So viel Geld für Sperren gegen Angst? Ja natürlich, wir fahren ja auch mit Gurt

Poller gegen Terror werden so selbstverständlich wie Sicherheitsgurte
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Redakteur Thomas Raulf

300.000 Euro, allein für 42 neue Block-Poller, und die Stadt Unna plant noch weitere Sperren anzuschaffen, in Summe für knapp 600.000 Euro. Es ist verrückt, welcher Aufwand da betrieben wird. Dieser Betrag entspricht zum Beispiel dem Budget, das die Bürgerstiftung Unna für all ihre wohltätigen Projekte ausschüttet, aber nicht in einem Jahr, sondern in zweien. Wie viel Gutes könnte man mit diesem ganzen Geld bewegen, wie vielen armen Menschen helfen? Aber wir müssen uns diesem hässlichen Thema mit einer anderen Fragestellung nähern. Und vielleicht mit diesem Beispiel: Werden heute noch Autos ohne Sicherheitsgurte gebaut?

Sicherheitsgurte waren auch mal neu

Es war einmal üblich, ohne Gurte durchs Land zu fahren. Irgendwann setzte sich dann die Erkenntnis durch, dass diese Technik Leben retten kann. Später kamen die Airbags dazu. Immer mehr Technik in Autos kostet immer mehr Geld. Ist das nötig? Ich fahre seit 1997 selbst Auto und habe tatsächlich noch nie einen Gurt benötigt, einen Airbag erst recht nicht. Trotzdem würde ich darauf nicht verzichten.

Leider notwendig

Wie die Sicherheitstechnik im Auto werden auch die Barrieren, die Großveranstaltungen schützen sollen, irgendwann für uns alle selbstverständlich dazu gehören. Leider sind sie nötig. Das haben die furchtbaren Anschläge in Magdeburg oder München gezeigt, bei denen Wahnsinnige Autos in Menschenmengen gesteuert und wahllos getötet haben. Die Sicherheitsverantwortlichen in Unna sprechen von einer „abstrakten Terrorgefahr“. Das Risiko ist einfach da.

Pragmatisch für Poller entscheiden

Woher diese Gefahr kommen kann und von welchen Menschen sie ausgehen mag, darüber kann und sollte gesprochen werden. In Unna bringt das Diskutieren aber jetzt niemanden weiter. Die Stadt steht wenige Wochen vor dem größten Volksfest überhaupt, der Festa Italiana. In Unna muss jetzt pragmatisch entschieden werden, will man auf diese Art von Lebensfreude nicht verzichten. Das bedeutet für den Stadtrat: Natürlich kaufen wir diese neuen Stahlpfosten, die ein mörderisches Fahrzeug krachend zum Stehen bringen würden. Es liegt auf der Hand, dass sie besser sind als das bisherige Wassertank-Provisorium allein.

In diese Vorsorge jetzt nicht zu investieren, wäre unverantwortlich. Es wird wohl kein Politiker mit Nein stimmen und trotzdem noch ruhig schlafen können. Hoffen wir, dass die neuen Barrieren nie ihre Stabilität und ihre korrekte Positionierung im Ernstfall beweisen müssen.

„Lebensrisiko“ bleibt

Eines darf man aber nicht vergessen: Die Stadt Unna schreibt in ihren Erläuterungen, es könne nicht darum gehen, die Besucher „vom allgemeinen Lebensrisiko zu befreien“. Richtig. Das gehört zur Wahrheit dazu. Auch in einem Auto mit Gurten und Airbags kann man ums Leben kommen.

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