Das Demonstrationsgeschehen am Samstag (15.2.) in Unna mag mitunter schrill gewesen sein, es blieb aber zumindest aus polizeilicher Sicht friedlich. Dem Aufruf der Omas gegen Rechts aus Unna waren rund 500 Teilnehmer gefolgt. Die AfD, deren Bezirksverband Arnsberg die Kundgebung in Unna angemeldet hatte, mobilisierte laut Polizeischätzung etwa 80 Gleichgesinnte oder Zuhörer. Neben der Kreispolizeibehörde Unna waren in Unna auch zahlreiche Kräfte der Bereitschaftspolizei im Einsatz. Eingreifen aber mussten sie nicht.
Gesang, Tanz und Wahl-Appell
Die „Omas“ und ihre Mitstreiter demonstrierten vor dem Einkaufszentrum Neue Mühle vor allem Feierstimmung unter dem Motto „Unna feiert die Demokratie“. Tatsächlich animierte Initiatorin Sevgi Kahraman-Brust die Teilnehmer zum Singen und Tanzen. Manche waren bunt verkleidet, und es flog Konfetti.
Ernste Worte richteten die Aktivistinnen und Aktivisten aber auch an die Menge. „Zeigen Sie am Wahltag mit Ihrer Stimme, dass Unna für Vielfalt und Respekt steht und jegliche Form von Ausgrenzung strikt ablehnt“, appellierte Charlotte Kunert. Und: „Vor allem: Seid Menschen!“
Kritik an Union und AfD
Neben weiteren Rednerinnen und Rednern sprach auch Anabela Dias, selbst Migrantin. Sie verurteilte die Verbrechen von Gewalttätern: „Sie jagen uns allen Entsetzen und Angst ein“ und müssten selbstverständlich in einem rechtsstaatlichen Verfahren völlig unabhängig von ihrer Herkunft verurteilt und streng bestraft werden, so Dias. Sie kritisierte aber, dass Menschen mit internationaler Familiengeschichte verantwortlich gemacht würden für gesellschaftliche Probleme, was sie eine „Sündenbock-Politik“ nennt.
Kritik übte Dias in dem Zusammenhang auch an CDU/CSU, die „bereitwillig die Unterstützung der AfD gesucht, zumindest in Kauf genommen“ hätten. Sie adressierte den Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz direkt: „Das furchtbare Morden von Tätern, die zugewandert sind, und die Ängste von uns allen dürfen Sie nicht wie die AfD nutzen, um Stimmung zu machen, um eine Partei zu unterstützen, die zumindest in Teilen als rechtsextremistisch eingeordnet wird“. Die AfD stehe für „faschistische, rassistische, rückwärtsgewandte, frauen- diversitäts- und klimafeindliche und auch asoziale Politik“, so Dias.
Pfeifen und „Nazis raus“-Rufe
Die AfD war auf dem Rathausplatz geschützt durch eine Rundum-Barriere aus Eisengittern. So wurden die Redner der Partei und ihre Zuhörer von Störern zumindest räumlich getrennt. Viele, die offensichtlich diese Partei ablehnen, zogen aber im Lauf des Mittags vor diese Barriere, einige vom Kundgebungsort Neue Mühle aus. Jeder Redebeitrag der AfD wurde von Trillerpfeifen oder „Nazis raus“-Sprechchören begleitet beziehungsweise übertönt. Dies wurde von manchen Beobachtern kritisiert, von manchen begrüßt.

Direktkandidatin Hagelstein
Nachdem die AfD-Kundgebung später als erwartet begann, richtete der Bezirkssprecher Christian Zaum zuerst süffisant das Wort an die Gegendemonstranten. Er begrüßte sie und erklärte, es freue ihn, dass sie nach der Musik der AfD tanzten.
Dann begrüßte er die „bestaussehende Direktkandidatin aus NRW“ Friederike Hagelstein, die die Auftaktrede hielt. In ihrer Rede ging Hagelstein schwerpunktmäßig auf das Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen ein – ein Problem, das ihrer Meinung nach durch Remigration gelöst werden könne.
AfD und die US-Demokratie-Kritik
„Die Wirtschaft braucht Infrastruktur und der Bürger braucht sie auch“, erklärte AfD-Sprecher Zaum in seinem Beitrag. Demokratie sei theoretisch etwas sehr Schönes, doch die Politik bleibe trotz Wahlen bisher dieselbe. Ob Brandmauer, die den Wähler vor sich selbst schützen soll, oder der US-Vizepräsident J.D. Vance, der sich über die fehlende Demokratie in Europa beklagte, beides führte er an, um Wahlwerbung zu machen.
Schließlich betrat mit dem Dortmunder Matthias Helferich einer der bekanntesten und umstrittensten AfD-Politiker die Bühne. Er sprach von einer Bundesregierung, „die das Morden in unser Land eingeladen“ habe. Das Volk sei dem politischen Establishment egal, und Friedrich Merz, der sich geläutert gebe, wolle „mit den Grünen ins Bett gehen“.
Bilder und ein Video sehen Sie auf unserer Internetseite www.hellwegeranzeiger.de
So wurde Matthias Helferich zum rechtsextremen Provokateur: Exklusive Recherche zu AfD-Politiker