Eines der größten Bauvorhaben in Unna läuft an, allerdings im Rückwärtsgang. Baumfällarbeiten ab Donnerstag dieser Woche setzen den Startpunkt zum „Rückbau“ der 1977 errichteten Eissporthalle am Ligusterweg.
Bis zum Sommer des kommenden Jahres soll das Bauwerk aus der Landschaft verschwunden sein. Wie sich die Fläche danach darbietet, beschreibt die Überschrift einer Pressemitteilung, die die Stadttochter WBU als Eigentümerin der Immobilie vorgelegt hat: „Rückbau der Eissporthalle Unna – Im kommenden Jahr blüht am Bergenkamp eine Wildblumenwiese.“
Den Abbruch der Eissporthalle als Beitrag zur Verbesserung der Umwelt in Unna zu deuten, ginge allerdings wohl zu weit. Die Blumenwiese gilt als Übergangslösung, die so lange greift, bis die Stadt eine Nachfolgenutzung für die Fläche beschlossen hat. Derzeit gibt das dazu noch keine öffentliche Diskussion. Fest steht nur, dass die alte Eishalle weichen muss. Der Bürgerentscheid im Mai hat dies festgesetzt.
Die Rodung ab Donnerstag erfasst nur einen Teil des Grüns, das die Eissporthalle umgibt. Für sieben Bäume übernimmt die WBU freiwillig die Regeln der früheren Baumschutzsatzung. Eine Esche, vier Weiden und zwei Birken sollen an anderer Stelle nachgepflanzt werden. Wo, das ist noch offen.
Allein der Abriss kostet einen Millionenbetrag
Die eigentlichen Abrissarbeiten am Gebäude laufen voraussichtlich ab Januar an, sollen im Mai oder Juni abgeschlossen sein. Die Kosten sind noch offen, dürften aber im siebenstelligen Bereich liegen. Schon 2014 sah eine Berechnung der WBU Ausgaben von 1,1 Millionen Euro voraus, und seitdem sind Firmenaufträge nicht günstiger geworden.
Die WBU und ihr beauftragter Planer sprechen von einem „Rückbau“, was dem Aufwand bei der Beseitigung eines Gebäudes heute eher entspreche. Erwartungsgemäß wurden bei der Untersuchung auf Bauschadstoffe gleich mehrere gefunden. Asbest spiele eine Rolle, allerdings im „erwartbaren Rahmen“, wie Ingenieur Peer Hoppe veranschaulicht. Dementsprechend müssten Fachfirmen eine sachgemäße Entsorgung leisten. Selbst die „Leimbinder“, aus denen die hölzerne Dachkonstruktion besteht, gelte als gefährlicher Abfall, der „thermisch entsorgt“, also verbrannt werden muss. Technische Anlagen werden ausgebaut, Baustoffe nach Sorten getrennt und in die Entsorgung oder Wiederverwertung gegeben.

Anwohnerverträglichkeit scheint in den Überlegungen von WBU und Planer eine große Rolle gespielt zu haben. Um die Lärmbelastung im Griff zu halten, sollen die Arbeiten nur montags bis freitags in einem Zeitfenster von 7 bis 17 Uhr laufen. Sogar für das eingesetzte Gerät gibt die WBU Vorgaben. Völlig vermeiden ließen sich Staub, Lärm und Erschütterung nicht. Eine Gefährdung der Nachbarn sei allerdings auszuschließen. Und zu Beginn der eigentlichen Rückbaumaßnahmen will die WBU noch einen Ansprechpartner für die Bürger ausweisen, der bei entsprechendem Bedarf gut zu erreichen ist.
Die Rolle, einen Impuls für die künftige Nutzung der Fläche zu setzen, sieht die WBU eher bei der Politik, wie die Aufsichtsratsvorsitzende Beatrix Wieczorek betont. WBU-Geschäftsführerin Ines Brüggemann fasste vor diesem Hintergrund auch nur Ideen zusammen, die bislang öffentlich geäußert worden sind. Wohnbauland, ein Kindergarten, eine neue Freizeiteinrichtung oder auch Mischformen davon sind Dinge, die Unnas Politikern bislang eingefallen sind. Eine Rolle mag in den Überlegungen dann auch die benachbarte Parkplatzfläche spielen. Sie ist vom nun geplanten Rückbau noch nicht betroffen, gilt allerdings ohne eine besucherstarke Einrichtung wie die Eishalle als überdimensioniert.