Ein Gotteshaus als Ortsmittelpunkt 90 Jahre Kirche Billmerich gefeiert

90 Jahre Kirche Billmerich: Ohne Kirchenbau wäre das Dorf ein anderes
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Die evangelische Kirche in Billmerich ist ein geliebtes Stück Billmerich, das viel über das Dorf in Unnas Süden und seine Bewohner zu erzählen vermag. Am Samstag (18.5.) wurde ihr Bau vor 90 Jahren gefeiert. Nicht nur ein Anlass, zurückzublicken, sondern auch die Gegenwart zu reflektieren.

Die evangelische Kirche in Unna-Billmerich. Vor ihr stehen mehrere Menschen.
Wer die Kirche heute sieht, mag sie vielleicht nicht für eine Schönheit halten, aber auch nicht glauben, dass einer der ersten Billmericher Pfarrer sie für unzumutbar hielt und einen Neubau anregte. © Sebastian Pähler

Ein denkwürdiger Tag

„Billmerich gehörte seit alters her zum Kirchspiel Dellwig“, erläuterte Altpastor Otfried Bisplinghoff in einem Vortrag über die Geschichte der Kirche. „Ein betagter Bergarbeiter erzählte mir vor fast 50 Jahren, wie beschwerlich für ihn der Kirchgang nach Dellwig war, anderthalb Stunden über die Kluse hin und anderthalb Stunden über die Kluse wieder zurück“.

Altpastor Otfried Bisplinghoff hat die Kirche und die Gemeinde in Billmerich viele Jahre begleitet. Am Samstag hielt er einen Vortrag.
Altpastor Otfried Bisplinghoff hat die Kirche und die Gemeinde in Billmerich viele Jahre begleitet. Davon, aber auch von den Anfängen der Kirche vor 90 Jahren, berichtete er bei der Feier. © Sebastian Pähler

Am 18. Mai 1932 erschien im Hellweger Anzeiger ein Artikel mit der Überschrift „Ein denkwürdiger Tag“. Die Rede war vom 17. April des gleichen Jahres. Damals hatte die Gemeinde Billmerich zum ersten Mal ihren ersten eigenen Gottesdienst abgehalten. Ein Jahr später begann der Bau des Gemeindehauses.

Billmericher halten zusammen

Das Material für das Fundament der Kirche wurde aus dem alten Billmericher Steinbruch geholt, die Ziegelsteine aus einer stillgelegen Ziegelei in Langschede. Den eigentlichen Bau erledigten arbeitslose Bürger. Im Gegenzug sorgten alle Bauern der Gegend gemeinsam dafür, dass diese immer etwas zu essen hatten und transportierten die Materialien.

Alle Billmericher, berichtete Bisplinghoff, unabhängig von politischen Überzeugungen und sogar über die Grenzen der Konfessionen hinweg, hätten sich an dem Projekt beteiligt. So wurde am 6. März 1934 die Kirche in Billmerich eingeweiht.

„Unser Dorf wäre nicht das Dorf geworden, das es ist, wenn es nicht diesen Kirchbau gegeben hätte“, erklärte der Altpfarrer. Billmerich gewann an Bedeutung, der Weg nach Dellwig wurde unnötig. Vor allem aber habe der Kirchbau den Gemeinsinn geweckt, der schon zum Merkmal der Billmericher Geschichte geworden sei. „‘Wir in Billmerich halten zusammen‘ wurde die Devise und diese Devise hat sich immer wieder bewährt. Wir in Billmerich bauen auf, was zu bauen ist.“

Im Festgottesdienst ging auch Pfarrer Jochen Müller auf eben diesen Gemeinsinn und Zusammenhalt ein. Für ihn besteht die Kirche in Billmerich eben nicht nur aus Bruchstein und Ziegeln, sondern aus vielen Menschen, die alle etwas dazu beitragen.

Gleichwohl erinnerte Müller auch daran, dass beim Bau der Kirche in den 30er-Jahren auch Nationalsozialisten und ihnen nahe stehende, sogenannte „Deutsche Christen“ beteiligt waren. Jeder könne seine Meinung haben, doch an der Demokratie und den Grundrechten müsse man mindestens festhalten.

Mehrere Menschen probieren die neue Boule-Bahn in Unna-Billmerich aus.
Während die Kirche 90 Jahre feierte, wurde gleich in der Nähe in der Dorfmitte die ganz neue Boule-Bahn eingeweiht. © Sebastian Pähler

Begangen wurde die Jubiläumsfeier neben dem Gottesdienst mit einem Fest, bei dem unter anderem Kinderspiele und Kasperletheater für die Kinder so wie Filme, Präsentationen und Vorträge für die Erwachsenen angeboten wurden. Band und DJ-Musik rundeten ein gelungenes Fest ab. Außerdem bot die Jubiläumsfeier den perfekten Rahmen für die Einweihung der neuen Boule-Bahn in der Dorfmitte.