Belastungsprobe für Schwarz-Grün in Unna Wer wird hinter Wigant die Nummer 2 im Rathaus?

Auf der Suche nach der Nummer 2 im Rathaus
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Abseits von CDU und Bündnisgrünen sind die Fraktionen im Unnaer Stadtrat oft nur Zuschauer. Das ungleiche Duo der schwarz-grünen Projektpartnerschaft stimmt sein Abstimmungsverhalten im Vorfeld gut ab und dominiert die politischen Entscheidungen unangefochten.

Das funktioniert auch deshalb, weil es außerhalb der politischen Schnittmenge eine von beiden Seiten akzeptierte Verteilungsgerechtigkeit gibt. Solange es den eigenen Kerninhalten nicht völlig zuwiderläuft, dienen die Partner einander fleißig als Mehrheitsgarant. Dabei entdecken die CDU-Leute schon einmal ihr Herz für die verwilderten Tauben in der Stadt. Und die Grünen finden Gründe, die Ausweisung einer Fahrradstraße in eine „Prüfung“ hineinzubremsen.

Schwierig wird es mit der Gönnerhaftigkeit, wenn beide Partner nach etwas greifen, das nur einmal zu haben ist. So ein Fall bahnt sich nun bei der Neuaufstellung des Verwaltungsvorstandes im Rathaus an.

Mit dem Ausscheiden von Jens Toschläger wird nicht nur die Stelle des Technischen Beigeordneten frei, sondern auch die Zusatzfunktion des Ersten Beigeordneten, also der Nummer 2 in der Verwaltungshierarchie hinter Bürgermeister Dirk Wigant. Und vermutlich läuft es bei der Neuvergabe dieser Position auf einen Zweikampf hinaus zwischen den Beigeordneten Markus von der Heide (CDU) und Sandro Wiggerich (Bündnisgrüne).

Entscheidung zwischen Wiggerich und von der Heide

Theoretisch käme auch der oder die neue Beigeordnete infrage, wenn der Rat im März die Nachfolge für das Technische Ressort geregelt hat. Auch Jens Toschläger hatte die Beförderung zum Ersten Beigeordneten bereits drei Monate nach dem Dienstantritt als Technischer Beigeordneter erhalten. Doch viel wahrscheinlicher hätte es jeder Neuling schwer gegen zwei inzwischen eingearbeitete Kollegen.

Jens Toschläger (l.) hatte seinen Dienst als Technischer Beigeordneter erst einige Wochen angetreten, als ihn der Rat der Stadt Unna bereits zum Ersten Beigeordneten und damit zum allgemeinen Vertreter des damaligen Bürgermeisters Werner Kolter gemacht hatte.
Jens Toschläger (l.) hatte seinen Dienst als Technischer Beigeordneter erst drei Monate zuvor angetreten, als ihn der Rat der Stadt Unna im Sommer 2019 bereits zum Ersten Beigeordneten und damit zum allgemeinen Vertreter des damaligen Bürgermeisters Werner Kolter machte. © Stadt Unna

Dass die Entscheidung wohl eher zwischen von der Heide und Wiggerich fallen wird, nimmt auch Rudolf Fröhlich an. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat sieht Unna in dieser Frage in einer komfortablen Lage. „Sie könnten es beide“, räumt Fröhlich ein. Aber das bedeutet wohl nicht, dass die Union den Grünen diesen Posten einfach überlassen würden. Denn an anderer Stelle im Gespräch merkt Fröhlich an, dass er „einem von ihnen diesen Job zu 100 Prozent zutraut“. Würde sich der Fraktionschef der CDU nachsagen lassen, den eigenen Beigeordneten mit nur 99 Prozent zu veranschlagen?

Muss am Ende die SPD den Streit auflösen?

„Solche Personalfragen möchte ich ja eigentlich gar nicht in der Öffentlichkeit erörtern“, sagt Fröhlich aber auch. „Natürlich haben wir da unsere Vorstellungen, aber es wird sicherlich noch Gespräche geben mit unseren Partnern. Und dann muss man vielleicht auch gucken, welche Vorstellungen die anderen Fraktionen haben.“ Übersetzen kann man das als: Wenn die Grünen nicht mitziehen, müsste es gegebenenfalls die SPD tun. Denn Mehrheiten im Rat der Stadt Unna kommen exakt dann zusammen, wenn sich zwei der drei großen Fraktionen finden.

Die Grünen indes zeigen nur eingeschränkte Bereitschaft, auf den Platz 2 der Verwaltungsspitze zu verzichten. Fraktionschefin Claudia Keuchel nennt den Namen Sandro Wiggerichs zwar auch nicht explizit, spricht aber davon, dass die Grünen durchaus einen Favoriten hätten – und davon, dass es doch auch die Projektpartnerschaft widerspiegele, wenn die Nummer 2 nach Bürgermeister Dirk Wigant ein Grüner wird.

Schwarz und Grün steht offenbar vor einer etwas anspruchsvolleren Verhandlung, entweder mit dem Partner oder mit der SPD.