Bäume sterben ab Was wird aus Unnas Gedenkstätte für Opfer rechtsextremen Terrors?

Gedenkstätte für NSU-Opfer braucht Ersatzbäume
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Im Kurpark gibt es seit dem Jahr 2022 eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Sie besteht aus Bäumen, stellvertretend für die Getöteten. Zwei der Pflanzen aber sind nun nicht mehr zu retten.

Die elf Bäume stehen auf einer Rasenfläche in der Nähe des Kräutergartens im Königsborner Kurpark. Zwei der Pflanzen sind auffallend krank. „Sie sind welk“, sagt Ulrich Knies, Mitglied des Integrationsrats, auf dessen Initiative die Bäume einst gepflanzt wurden. Während neun Baumkronen in der Gruppe frisch grün belaubt sind, ist eine Krone komplett vertrocknet, eine andere wirkt, als sei auch dieser Baum dabei abzusterben.

Dass der Integrationsrat sich für das grüne Mahnmal verantwortlich fühlt, hatten Mitglieder damit bewiesen, dass sie sich um eine intensivere Bewässerung der Bäume bemühten, als die Bäume erstmals einen Mangel an Vitalität erkennen ließen.

Auf dem Bild ist die Gedenktafel der Aktion „Zehn plus Eins Bäume“ im Kurpark in Unna zu sehen. Darauf stehen die Namen der Mordopfer des Terrornetzwerks NSU.
Die Kampagne zur Pflanzung hieß „Zehn plus Eins Bäume“. Diese Tafel erinnert an den Hintergrund und die zehn bekannten Mordopfer des Terrornetzwerks NSU. © Raulf

Gießsäcke halfen nicht

Die zwei offensichtlich kranken Bäume haben immer noch je einen Gießsack. Diese Kunststoffbeutel ermöglichen gezieltes Wässern der Wurzeln, was insbesondere bei Jungbäumen inzwischen oft eingesetzt wird. Der Gießsack kann mit mehreren Dutzend Litern Wasser befüllt werden, das dann nach und nach versickert.

Doch die zwei Problempflanzen im Kurpark konnten damit nicht gerettet werden.

Stadt plant neue Bäume

Die Stadt Unna ist für den Kurpark verantwortlich, und im Rathaus ist das Problem bekannt. „Die Bäume werden ausgetauscht“, erklärte Stadtsprecherin Anna Gemünd nach Rücksprache mit dem Kurpark-Kümmerer. Man habe den Verdacht, dass das Absterben etwas mit dem Boden zu tun habe. Die zwei Baumstandorte sollen deswegen leicht versetzt und der Boden vor dem Neupflanzen ausgetauscht werden.

Welches Problem genau der Untergrund hat, ist offenbar nicht bekannt. In der Vergangenheit hatte es bereits den Verdacht gegeben, jemand habe den Boden aus Bosheit beeinträchtigt.

Die Stadt lässt nicht jetzt zwei neue Bäume setzen, sondern im Herbst, wie Sprecherin Gemünd ankündigt. Üblicherweise pflanzt man Bäume im Herbst, damit sie bessere Chancen haben, Wurzeln zu bilden und zu gedeihen. Die zwei neuen Bäume sollen wie die bisherigen Kugeleichen sein.

Erinnerung an Ermordete

Hintergrund der Gedenkstätte waren die Morde des NSU, dem zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen zum Opfer fielen: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Das Motto der Kampagne heißt „Zehn plus Eins“: Der elfte Baum steht für alle Opfer rechtsextremistischer Gewalt, auch solche, deren Namen nicht bekannt sind.