Was bewegt Unna im neuen Jahr? Ein Themenausblick für 2023

Was bewegt Unna im neuen Jahr? Ein Themenausblick für 2023
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Der Arbeitstag eines Journalisten ist bedingt planbar. Da gibt es Termine, die im Kalender stehen, Themen von aktueller Bedeutung und Dinge, die vom Himmel fallen oder mit Blaulicht kommen. Im Jahresrückblick auf 2023 wird unsere Redaktion sicherlich auf viel Unerwartetes zurückschauen. Das heißt aber nicht, dass ein Blick in die Zukunft unmöglich wäre. Allein die angefangenen, angedachten und länger liegen gebliebenen Themen der Stadt versprechen ein Jahr mit viel Gesprächsstoff.

Neues von der Baustelle

„Bauen und planen“ klingt nach trockenem Stoff, doch erfahrungsgemäß beschäftigen Unna gerade die Themen aus dieser Sparte besonders. Was in Stein gemauert wird, prägt das Stadtbild, bleibt lange stehen, dient im Idealfall dem Menschen, wird neuerdings aber auch auf seine Klimawirkung abgeklopft. Zuletzt entwickelten sich die Dinge baulicher Art in Unna zäh. Umso größer ist der Nachholbedarf für 2023.

Gleich zu Beginn geht es um das Gegenteil von Bauen, und zwar um den Rückbau der ehemaligen Eissporthalle. Nachdem im alten Jahr schon Bäume gefällt wurden, beginnt Ende Januar zunächst der Ausbau von allem Technischen, von Türen und Fenstern sowie Schadstoffen, bevor am Ende der Bagger in die Vollen gehen kann. Mit dem Abbruch der Halle wird aber auch die Frage aktuell, was danach auf der Fläche geschehen soll. Offiziell fängt diese Diskussion bei nahezu null an. Zu Beginn der Diskussion um die Eishalle machte schon einmal der Vorschlag von einer Wohnbebauung die Runde.

Viel Platz für künftige Entwicklungen lässt die alte Eissporthalle Unna (vorne, im Hintergrund liegt die Schwimmsporthalle). Ende Januar beginnt der Rückbau.
Viel Platz für künftige Entwicklungen lässt die alte Eissporthalle (vorne, im Hintergrund liegt die Schwimmsporthalle). Ende Januar beginnt der Rückbau. © www.blossey.eu

Eine Lösung finden muss Unna auch für die Bäderfrage in Massen. Will die Stadt noch einmal 600.000 Euro in die Hand nehmen, um das marode Hellwegschwimmbad wieder nutzbar zu machen? Zumindest eine Tendenz zur Antwort „Ja“ ist erkennbar. Aber abgeschlossen ist die Sache damit noch nicht, muss eine solche Entscheidung doch auch erst umgesetzt werden.

An anderer Stelle in Massen berühren sich die beiden Themen Eishalle und Hellwegbad. Für das Areal des früheren Freizeitbades in Massen stellt die Stadt einen umfangreichen Bebauungsplan auf, der den Bau eines neuen Bades und eine auch für den Eissport nutzbare Multifunktionshalle ermöglichen soll. Eine Reparatur des alten Bades könnte Druck aus diesem Projekt nehmen – was allerdings auch Gefahren mit sich bringt. Zu viel Zeit darf Unna sich nicht lassen, ist für die Fläche doch auch der Neu- und Erweiterungsbau für den Kindergarten Wirbelwind vorgesehen.

Der Mangel an Kindergartenplätzen in Unna ist natürlich auch ein Thema aus dem Bereich „Familie“, das aber ebenfalls baulich gelöst werden muss. Vermutlich wird Unna in den kommenden Monaten mehrere Kita-Projekte anschieben oder zumindest anschieben müssen. Das nächste dürfte nach einigem Zeitverlust die Übergangseinrichtung an der Stadthalle sein, für die inzwischen Baurecht vorliegt. Schon bald sollen die ersten Baumodule kommen.

Das Konzept, den Rettungsdienst auch von Satelliten der Hauptwache in den Einsatz fahren zu lassen, hat sich bewährt. Aus den Provisorien in Alte Heide (Bild) und Unna-Ost sollen nun feste Stützpunkte werden.
Das Konzept, den Rettungsdienst auch von Satelliten der Hauptwache in den Einsatz fahren zu lassen, hat sich bewährt. Aus den Provisorien in Alte Heide (Bild) und Unna-Ost sollen nun feste Stützpunkte werden. © HA-Archiv

Fest vorgesehen ist auch der Baustart der neuen Grundschule am Hertinger Tor samt Kindergarten. Bereits in Arbeit ist eine Rettungswache in Alte Heide, der dann noch eine weitere für den Unnaer Osten folgen soll. Die beiden Stützpunkte sollen die bisherigen Provisorien dauerhaft ablösen, weil das Konzept, Rettungskräfte besser im Stadtgebiet verteilt aufzustellen, wirkt.

An anderer Stelle will die Stadt bewusst ein Provisorium einrichten. Ist es machbar und sinnvoll, den Parkplatz an der Schulstraße in einen Park zu verwandeln? Darüber ist viel diskutiert worden, und nun probiert die Stadt es einfach aus. Zunächst für sechs Monate ab Frühling will die Stadt einen „Park auf Probe“ einrichten und sehen, was es bewirkt.

Unbeabsichtigt unfertig ist leider auch der Teich im Bornekamp. Obwohl von der Baufirma abgeschlossen, verliert er immer noch Wasser. Stadtbetriebe und Unternehmen liegen deswegen über Kreuz. Kommt 2023 eine Lösung? Wir werden sicherlich viele Wasserstandsmeldungen geben. Fließend wird derweil aus dem Thema der Stadtbetriebe eines der Stadtverwaltung, denn die „Re-Integration“ des Eigenbetriebes in die Rathausorganisation soll für den Stichtag 1. Januar 2024 vorbereitet werden.

Ten Brinke bleibt ein wichtiger Akteur

Bevor gebaut wird, muss in Unna meist viel Papier beschriftet werden. Planungsschwerpunkt für 2023 scheint Massen zu sein. Aldi bereitet einen Standort anstelle des heutigen Edeka-Marktes vor. Für Edeka und einen noch nicht benannten Nachbarn will der Mühle-Bremme-Planer Ten Brinke einen Neubau an der Bahnhofstraße errichten.

Als Baufirma ist Ten Brinke auch in der Innenstadt aktiv: Die Entwicklungsgesellschaft von Hellweg-Gründer Johannes-Peter Schnitger hat die Niederländer beauftragt, ein neues Bürogebäude für das Jobcenter zu errichten. Der erste Neubau auf der „Victoria“-Fläche soll den Auftakt zu einer großen Umwandlung der Industriebrache im Norden des Bahnhofs bilden. Für weite Teile davon läuft allerdings noch die Rahmenplanung.

Das üppige Programm muss von einer personell recht knapp besetzten Bauverwaltung begleitet werden. Zuletzt wies der zuständige Beigeordnete Jens Toschläger die Sachbearbeiter in der Bauordnung an, ihre telefonische Erreichbarkeit auf eine Stunde in der Woche zu begrenzen, damit endlich die liegen gebliebenen Verfahren der zurückliegenden zwei Jahre abgearbeitet werden können. Bald macht sich der Chef aber selbst unerreichbar: Jens Toschläger wechselt zum 1. Februar nach Bergkamen, und so bleibt das wichtige Dezernat der Stadtverwaltung wohl einige Monate ohne Leitung.

Parken in Unna bald nochmals teurer

Verkehr bewegt die Menschen nicht nur von A nach B, sondern oft auch im Innern. Ein Thema, das zu den heißen Anwärtern zählen dürfte, ist 2023 der sogenannte „ruhende Verkehr“. Unna will die Parkgebühren in der Innenstadt neu regeln, und nach langer Vorarbeit dürfte das Rathaus im Februar endlich ein Konzept dafür vorlegen, wie die Idee von CDU und Grünen umgesetzt werden kann. Die beiden Fraktionen wollen Autofahrerinnen und -fahrer animieren, bei Fahrten in die Innenstadt lieber gleich eines der Parkhäuser anzusteuern, statt auf der Suche nach einem Parkplatz an der frischen Luft durch die Stadt zu gondeln. Naheliegendes Instrument: deutlich teurere Parktickets.

Der Freiluftparkplatz in der Innenstadt wird 2023 vermutlich deutlich teurer, sofern ein Parkschein aus dem Automaten der Stadt vonnöten ist.
Der Freiluftparkplatz in der Innenstadt wird 2023 vermutlich deutlich teurer, sofern ein Parkschein aus dem Automaten der Stadt vonnöten ist. © Hellweger Anzeiger Archiv

Andere Themen im Verkehrsbereich kommen nur langsam ins Rollen. Was wird nun aus der Fahrradstraßenregelung für den Afferder Weg? Wann kommt endlich der Radring in der Innenstadt? Vor allem der ADFC dürfte 2023 an diese Themen erinnern.

Für die Bundesstraße 1 bereitet Straßen NRW den Neubau der Brücken über Feld- und Falkstraße vor. Nach den Spursperrungen für die Bodenuntersuchungen in den kommenden Wochen wird es aber erstmal ruhig. Dann sind die Planer dran. Abriss und Neubau sind erst für 2024 zu erwarten. Derweil laufen die Brückenbauarbeiten an der A1 weiter, allerdings auch über 2023 hinaus.

Die Ausbaupläne des Flughafens in Dortmund könnten in Unnas Rathaus vor allem ein Thema für das Rechtsressort werden. Bewilligt die Bezirksregierung Münster auch den neuen Antrag auf längere Betriebszeiten, wird Unna mit Sicherheit Klage einreichen.

Stadt muss sorgsamer mit Geld umgehen

Alle Planungen sind müßig, wenn das Geld für ihre Umsetzung fehlt. Wie gut oder schlecht Unna in dieser Hinsicht aufgestellt ist, wird diesmal ungewöhnlich spät klar. Weil Rahmendaten für die Planung später vorgelegt wurden als sonst, legt Unnas Kämmerer Michael Strecker den Entwurf für einen Haushaltsplan erst in dieser Woche vor. Wie viel Geld Unna einnehmen wird, ist daher noch unklar. Absehbar sind Probleme auf der Kostenseite. Dass vieles teurer wird, gilt auch für die Kommunen. Dass sich Bauvorhaben massiv verteuern, hat Unna bereits sehr konkret beim Kindergartenbau an der Schillerschule und bei der Auftragsvergabe für die Rettungswache Nord gemerkt. Schulden machen als Ausweg wird schwieriger. Weil die Zinsen steigen, sind die Zeiten, in denen sich Unna das Geld praktisch gebührenfrei borgen durfte, vorbei.