, dessen Haus seit dem 30. Dezember für die Nutzung gesperrt ist, erneuert nun seine Kritik an der Kommunikation der Stadtverwaltung. „Man hat den Eindruck, dass der Bürger da gar nicht ernst genommen wird. Dass es eher darum geht, sich irgendwie herauszureden, um nicht in eine Haftung zu kommen“, so der Betroffene.

Die These von den hauseigenen Entwässerungspumpen als Ursache für den Bodenverlust seines Hauses sieht Krawczyk mit Blick auf die Stadt als „deren Sicht der Dinge“. Es sei zwar nachvollziehbar, dass die Pumpen Boden ins Kanalnetz befördert haben, aber nicht etwa durch zu starken Sog. „Ich war ja dabei, habe in den Pumpenschacht hineingeschaut. Und das Wasser, das da drin stand, war schon milchig, als es ankam.“

Ein Nachbar Krawczyks erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es vor einigen Jahren bereits eine Unterspülung der Straße gegeben habe, für die eine Entwässerungspumpe als Ursache wohl ausscheide. Auch seinerzeit sei ein Gutachter vor Ort gewesen - dem Vernehmen nach aus demselben Büro, das die Stadt diesmal um Hilfe gebeten hat.