Seit der Kündigungsdrohung des Trägervereins steht die Zukunft des Unnaer Lichtkunstzentrums infrage. Vieles, was zu einer Lösung beitragen könnte, hängt vom baulichen Zustand der Kellerräume in der früheren Lindenbrauerei ab. Ihn will die Stadt nun im Laufe dieses Jahres in einer „Sanierungsanalyse“ erfassen und beschreiben lassen.
Doch mit Handwerkeraufträgen zur Beseitigung etwaiger Baumängel ist es nicht getan. Während die Frage nach dem tatsächlichen Zustand der Kellerräume vielleicht erst in einigen Monaten beantwortet ist, wird klar, dass die Herausforderungen für die Stadt weiter gehen und komplexer sind. Das machten der Erste Beigeordnete Sandro Wiggerich und Stadtkämmerer Michael Strecker nun in einem Gespräch mit unserer Redaktion deutlich.
Im „Tunnel of Tears“ ist der Wassereinbruch durchaus gewollt
Einige Schäden an der Substanz der Kellerräume seien offensichtlich, erklärte Wiggerich. „Hier platzt Putz ab, dort läuft Wasser in den Keller. Teilweise ist das aber auch so gewollt. Im Tunnel of Tears etwa gehören die Pfützen am Boden dazu. Für die Stadt wird es da vielleicht nicht darum gehen, wie sie Gebäudeschäden abstellt, sondern eher darum, wie sie damit umgeht, also etwa die Lüftung anpasst, um die Feuchtigkeit zu regulieren“, gibt Wiggerich ein Beispiel.

Analyse soll baulichen Zustand des Lichtkunstzentrums aufdecken
Nötig wird die „Sanierungsanalyse“ als Grundlage für einen möglichen Trägerwechsel. Der bisherige Trägerverein sieht sich den wachsenden Herausforderungen nicht mehr gewachsen, will sich auf eine Funktion als Förderverein zurückziehen und den Betrieb des Zentrums abgeben. Als Nachfolger ist der LWL im Gespräch, doch dieser will erst einmal eine bautechnische Bestandsaufnahme der alten Kellerräume sehen. Sie soll in Auftrag gegeben werden, sobald der aktuelle Haushaltsplan vom Kreis genehmigt worden ist.

Die Gefahr, dass jene Untersuchung völlig unbekannte Probleme aufdeckt oder gar den Weiterbetrieb des Lichtkunstzentrums gefährdet, sieht Kämmerer Michael Strecker, dem auch das Immobilienmanagement der Stadt untersteht, aber nicht. Sicherheitsüberprüfungen würden regelmäßig von den eigenen Leuten der Stadt und von externen Sachverständigen durchgeführt. Die letzte TÜV-Prüfung liege erst einige Wochen zurück. Sie habe ein paar kleinere Mängel aufgezeigt, die aber schnell abgestellt worden seien.
Gleichwohl räumt der Beigeordnete Wiggerich ein, dass die bevorstehende Bestandsaufnahme die erste Gesamtbetrachtung seit vielen Jahren sei.
LWL wünscht sich Barrierefreiheit auch im Lichtkunstzentrum
Dem LWL allerdings gehe es bei der Bestandsaufnahme nicht allein um die Beschreibung des Bauzustands und das Aufdecken etwaiger Mängel. Ein wichtiges Thema für den Landschaftsverband – und möglicherweise ein Problem für den Trägerwechsel – sei das Thema „Barrierefreiheit“.
Der LWL lege großen Wert darauf, diese in seinen Einrichtungen sicherzustellen. In Unna allerdings würde er ein Museum übernehmen, das fest mit Räumen verbunden ist, die alles andere als arm an Barrieren sind. „Das Gebäude ist 165 Jahre alt. Und es liegt auf der Hand, dass ein Museumsbesucher mit körperlichen Beeinträchtigungen andere Anforderungen stellt als ein Brauereiarbeiter vergangener Zeiten“, so Wiggerich.

Lichtkunst erfahrbar machen auch für Blinde
Die Kellerräume des Lichtkunstzentrums haben etwas von einem Labyrinth. Immer wieder führt der Weg durch die Sammlung über Treppen und durch verwinkelte Gänge. Auch einige Werke sind so angelegt, dass man sie mit einem Rollstuhl nicht „betreten“ kann.
„Wir dürfen das Thema Barrierefreiheit dabei aber auch nicht eindimensional betrachten. Der LWL stellt sich zum Beispiel auch die Frage, wie das Lichtkunstzentrum für Blinde erfahrbar gemacht werden kann“, so Wiggerich. So gebe es viele Fragen über den reinen Zustand des Gebäudes hinaus, die in den kommenden Wochen und Monaten zu bearbeiten sind. Hoffnungslos ist dieses Vorhaben aber wohl nicht: Die Wunschliste des LWL stelle noch keine K.-o.-Kriterien auf.

Bei einer Kündigung müsste ab 2025 die Stadt selbst einspringen
Für die Ausstiegsabsichten des bisherigen Trägervereins äußern Wiggerich und Strecker durchaus Verständnis. „Das Lichtkunstzentrum hat in den Jahren eine Entwicklung erfahren, die dazu führt, dass es dem Verein nun einfach zu groß wird“, sagt Strecker.
Die Kündigungsdrohung des Vereins soll vor diesem Hintergrund den Druck erhöhen, damit eine Ersatzlösung gesucht wird. Ende 2024 soll der Verein noch einmal darüber abstimmen, ob er wirklich zum Jahresende 2025 die Trägerschaft abgibt. Wie die Mitglieder dann abstimmen, dürfte auch davon abhängen, wie weit die Verhandlungen mit dem LWL als potenziellen Nachfolger gekommen sind.
Zieht der Verein den Schlussstrich, würde er die Trägerschaft ab Ende 2025 an die Stadt zurückgeben, die dann auch das Personal des Vereins übernimmt.