In der Eishalle kommen die Problemstellen dran Feierabend liegt hinter der Asbest-Schleuse

Eishallen-Abriss: Feierabend liegt hinter der Asbest-Schleuse
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Was die große Halle am Bergenkamp einmal zur Eissporthalle gemacht hat, sammelt sich nach und nach auf dem Boden. Hier ein großer Berg blanker Metallteile, dort Holz, dahinten Kabel. Die frühere Eisfläche bietet Platz genug, um das ausgebaute Material nicht nur sortenrein getrennt, sondern auch trocken zu lagern.

Mit einem „Abriss“ oder „Abbruch“ hat das wenig zu tun. Tatsächlich sprechen die Wirtschaftsbetriebe Unna und ihr Auftragnehmer auch von einem „Rückbau“. Die Materialien, aus denen die 1977 eröffnete Eissporthalle gebaut war, sollen getrennt werden für eine fachgerechte Entsorgung oder das Recycling.

Nun geht es dabei an ein Material, das besondere Sicherheitsvorkehrungen verlangt. Auch asbesthaltige Fasern müssen aus dem Bauwerk herausgenommen werden. Und nicht überall lässt sich dabei verhindern, dass sie in Bewegung kommen und freigesetzt werden. Was sich machen lässt: Die Freiheit der lungenschädlichen Fasern auf kleinstmöglichen Raum beschränken.

Frei von Fasern nach vier Schleusenkammern

Dies geschieht nun an der Lüftung der Halle, vor allem an den Brandschutzklappen. Dort wurde Asbest in einer Weise eingesetzt, dass man das Material wirklich nur herausreißen kann – unter geeigneten Schutzmaßnahmen.

Der Generalunternehmer Prümer hat dafür einen Spezialisten mit ins Boot geholt. Erledigt werden die groben Arbeiten der Asbestbeseitigung von nur zwei Arbeitern, die einen gesonderten „Asbestschein“ vorweisen können. Wo sie Hand anlegen, ist der Arbeitsbereich mit einer Einhausung aus Holzgestellen und Folie von der Umwelt abgeschirmt. Der Weg heraus aus diesem Bereich – in Pause oder Feierabend – führt durch eine vierstufige Schleuse, in der sich die Arbeiter schrittweise ihrer Schutzmontur entledigen.

Sergej Jakubov von der E&K-Gruppe an der Asbestschleuse. In ihr finden sich vier Kammern, in denen sich die Arbeiter beim Weg nach draußen von schädlichen Fasern befreien. Hinter der Schleuse – abgeschirmt durch die grüne Folie – arbeiten sie in der Eissporthalle Unna an asbesthaltigem Material.
Sergej Jakubov von der E&K-Gruppe an der Asbestschleuse. In ihr finden sich vier Kammern, in denen sich die Arbeiter beim Weg nach draußen von schädlichen Fasern befreien. Hinter der Schleuse – abgeschirmt durch die grüne Folie – arbeiten sie an asbesthaltigem Material. © Udo Hennes

Sergej Jakubov von der E&K-Gruppe beaufsichtigt die Sicherheitsvorkehrungen und erklärt sie: In der ersten Kammer der Schleuse saugt die Anlage Fasern ab, die sich auf der Schutzausrüstung abgesetzt haben. In der zweiten Kammer legt der Arbeiter mit Ausnahme der Maske den Anzug ab, in der dritten steckt eine Dusche. Zum Schluss warten die normale Kleidung und die Ausgangstür.

Etwa sechs bis sieben Mal müssen die Asbestexperten die Schleuse versetzen und neue Einhausungen bauen, um schrittweise das Fasermaterial der Lüftung zu beseitigen. Bis Mitte April soll dieser besonders anspruchsvolle Teil der Rückbauarbeiten abgeschlossen sein. Dass keine Fasern nach außen dringen sei ebenso selbstverständlich wie der Schutz der Arbeiter, machen Firmenvertreter und WBU deutlich.

Mit dem Abriss der Eissporthalle setzt die WBU einen Beschluss um, der zunächst vom Stadtrat getroffen und später in einem Bürgerentscheid bestätigt wurde, nachdem ein erstes Bürgervotum zunächst Erhalt und Sanierung der Halle vorgegeben hatte. Aktuell liegen die Arbeiten im Zeitplan.

Der Auftrag der Stadttochter WBU an ihren Generalauftragnehmer besteht zunächst darin, die Halle zu entfernen und eine Wiese einzusäen. Was perspektivisch an der Stelle entstehen wird, ist noch nicht entschieden. Die WBU ist zwar Eigentümerin der Fläche, verweist aber an ihre Gesellschafterin Stadt Unna, die zugleich Inhaberin der Planungshoheit ist. Eine künftige Nutzung des Grundstücks ist vor allem eine Frage für die Politik. Bislang ist diese Frage aber noch nicht wirklich behandelt worden.