Die evangelische Kirche in Billmerich ist ein geliebtes Stück Billmerich, das viel über das Dorf in Unnas Süden und seine Bewohner zu erzählen vermag. Am Samstag (18.5.) wurde ihr Bau vor 90 Jahren gefeiert. Nicht nur ein Anlass, zurückzublicken, sondern auch die Gegenwart zu reflektieren.

Ein denkwürdiger Tag
„Billmerich gehörte seit alters her zum Kirchspiel Dellwig“, erläuterte Altpastor Otfried Bisplinghoff in einem Vortrag über die Geschichte der Kirche. „Ein betagter Bergarbeiter erzählte mir vor fast 50 Jahren, wie beschwerlich für ihn der Kirchgang nach Dellwig war, anderthalb Stunden über die Kluse hin und anderthalb Stunden über die Kluse wieder zurück“.

Am 18. Mai 1932 erschien im Hellweger Anzeiger ein Artikel mit der Überschrift „Ein denkwürdiger Tag“. Die Rede war vom 17. April des gleichen Jahres. Damals hatte die Gemeinde Billmerich zum ersten Mal ihren ersten eigenen Gottesdienst abgehalten. Ein Jahr später begann der Bau des Gemeindehauses.
Billmericher halten zusammen
Das Material für das Fundament der Kirche wurde aus dem alten Billmericher Steinbruch geholt, die Ziegelsteine aus einer stillgelegen Ziegelei in Langschede. Den eigentlichen Bau erledigten arbeitslose Bürger. Im Gegenzug sorgten alle Bauern der Gegend gemeinsam dafür, dass diese immer etwas zu essen hatten und transportierten die Materialien.
Alle Billmericher, berichtete Bisplinghoff, unabhängig von politischen Überzeugungen und sogar über die Grenzen der Konfessionen hinweg, hätten sich an dem Projekt beteiligt. So wurde am 6. März 1934 die Kirche in Billmerich eingeweiht.
„Unser Dorf wäre nicht das Dorf geworden, das es ist, wenn es nicht diesen Kirchbau gegeben hätte“, erklärte der Altpfarrer. Billmerich gewann an Bedeutung, der Weg nach Dellwig wurde unnötig. Vor allem aber habe der Kirchbau den Gemeinsinn geweckt, der schon zum Merkmal der Billmericher Geschichte geworden sei. „‘Wir in Billmerich halten zusammen‘ wurde die Devise und diese Devise hat sich immer wieder bewährt. Wir in Billmerich bauen auf, was zu bauen ist.“
Im Festgottesdienst ging auch Pfarrer Jochen Müller auf eben diesen Gemeinsinn und Zusammenhalt ein. Für ihn besteht die Kirche in Billmerich eben nicht nur aus Bruchstein und Ziegeln, sondern aus vielen Menschen, die alle etwas dazu beitragen.
Gleichwohl erinnerte Müller auch daran, dass beim Bau der Kirche in den 30er-Jahren auch Nationalsozialisten und ihnen nahe stehende, sogenannte „Deutsche Christen“ beteiligt waren. Jeder könne seine Meinung haben, doch an der Demokratie und den Grundrechten müsse man mindestens festhalten.

Begangen wurde die Jubiläumsfeier neben dem Gottesdienst mit einem Fest, bei dem unter anderem Kinderspiele und Kasperletheater für die Kinder so wie Filme, Präsentationen und Vorträge für die Erwachsenen angeboten wurden. Band und DJ-Musik rundeten ein gelungenes Fest ab. Außerdem bot die Jubiläumsfeier den perfekten Rahmen für die Einweihung der neuen Boule-Bahn in der Dorfmitte.