Leben im Bach soll eine Chance bekommen Stadt Unna lässt Wiese tiefer legen

Naturschutz ist Pflicht: Stadtbetriebe bauen Staufläche in Billmerich
Lesezeit

Im Unnaer Süden wird eine Wiese im Liedbachtal tiefergelegt. Die Stadt muss neuen Richtlinien entsprechen, die dem Naturschutz dienen. Und sie lässt etwas tiefer graben für die Tierwelt.

Ohne Drosselung keine Genehmigung mehr

Die Baustelle liegt in Billmerich am nördlichen Ufer des Liedbachs. Südlich, auf der anderen Seite, ist die Liedbachschule. Es geht um Regenwasser: Kanäle sammeln es im Dorf und führen es dem Bach zu. Solche Einleitungen müssen genehmigt werden, und inzwischen gelten strengere Vorschriften. „Wir müssen das Wasser drosseln“, sagt Thomas Matter, Leiter des Bereichs Gewässer bei den Stadtbetrieben.

Ziel ist Artenschutz im Bach

Eine Baufirma stellt nun in städtischem Auftrag eine Mulde her, etwa halb so groß wie ein kleiner Fußballplatz. Es ist eine Retentionsfläche, sie dient also der Rückhaltung: Fällt viel Oberflächenwasser im Raum Billmerich an, soll es künftig erst in diese Senke fließen, dann gemächlich in den Bach. Bisher gibt es drei ungedrosselte Zuleitungen in das an sich natürliche Gewässer. Dies gilt als problematisch, weil Tiere und Pflanzen dadurch weggespült werden. „Flora und Fauna im Gewässer müssen besser geschützt werden“, sagt Matter.

Vera Rabe von den Stadtbetrieben Unna zeigt einen Bauplan
Projektleiterin Vera Rabe zeigt den Plan. Die neue Senke wird rund 1300 Kubikmeter Wasser stauen können. © Raulf

Im September sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Die Drosselung erfolgt dann automatisch: Am Zulauf werden steinerne Hindernisse mit definierten Zwischenräumen in das Bachbett gebaut. Bei stärkerem Regen staut sich ein Teil des Wassers, um dann in die Retentionsfläche überzulaufen. Dort wird es zwischengespeichert, nach einer Zeit fließt es am anderen Ende der Fläche wieder hinaus – in den Bach.

Stauraum für 1,3 Millionen Liter

Ein Landwirt hatte ein Stück seiner Weide für die Maßnahme an die Stadt verkauft. Das Ergebnis der Bauarbeiten wird letztlich vermutlich unauffällig wirken. Die Fläche soll nicht eingezäunt und mit flachen Böschungen umrandet werden.

Die Sohle der Retentionsfläche ist etwa 2200 Quadratmeter groß. Die Wiese wird um rund 1,20 Meter tiefer gelegt. So entsteht ein natürliches Becken, in dem 1310 Kubikmeter Wasser aufgestaut werden können, etwas mehr als für die Genehmigung erforderlich.

Auf einer Baustelle in Unna-Billmerich liegt ein Haufen Wasserbausteine. Dahinter stehen ein Bagger und ein Lieferwagen.
Mit solchen Steinen soll der Ablauf von der Senke in den Bach naturnah gestaltet werden. © Raulf

Schaffung neuer Lebensräume

Das Bauprojekt, das seit 2016 geplant wurde, kostet einen mittleren sechsstelligen Betrag. Mit überschaubarem Aufwand lassen die Stadtbetriebe zusätzlich Wünsche von Naturschützern umsetzen. Im Zuge der Planungen hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) angeregt, in der neuen Senke Vertiefungen anzulegen, in der etwas Wasser länger stehen bleibt. Darin können dann zum Beispiel Libellen Nahrung finden oder ihre Eier ablegen. „Wir schaffen auch neuen Lebensraum“, sagt Vera Rabe (Stadtbetriebe), die Projektleiterin.

So ist es tatsächlich ausschließlich die heimische Natur, für die in diesem Fall gebaut wird. Bereichsleiter Matter bestätigt, dass dieses Rückhaltebecken nicht wie in anderen Fällen dazu dient, beispielsweise Siedlungen vor Überschwemmungen zu schützen. Was die Fließrichtung angeht, liegt die Retentionsfläche hinter der Dorflage.